Orden Wider den Tierischen Durst – Ale-Mania India Pale Ale

IPAs sind zu einem meiner Lieblingsbiere geworden. Frischer als ein Pils, dabei nicht so dumpf und vordergründig bitter; fruchtiger als ein Weizenbier, aber nicht so süß und kohlensäureüberquellend. Ein ideales Bier zum Essen und Genießen.

Das Ale-Mania India Pale Ale ist ein perfektes Beispiel dafür. Fruchtig ist eigentlich aber gar kein Ausdruck: Der Hopfen gibt Aromastoffe ab, die wir als Aprikosen, Äpfel, Orangen und Grapefruit, und vielleicht sogar noch einen Korb voller anderer Früchte wahrnehmen. Selbst für IPA-Verhältnisse empfinde ich das als herausragend, mit anderen Biersorten wage ich es gar nicht zu vergleichen.

Hopfig, wie gesagt, dabei aber kaum bitter auf Zunge und vorderem Gaumen – trotz der 54 IBU; der interessante Effekt ist, dass die Bitterkeit tatsächlich aber da ist. Man erkennt sie dann erst im Rachen, wo das Ale-Mania IPA dann für einen Neuling einen spannenden Effekt erzeugt.

alemaniaGegessen habe ich zum Bier ein paar schöne, knusprige, fettig-frittierte KFC-Hühnchenschenkel. So ein Foodpairing bringt das beste in beiden Produkten hervor: Die süßwürzige Maispanade des alten Colonels passt bestens zur hopfig-bitteren Art des IPA, und die 5,8% Alkoholvolumen kümmern sich darum, Fettreste im Mund wegzuputzen, ohne zu sehr zu Kopf zu steigen.

Die Drittelliter-Flasche selbst ist nichts ungewöhnliches, das Logo im Graffiti-Stil dagegen sehr plakativ. Die Industriebrauer setzen immer noch auf diese altbackenen, goldenen, im Wappenstil gehaltenen Prunketiketten; die Mikrobrauereien setzen sich dankenswerter Weise auch optisch davon ab, mit all den frechen, modernen, jugendlicheren Etiketten – die auch kundenfreundlicher sind, da sie verwendetes Malz und Hopfensorten auflisten, und im Fall des Ale-Mania sogar Plato-Stärke und IBU.

Ein ideales Einsteiger-IPA, auch wenn diese beim Einstiegspreis von rund 2,50€ vielleicht erstmal die deutsche Billigbierpreishürde gedanklich überspringen müssen. Und dennoch ist dieses Bier auch gleichzeitig eins für Kenner. Was sich offensichtlich nicht gegenseitig ausschließen muss.

Das Feuer der Leidenschaft ist aus – Romeo y Julieta Puritos

Wenn man so eine Purito in der Hand hält, ist es schon ein gutes Gefühl: Ein wunderbar würzig-frischer Kaltgeruch, sehr weich und nachgiebig, eine strahlend hellbraune Farbe. Die Banderole ist reduktionistisch einfach in Rot mit weißer Schrift. Die Packung ist hübsch gestaltet, am unteren Ende verschließt das bekannte grüne kubanische Herkunftssiegel (auch auf kubanischem Rum zu finden) die kleine Schiebeschachtel.

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Und auch nach dem Anzünden der vorgeschnittenen Zigarren schwelgt man erstmal im Genuss. Sehr hell und dabei zurückhaltend würzig, klare Tabakaromen, leicht süß und cremig. Gutes Rauchvolumen.

Puritos sind von der Größe her in der Länge ca. 115 mm, das Ringmaß ist aber recht klein. Meine Erfahrung, die durchaus begrenzt ist, deutet aber darauf hin, dass ein kleines Ringmaß eher zu stärkeren, aggressiveren Geschmackserlebnissen führt.

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Und so setzt auch tatsächlich bald eine gewisse Ernüchterung ein. Mir ist die Zigarre beim normalen Rauchen dreimal ausgegangen. Der Zugwiderstand war mir deutlich zu leicht, was sich schon durch die Drucknachgiebigkeit beim Tasten angedeutet hat. In der zweiten Hälfte verliert sich die Milde komplett und wird durch eine recht scharfe, pfeffrige Kante ersetzt, da macht das Rauchen nur noch wenig Spaß.

Eine knappe Viertelstunde hat man Vergnügen an dieser Zigarre, man sollte nur zügig an ihr ziehen und sie nach der Hälfte ausgehen lassen. Auch wenn sie den magischen Ruf ihres Namens und ihres Herkunftsorts hat: Selbst für den durchaus mäßigen Preis von 1€ pro Stück bekommt man doch besseres aus Nicaragua oder der Dominikanischen Republik. Kuba ist halt dann doch kein Wunderland.

Der reine Genuss – Purtrinker und die Mischerhölle

Mit hochwertigen Spirituosen ist das für manche so eine Sache. Da kauft sich so mancher eine Flasche Single Malt Scotch oder 10 Jahre alten Bourbon, und ist im siebten Himmel: So feine Aromen, so herrliche Geschmäcker, so duftende Gerüche! Das ist wahrlich ein Premium-Produkt.

Und dann kommt so ein Heini daher, nimmt diesen wunderbaren Edelbourbon, und macht sich damit einen Cocktail, oder, noch schlimmer, einen Longdrink. Mit Cola.

The horror! The horror!

Da bricht für den hehren Purtrinker natürlich die Welt zusammen – wie kann man sowas wagen? Die Schlussfolgerungen sind ja klar. Der Mischer ist erstens ein Banause und Depp, überhaupt auf die Idee zu kommen; zweitens kann er kein Kenner sein, denn Kenner tun sowas nicht; und drittens ist der Mischer ein dekadenter, arroganter Schnösel, denn so teuren Whiskey in ein Getränk zu mischen – denkt niemand an die Kinder in Afrika?

Man ahnt nicht, wie oft ich diesem Nur-Purtrinker-Typus in Online-Foren schon begegnet bin. Meistens bringt es nicht viel, den Standpunkt diskutieren zu wollen – Purtrinker sind davon überzeugt, die „reine“ Wahrheit im wahrsten Wortsinne zu kennen. Und sie sehen es nicht ein, sich mit Mischern abzugeben, die ja scheinbar nicht an den „echten“ Aromen des Schnapses interessiert sind, sonst würden sie sie ja nicht absichtlich überdecken wollen.

Persönlich habe ich dazu ein entspannteres Verhältnis. Manche Spirituosen trinke ich sehr gern pur, insbesondere Bourbons, Scotches und Rums, doch habe ich noch keine angetroffen, die ich als „zu schade zum Mischen“ bezeichnen würde.

Ein Longdrink wie Whiskey-Cola, Campari-Soda, Gin-Tonic oder Rum-Sprite besteht aus zwei Komponenten. Das bedeutet, ich habe nur zwei Angriffsstellen, um die Qualität des Mischgetränks zu steuern. Einen guten Mixer zu verwenden scheint niemand zu stören (gerade Tonics sind durch den aktuellen Gincraze inzwischen zu einer Wissenschaft für sich geworden), doch wenn man an der anderen Schraube drehen will, nämlich die Spirituosenqualität anzuheben, führt das bei manchen scheinbar zu physischen Schmerzen. Fever Tree macht Werbung damit, dass man für die nichtalkoholische Komponente Qualität verwenden soll; warum sollte es für die alkoholische Komponente anders sein?

mixdrink-werbungIch will in Longdrinks keinen Fusel trinken müssen. Ich mache mir meine Whiskey-Cola weiterhin mit Knob Creek Small Batch Bourbon, meine Rum-Sprite kriegt auch gern einen Rum für 30€ spendiert, und in meiner Margarita oder Rosita will ich nur 100%-Agave-Tequila sehen. Gin-Trinker sind da schon einen Schritt weiter – der Gin-Tonic wird analog zu einer japanischen Teezeremonie zelebriert. Obwohl ich kein echter Ginfreund bin, das ist der richtige Weg.

Letztlich mag die gefühlte Grausamkeit des Longdrinks für die Purtrinker am schlechten Ruf liegen, den der Longdrink, und ganz besonders die Kombination mit Cola, hat. Viele erinnern sich vielleicht an Saufgelage der Jugend, denken an Whiskey-Cola als Schnellintoxikationsmittel ohne jeden Anspruch, halten es für ein Unterschichtengetränk. Vielleicht ist es auch die Tradition, die dazu verleitet. Insbesondere Whisk(e)y wird als edler wahrgenommen als andere Spirituosen und ist damit nicht mehr für die Vermischung freigegeben.

Die Wahrheit ist natürlich eine andere. Ein gut gemachter Longdrink ist eine tolle Erfrischung und oft genug der Einstieg in die noch höhere Kunst des Cocktails. Wer noch nie eine richtig gut gemachte Mischrezeptur verkostet hat, verpasst was. Gerade die Einfachheit ist ansprechend – und die Aromen so manchen Bourbons werden eher verstärkt durch die Mischung mit einem Mixer, als überdeckt.

Ich gebe aber gern zu, dass es mir auch missfällt, wenn man Schnaps nur deshalb mit Limonaden vermischt, um den Geschmack des Alkohols wegzubekommen – das ist Wirkungstrinkerverhalten, das aber wohl eh niemand wirklich gutheißt. Mit Genuss hat es aber auch nichts zu tun, wenn man sich abends teuren Scotch pur hinter die Binde kippt, um schneller einschlafen zu können.

Geh doch hin wo der Pfeffer wächst – und mach Szechuan Peppered Rum!

In Mixology 3/2014 wurde das Konzept des Fat Washings vorgestellt. Dabei geht es darum, fettgebundene Aromen auf eine Spirituose zu übertragen – Bacon Bourbon, Entenfettscotch und Pfannkuchencognac sind einige der Beispiele. Wichtig dabei ist, dass das Fett nur als Transportmedium genutzt wird, also um die Aromastoffe von der Quelle aufs Ziel zu transportieren. Im fertigen Produkt soll es nicht mehr vorhanden sein und wird abgeschöpft und herausgefiltert.

Das hört sich erstmal verrückt und, ehrlich gesagt, ein bisschen eklig an. Man hat Fettaugen vor Augen, und eine schmierige Konsistenz. Trotzdem, als echter Craft-Spiritist muss man auch so etwas mal ausprobiert haben. Zu Beginn habe ich mir statt deftigem Speck dann aber doch etwas unverfänglicheres ausgesucht, das sich dennoch sehr spannend anhört: Pfefferrum.

Das Originalrezept für Peppercorn Rum, wie es Bartender Naren Young der Bacchanal Bar, New York, vorsieht, liest sich so: 250g Butter, 250g Rosa Pfeffer, 700ml Havana Club 3 años. Das ist natürlich für den Barbedarf gerechnet, um viele Cocktails daraus herzustellen. Für die Heimbar und zum Ausprobieren habe ich daher das Rezept entsprechend verkleinert und eine andere Pfefferart verwendet.

Szechuan Pepper Rum 1


Szechuan Peppered Rum
50g Butter
15g ganze Szechuan-Pfefferkörner
150ml Rum (Botucal Añejo 4 Jahre)


Darüber hinaus brauchen wir eine kleine Pfanne, ein Gefäß mit Deckel und ein kleines Fläschchen zur Aufbewahrung des Rums, wenn er fertig ist.

Die Pfefferkörner mit dem Barstößel etwas andrücken, und in einer kleinen Pfanne etwas anrösten. Der Szechuan-Pfeffer gibt dabei einen herrlichen Geruch ab; ich hoffe, etwas davon später im fertigen Pfefferrum wiederzufinden.

Szechuan Pepper Rum 2Nun die Butter hinzu. Die Hitze stark reduzieren, wir wollen den Pfeffer ja nicht fritieren. Die Butter soll zerlaufen, und die Aromen des Pfeffers aufnehmen.

Szechuan Pepper Rum 3Die Butter ist nun schön schaumig, und wir nehmen die Pfanne komplett vom Feuer.

Szechuan Pepper Rum 4

Schließlich füllen wir die Pfefferbutter in ein Gefäß mit großer Öffnung, und geben den Rum dazu. Etwas verrühren, Deckel drauf und ziehen lassen. Ich habe dafür 4 Stunden angesetzt.

Szechuan Pepper Rum 5Damit die Butter komplett erkaltet und nachher gut abgeschöpft werden kann, kommt das Gefäß über Nacht in den Kühlschrank.

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Nun die Erklärung, warum man ein Gefäß mit möglichst großer Öffnung, zum Beispiel eine Schale, braucht: Das Fett ist erstarrt und schwimmt oben als kompakte Masse, die man leicht mit einem Löffel abschöpfen kann.
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Ich plane, die Reste nicht wegzuwerfen, sondern die erstarrte Butter als Pfefferbutter zu einem guten Steak zu essen. Gewiss trägt sie außer dem Pfeffergeschmack auch noch ein bisschen Rumaroma.

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Die Flüssigkeit wird nun erst durch ein Teesieb, dann durch einen Kaffeefilter gefiltert, um Reste des Fetts abzutrennen.

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Und schließlich wird noch ein zweites Mal durch einen Kaffeefilter gefiltert, um die Schwebstoffe und übriggebliebene Trübstoffe zu entfernen. Das Ergebnis, abgefüllt in eine kleine Flasche, ist fast völlig klar und riecht schonmal stark nach Szechuan-Pfeffer, aber überhaupt nicht nach Butter oder Fett.

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Zwei Tage später, wenn sich der Rum etwas ausruhen konnte, folgt die Verkostung. Geruchlich kommt er einem schon wenn man die Flasche öffnet direkt entgegen – hauptsächlich eine seltsame Note, erkennbar der Pfeffer, aber auch eine etwas ranzige Note. Nicht wirklich angenehm. Schließlich der erste Schluck: Untrinkbar. Eine sehr widerliche Mischung aus der Schärfe des Pfeffers, einem bitteren, pestigen Unterton, Spülmittel, Plastik und ranziger Butter. Vom Rum ist nichts mehr geschmacklich erkennbar. Ich musste es wieder ausspucken.

Nun ja – den Versuch war es wert. Mir ist unklar, was ich falsch gemacht habe, doch ich bin mir recht sicher, dass ich nicht noch einen Versuch wage, bevor mir nicht jemand erklärt hat, wie das Prinzip besser funktioniert. Eigentlich wollte ich noch einen Walnuss-Bourbon und einen Speck-Vodka machen. Da ist mir dann aber der gute Schnaps zu schade, und auch die anderen Zutaten.

Schnell austrinken – Glossnerbräu Neumarkter Bio-Gold

Die Bügelflasche des Glossnerbräu Neumarkter Bio-Gold macht leise „plopp“ und gibt ihren safran-kupferfarbenen Inhalt gemächlich ins Verkostungsglas. Schon direkt beim Eingießen hält sich die Schaumbildung in Grenzen – und schnell ist auch dieses Bisschen an Schaum verschwunden. Trotzdem gibt das untergärige Bier immer kleine Bläschen von sich, die dafür sorgen, dass das Getränk nicht abgestanden schmeckt.

bio-goldGeruchlich muss man schon die Nase tief ins Glas stecken und schwer Luft holen, um das Bier wahrzunehmen – da ist praktisch nichts da; das kann schon etwas enttäuschen. Dafür holt der Geschmack, fein, sehr angenehm würzig, nur leicht hopfig und etwas malzig, so einiges wieder heraus: Ein erfrischendes Vollbier nach bayerischer Art, sehr typisch und aromatisch. Man muss es aber kalt und schnell trinken. Mit zunehmender Stehdauer wird es überraschend zügig schal. Dann geht die Erfrischungswirkung auch dahin.

5,1% Alkoholgehalt ist wohl Standard, die Herstellungsweise nicht: Wie der Name schon sagt, handelt es sich beim Neumarkter Bio-Gold um ein ökologisch achtsam hergestelltes Bier. Nach dem Reinheitsgebot mit deutschem Siegelhopfen und Malz gebraut, ist das Rücketikett mit einem EU-Bio-Logo verziert. Bis auf den Bügel ist sonst auch nicht viel außergewöhnliches an dieser Flasche.

Ein Bier, das, wenn sehr kalt serviert, wunderbar zur Erfrischung im Garten, oder zu einem leichten Essen getrunken werden kann. Für den Gourmet allerdings ist trotz der Bio-Herstellung kaum etwas vorhanden, was Begeisterungsstürme auslösen könnte – dazu ist es viel zu konventionell, unspannend und gewöhnlich. Ich werde es trotzdem weiterhin öfters trinken, denn als Alltagsbier taugt es, und man muss so nicht die Industrieplörre der großen Hersteller saufen.

My goodness! Guinness Extra Stout

Das Extra Stout des wohl bekanntesten irischen Herstellers von Bier ist dunkel espressofarben, mit nur minimaler Transparenz, und einer sich schnell abbauenden Schaumkrone – allein direkt am Glas verbleibt ein crème-farbener Rand. Geruchlich vergleichsweise unauffällig, etwas Kaffee, leicht biertypisch-metallisch. Mit zunehmender Temperatur erkennt man dann die geröstete Gerste.

extra-stoutNicht nur schnuppern, sondern trinken! Röstaromen, Kaffeepulver, süß auf der Zunge und recht hopfig-bitter im Abgang am Gaumen, ein speckig-grillgutähnlicher Touch schleicht sich ein. Im Vergleich zu Imperial Stouts ist das Guinness Extra Stout aber einen Tick körperloser und schwächer. Der Nachklang ist dann nur noch bitter, ohne die anderen Aromen.

Ein einfaches, ehrliches Bier, daraus machen wir einen einfachen, ehrlichen Cocktail! Und noch einfacher als ein Black Velvet geht es nicht.

Black Velvet


Black Velvet
½ Glas Stout (z.B. Guinness Extra Stout)
½ Glas Champagner oder Prosecco, je nach Vorliebe


Ein gut trinkbares, aber für mich zu langweiliges Stout, in einer gewöhnlichen Bierflasche abgefüllt. Massenware für den alltäglichen Genuss ohne Anspruch – es kann wegen der Bitterkeit aber gut zu deftigem und würzigem Essen getrunken werden (mein thailändisches rotes Curry wurde gut ergänzt durch das Guinness), und funktioniert auch sehr zufriedenstellend als Durstlöscher, ohne allzusehr zu Kopf zu steigen; mit 4,1% auch schwer möglich. Für um die 1,50€ pro 0,33l-Fläschchen legt man auch nicht allzuviel auf den Tisch – kriegt halt auch nur ein entsprechendes Gegenangebot.

Was darfs sein, mein Freund? Bushmills Black Bush Blended Irish Whiskey

Farblich dunkel, kräftig, leuchtend: Schon im Regal ist dieser irische Whiskey begeisternd, ein wirklich wunderschöner Ton. Der Geruch ist sehr fruchtig, nach Aprikose und Pfirsich, mit nur leichter Alkoholnote, und erinnert an eher an Scotch als an Bourbon. Eine sehr angenehme Geruchszusammensetzung – am Bushmills Black Bush Blended Irish Whiskey können sich viele Whisk(e)ys eine Scheibe abschneiden.

Bushmills Black Bush Irish Whiskey

Im Mund dann erstmal ein bisschen dumpf, seifig, medizinal. Letztlich sind das für Scotch und irischen Whiskey Qualitätsmerkmale – persönlich finde ich sie nicht wirklich ansprechend, weiß sie aber zu würdigen. Die Frucht und eine starke Süße bleiben vorhanden. Im Abgang ein gewisses Alkoholbrennen, aber gar nicht unangenehm. Es gibt gewiss Blends, die weicher, zarter, insgesamt genehmer zu trinken sind und dem Gaumen schmeicheln – der Black Bush ist eher forsch und wuchtig, aber ohne allzu aggressiv zu sein. Eine spannende Mischung. Für mich das Highlight dieses irischen Whiskeys ist der lange im Mund verbleibende Nachgeschmack – selbst nach 10 Minuten hat man noch das fruchtig-süße Aroma am Gaumen, ein beachtlicher Zeitraum für eine Spirituose.

Spirituosen wie diese verlangen nach speziellen Rezepten, in denen sie ihre Eigenheit einbringen können, statt als Spielverderber herauszustechen. Der Blood and Sand-Cocktail ist so eine Rezeptur.

Blood and Sand Cocktail


Blood and Sand
¾ oz Blended Scotch Whisky
¾ oz Kirschlikör
¾ oz Roter Wermut
¾ oz Orangensaft
Auf Eis shaken.
[Rezept nach Harry Craddock]


Die kurzhalsige, eckige Flasche mit dem schwarzen Etikett und eingelassenen Destillerie-Details weiß zu gefallen, auch weil ein Korkstopfen vorhanden ist.

Es gibt separat erhältlich auch tolle, eckige Gläser mit ähnlichen Glaseinlassungen von Bushmills, die an die Flasche erinnern, wie auf dem Cocktailfoto zu sehen – ein schönes Gesamtpaket.

Man muss es mal aussprechen – Gordon’s London Dry Gin

In einer Zeit, in der es dutzende von aufwändig hergestellten Ginsorten gibt, rutscht die alte Garde, die es seit Jahrhunderten gibt, schnell in die Nische des Langweiligen. So musste ich mir neulich von einem Besserwisser anhören, warum ich den „billigen“ Gordon’s London Dry Gin für einen Cocktail, den ich für ihn gemixt hatte, benutze, statt einem „besseren“. Meine persönliche Meinung dazu (abgesehen davon, dass „teuer“ kein Qualitätskriterium ist) ist, dass Gin, insbesondere wenn er in Cocktails verwendet wird, ein extrem schnell abschmelzendes Preisleistungsverhältnis hat. Die teuren, hippen Szenegins von heute schmecken, wenn man sie in Cocktails vermischt, alle gleich. Sie haben nur eine Daseinsberechtigung im Gin Tonic oder pur, wo die recht geringen Unterschiede zwischen den Marken noch erkennbar sind.

gordons-1Darüber hinaus ist der Gordon’s Gin einfach die Verkörperung dessen, wie ein London Dry Gin zu schmecken hat. Kräftig wacholderig, kräuterig, herbal, Zitrusnoten, floral; dabei mit dieser ätherischen Note, die den Gin einmalig macht. Für mich der perfekte Gebrauchsgin für den alltäglichen Einsatz.

Der Savoy-Klassiker Darb Cocktail beispielsweise nutzt die Art des Gordon’s, um ein trocken-fruchtiges, dabei aber auch im Nachgeschmack kräuteriges Gesamtbild zu erzeugen.

Darb Cocktail


Darb Cocktail
¾ oz Gin (z.B. Gordon’s London Dry Gin)
¾ oz trockener Wermut (z.B. Noilly Prat)
¾ oz Aprikosenlikör
¼ oz Limettensaft
Auf Eis shaken.
[Rezept nach Harry Craddock]


Die Flasche selbst hat zwar eine interessante Form mit flacher Vorder- und gewölbter Rückseite, ist aber nichts, was einem ins Auge springt.

Der unauffällige Arbeiter unter den Gins. Dennoch: Ich bin mir sicher – wenn der Gincraze wieder abnimmt, werden viele der hippen Gin-Spirituosen schnell wieder vom Markt verschwinden. Gordon’s aber wird bleiben und weiterarbeiten.

Wer nur schwarz-weiß denkt, dem graut vor blau – Bombay Sapphire London Dry Gin

Wie bei einem Gin zu erwarten ist die Farbe des Bombay Sapphire London Dry Gin kristallklar. Im Verkostungsglas breiten sich schnell duftende Noten von blühenden Blumen, etwas grünem Gemüse und Kräutern aus – darunter hervorstechend natürlich Wacholder und Lavendel. Eine gewisse Zitrusnote rundet den Geruch ab, der leider ganz zu Beginn von einer etwas beißenden Alkoholnote begleitet wird, die aber dann verfliegt – man sollte die Nase aber nicht zu tief ins Verkostungsglas stecken, sonst sticht sie direkt wieder zu.

sapphire-1Im Mund dann ist der Gin überraschend ölig, von schwerer Konsistenz, fühlt sich fast dickflüssig an. Er kitzelt etwas an Zunge und Gaumen, hält sich bezüglich Alkoholkribbeln aber angenehm zurück. Die Lavendel- und Wacholdernoten drängen die restlichen Kräuter, und insbesondere die erschnupperte Zitrusnote vollständig in den Hintergrund. Bei all dem bleibt er sehr sanft, weich und rund. Selbst im Abgang dann praktisch kein Brennen, sondern eine weiche Wärme gleitet den Hals hinunter. Eine mentholähnliches Gefühl verbleibt noch eine Weile im Mund.

Ich mag diesen Gin, auch wenn er von „Profis“ oft genug als dünne Supermarktware abgetan wird – ich empfinde es eher als „unaufdringlich“. Er fühlt sich fein und elegant an, was zum Hauptargument, warum dieser Gin wohl gekauft wird, passt: Der herrlichen Flasche. Ein kühles Blau – selten genug findet man diese Flaschenfarbe bei Spirituosen – ist zum Markenzeichen geworden, passend dazu ein edles, großflächiges Etikett und auf den Seiten direkt aufs Glas aufgedruckte Bilder der Kräuter, die für die Infusion verwendet wurden.

sapphire-2Da für mich immer das Gesamtpaket zählt, gehört der optische Eindruck dazu und hebt den Gin auf die Höchstnote, auch wenn es geschmacklich interessantere geben mag.

Ein sehr akzeptabler Gin für Purtrinker, die die äußerst florale, blumige Komponente schätzen, und eine weiche Spirituose, was die Alkoholnote angeht, bevorzugen. Und natürlich ist er als Mixer universell in Gin-Cocktails einsetzbar, wie im klassischen French 75.French 75 Cocktail


French 75
1 oz Bombay Sapphire London Dry Gin
½ oz Limettensaft
1/3 oz Zuckersirup
…aufgießen mit Sekt oder Champagner.


Noch imposanter als in der Dreiviertelliterflasche kommt die optische Opulenz in der Literflasche zur Geltung – daher schlagen Sie lieber hier zu. Schlecht wird der Gin nicht werden, und man hat einen echten Hingucker im Regal.

Wenn Dir das Leben Zitrusfrüchte gibt… mach Konzentrat draus!

Mit diesem Beitrag werde ich mir ein paar Feinde machen. Ich gebe zu, ich verwendete früher des öfteren Limettensaft aus Konzentrat für meine Cocktails. Zu Beginn meines Cocktail-Fandoms hätte ich einen Limettenarm bekommen, wenn ich all die Limetten für all die Cocktails, die ich gemischt habe, hätte ausdrücken müssen. Wenn man Cocktails über längeren Zeitraum mischt, und immer eine unregelmäßige Menge an Limettensaft benötigt, fällt es einem manchmal etwas schwer, sich an frische Früchte zu halten – die zusätzliche Arbeit lässt man gern mal sein und gibt sich mit dem bequemen Fertigprodukt aus der Flasche zufrieden.

Im Marktcheck im NDR lief heute ein Vergleichstest von Direktsaft und Saft aus Konzentrat, und das Ergebnis war klar: Weder von gesundheitlichen, noch von ernährungsspezifischen noch von sensorischen Aspekten her ist der Konzentratsaft dem Direktsaft wirklich unterlegen. Doch wie sieht es mit dem härteren Kampf aus, dem zwischen Limettensaftkonzentrat und Frischsaft?

Limettensaft 1

Für den Vergleich nehme ich meine „Hausmarke“, das Limettensaftkonzentrat von Rewe zur Hand, und vergleiche es mit frisch ausgepressten brasilianischen, unbehandelten Limetten.

 

Farbvergleich

Limettensaft 2

Ansprechender ist klar der Frischsaft – heller, voller Fruchtfleisch, und mit einer minimal erkennbaren sprudeligen Säure. Der Konzentratsaft ist dunkler und von der Konsistenz her dicklicher.

 

Geruchsvergleich

Das Konzentrat riecht etwas muffig. Die Säure ist erkennbar, bleibt aber dumpf. Ganz im Gegensatz zum frischgepressten Saft: Leicht, ätherische Zitrusöle fliegen einem zu, die Säure ist zwar mild, aber fruchtig. Hier gibt es einen ganz klaren Gewinner, und zwar mit Abstand. Der frischgepresste Saft atmet einfach die ätherischen Öle der Frucht, etwas, was dem Konzentrat völlig fehlt.

 

Geschmacksvergleich

Ganz so klar sind die Unterschiede beim Geschmack dann aber nicht mehr. Das Konzentrat hat eine starke Säure, leicht beißend, und eine gewisse Süße im Hintergrund. Der frische Saft hat fast identische Säure, die etwas leichter, weniger süß, dafür minimalst fruchtiger daherkommt. Es sind aber wirklich, von der Süße abgesehen, nur Nuancen.

Da man bei so starker Säure Probleme hat, Unterschiede zu erkennen, verdünne ich beide noch 1:1 mit Leitungswasser. Hier verdeutlicht sich nun, was schon ansatzweise erkennbar war: Konzentrat ist süßer und dumpfer, frischer Saft fruchtiger und leichter.

 

Fazit

Letztlich ist das Verwenden von Konzentratsaft nach meinem Geschmacksvergleich aber noch legitim, denn die Hauptarbeit des Zitrussafts ist eben, Säure in den Drink zu bringen, und es geht weniger um die Fruchtigkeit, die nur in Nuancen vorhanden ist; dafür sind andere Komponenten zuständig. Die ätherischen Öle, die den Hauptunterschied in Geruch und Geschmack ausmachen, kann man auch durch angedrückte Schalenzesten in einen Drink transportieren. [Nachtrag 2016: Diesen Absatz kann ich heute, nach viel mehr Erfahrung, nicht mehr stehen lassen – meine einzige Entschuldigung dafür ist, dass ich jung und dumm war.]

Mit dem Limettensaftkonzentrat von Rewe, das lange haltbar, mit Abstrichen zu frischem Limettensaft dennoch halbwegs mithalten kann, und von der Handhabung sehr einfach ist, werde ich weiterhin arbeiten, doch meine grundsätzliche Pro-Konzentrat-Überzeugung bezüglich Limettensaft ist ins Wanken geraten. Gewiss werde ich die Cocktails, die ich bisher mit Konzentrat machte, nun nochmal mit frischem Saft nachmixen.

Letztlich will ich endgültig bald zu frischem Saft wechseln, und die Faulheit besiegen – denn diese ist, ehrlich gesagt, der einzige Grund, warum man Konzentrat verwendet, auch wenn es noch so gut ist. Das Erlebnis des frischen Safts ist doch ein anderes, helleres, frischeres.

P.S. 2016: Heute verwende ich keine Konzentrate mehr. Die Faulheit ist besiegt (war gar nicht so schwer!), Cocktails sind mit Frischsaft einfach viel aromatischer, und ich empfehle jedem, der noch Konzentrat benutzt, den Umstieg zu wagen. Es lohnt sich mehr, als ich Mitte 2015 noch ahnen konnte.