Es gibt Dinge, die dürfen einfach nicht sein, sie widersprechen unseren moralisch-ethischen Grundlagen, all dem, woran wir fest glauben, unserem Weltbild, wie wir es über viele Jahre zusammengezimmert haben. Trotzdem passieren sie, und die Gesellschaft begehrt dagegen auf. Der Aufschrei in so mancher Biercommunity war also groß, als der Discounter Lidl sich erdreistete, neben den typischen Massenbilligbieren auch ein edler aufgemachtes, sich vom Stil und Inhalt deutlich an die interessierte, aufgeschlossene Bierkundschaft richtendes neues Sortiment einzuführen: Die unter der Firmierung Maltos zuerst nur im Aktionsangebot, später auch immer wieder mal erhältlichen Barley Blanc Bock, Barrique Style Doppelbock und Paradiso Zwickel.
Der Craftbierultra beschrie den Untergang des Abendlands, den Ausverkauf der Craftbierbewegung und den Anfang vom Ende aller Bierqualität. Rezensionen folgten stante pede, die wenigstens die Weltsicht wieder geraderückten: Natürlich ist das grausige Plörre (Glück gehabt!), was hatte man schon anderes erwartet. Nochmal erleichtert ausgeatmet. In einer Biercommunity bei Facebook wurde vom Administrator dann danach sogar untersagt, weiterhin Posts zu den Maltos-Bieren zu veröffentlichen. Es kann halt nicht sein, was nicht sein darf. Allein schon diese Reaktionen machen ein Produkt für mich spannend: Getroffene Hunde bellen, wie man weiß.
Mir erschließt sich einfach nicht so recht, was die Leute daran stört, wenn man heutzutage hochwertige Ware in einem Discounter kaufen kann. Spannenderweise stört sich niemand daran, dass Supermärkte wie Edeka oder Rewe schon lange ähnliches tun – schnell taucht zur Rechtfertigung dann die recht fragwürdige Umdeutung auf, dass Supermärkte ja eigentlich schon fast Feinkostläden seien, mit viel höherem Niveau als die Discounter. Wenn man aber ehrlich ist, veschwimmt die Grenze zwischen Discounter und Supermarkt doch schon seit einiger Zeit. Dass Inhaber von High-Society-Bars ein Kommunikationsproblem mit ihrer Kundschaft haben, die das Tonic Water, das bisher wegen seiner unzweifelhaften Qualität wie selbstverständlich im Einsatz war, nun nicht mehr wollen könnte allein aus dem Grund, dass es in einem Discounter erhältlich ist – nun, das ist halt ein gewisses Luxusproblem, mir persönlich ist Qualität wichtiger als Image.
Ich habe glücklicherweise kein Problem mit der Möglichkeit, gutes Bier im Discounter zu kaufen. Daher flugs zum Lidl, ein Dreierset jeder Sorte in den Warenkorb gelegt, und für jedes davon 2,50€ bezahlt. Man sieht, zumindest der Preis ist schonmal für Discounterverhältnisse craftig. Was ist zum Inhalt der Fläschchen zu sagen?
Beginnen wir mit dem Maltos Barley Blanc, einem Bockbier mit 6,9% Alkoholgehalt. Das blasse Strohgold ist leicht trüb, der Schaum schnell weg. Optisch bin ich nicht übermäßig beeindruckt – der Geruch ist schon etwas spannender, leicht fruchtig nach Grapefruit und Orangenfleisch, mit einer hintergründigen Lakritzwürze. Spannend wirds dann aber erst im Mund. Ein sehr interessanter Eukalyptusgeschmack, eigentlich fast schon mehr ein Gefühl. Ist das der auf dem Etikett angegebene Hallertau Blanc-Aromahopfen? Neben dieser reizvollen Komponente verblasst der Rest der Aromatik deutlich: Nur wenig des gerochenen Obsts kann man auch schmecken, dafür bekommt man eine starkmetallische, nach meiner Erfahrung bockbiertypische, Breitseite. Insgesamt kaum nennenswerte Aromen, höchstens etwas Heu und Getreide. Mildsauer, etwas bitter. Im Abgang kommt eine starksüße Komponente zum Vorschein, die ich nicht wirklich mag. Der Abgang ist sehr kurz und etwas bedeutungslos; das Bier ist so schnell vergessen, wie man es schluckt. Dennoch halte ich das Maltos Barley Blanc für ein vernünftiges Bier, mit einem winzigen Hauch von Anspruch, dem es dann aber doch nicht so wirklich gerecht werden kann.
Soweit, so interessant. Das nächste auf der Liste ist das Maltos Barrique Style, ein Doppelbock mit 7,6% Alkohol. Ich mag Biere mit dieser Farbtönung einfach nicht, ein undefiniertes, schwammiges Colabierbraun, mit scharlachroten Reflexen. Kaum Perlage, und der Schaum ist auch nur kurz vorhanden – kein guter Anfang. Wer sich davon hat schon abschrecken lassen, hätte die dann aber durchaus ansprechende Nase verpasst: Leichter Rauchgeruch, tatsächlich weist das Bier einen gewissen Fasscharakter auf (ohne allerdings je ein Holzfass von innen gesehen zu haben). Etwas Plastik, deutlich aromahopfig nach Tropenfrüchten. Milde Hefigkeit. Dazu kommt ein schönes Mundgefühl mit einer guten Mischung aus Malzweiche und Kohlensäurekantigkeit. Die schöne Hopfennote kombiniert sich gut mit der passenden Säure.
Im Abgang wird das Maltos Barrique Style einerseits leicht salzig, entwickelt aber auch eine klebrige Süße, die das Gesamtbild leider sehr stark ankratzt. Schade – ohne diesen Papp am Ende würde ich sagen, dass das ein sehr gutes Bier ist. Trotz des traurigen Endes, so ehrlich muss ich sein: Da habe ich schon sehr viel schlechtere Biere getrunken, selbst aus dem Craft-Bereich.
Das beste kommt zum Schluss, heißt es – trifft das auch auf das dritte Lidl-Bier im Bunde, das Maltos Paradiso Zwickel mit 5,0% Alkohol, zu?
Wie die Stilbezeichnung schon ausssagt ist auch dieses Bier naturtrüb, und recht blass. Sehr feiner Schaum krönt es, der durch milde Perlage aufrechterhalten wird. Blass bleibt auch der Geruch; zurückhaltend hopfig, leicht zitronig und leicht hefig, sonst aber recht neutral. Weich wird es dann im Mundgefühl, und angenehm rezent. Die errochene Aromenarmut setzt sich auch beim Geschmack fort – die schon ansprechende Würze wird durch die pappige Hintergrundsüße, deren Fehlen dem Bier guttun würde, plattgemacht. Etwas fruchtig, vielleicht Ananas – das wars aber schon. Der verwendete Mosaic-Hopfen, den ich schon bei anderen Bieren als nicht begeisternd empfand, geht hier ziemlich unter. Die leichte Säure im Abgang, die am Gaumen bestehende Hefe, die Süße – all das wirkt nicht rund, sondern unruhig und oberflächlich.
Ein sehr anspruchsloses Bier ohne großartig eigenen Charakter, langweilig und unrund komponiert, Säure und Süße kämpfen gegeneinander statt zu harmonieren. Das Maltos Paradiso Zwickel geht selbst in der Masse der Discounterbiere unter. Für mich persönlich das klar schlechteste der drei Maltos-Biere.
So endet diese Verkostung in einem Missklang. Mein persönliches Fazit ist dennoch- die Maltos-Biere sind keineswegs schlecht, im Gegenteil, im Vergleich zur sonstigen Bierware, die man bei Discountern findet, ist das ein teilweiser Quantensprung, und auch so manches Industriebier fällt dahinter ordentlich zurück. Klarerweise sind die Maltos-Biere gleichzeitig aber auch keine Biere, die man unbedingt probiert haben muss, oder für die es sich lohnen würde, extra zu Lidl zu fahren.
Für Bierkenner, die sich bereits eh schon nur mit gehobener Qualität versorgen, und Craftbierfanatiker, für die alles, was nicht von einem Künstler im Einzelsud mit 8 Aromahopfen für mindestens 3€ pro 330ml produziert wird, keinen Blick wert ist, sind diese Biere natürlich völlig ungeeignet, und wenn es nur aus dem Grund sein sollte, den ich oben in der Einleitung ansprach – Snobismus und Vorurteil.
Alle anderen offengeistigen Bierfreunde, die den unanspruchsvollen Durst beim Essen jetzt schon über Industriebier stillen, können durchaus mal einen Blick und Schluck riskieren. Wenn man sich nicht erhofft, Spitzenbier mit Craft-Niveau zu bekommen, sondern einfach nur auf eine spannende Abwechslung vom Pilseinerlei Lust hat, dann sind die Maltos-Biere eine Wahl, mit der man nicht viel falsch macht – legt einfach mal beim nächsten Lidl-Besuch statt des üblichen, gewohnten Lidl-Hausmarken-Perlenbacher-Sixpacks eine Sorte des Maltos-Biers in den Warenkorb und probiert es selber aus.
Was soll man sagen, der Mainstream des Craftbier ist auch beim Discounter Lidl angekommen. Hier versucht man ein Craftbier von der Brauerei Perlenbacher auf dem Markt zubringen. Diese Brauerei ist auf dem Billigbier Sektor zu finden, was man auch an der Marke Maltos geschmacklich nachempfinden kann.
Schädelbräu!
Nach 3 Flaschen Whiskey Malt üblen Kater……
Den Metallgeschmack führe ich auf ne neue Anlage zurück……..
Schäumt nach dem öffnen wie „Sau“ !
Üble Plörre im Nadelstreifenanzug
Die letzte Auflage, die zuletzt auch im Penny unter der Marke John Malcom zu finden war, ist ein super Preiswertes und spannendes Craft Bier. Bis auf das India Pale Ale, was zu offensichtlich mit billigen Hopfen gerbraut wurde, ist das Whiskey-Bier und das Barley-Wine-Bier echt gelungen. Da können mir die ganzen Craft-Bier-Spezialisten erzählen was sie wollen. Eh ich für ein angeblich gutes Craft Bier 3 € ausgebe, dann kauf ich mir lieber drei LIDL oder Penny Craftbiere. Da wurde mit billigem Hopfen echt was einzigartiges hergestellt, denn keiner dieser Elite-Brauer hat es jemals mit diesen Hopfen in dieser Kombination versucht…. insoweit ist mir der Artikel extrem Sympathisch. Saß gerade mit einem John Malcom Bouron-Bier hier und dachte: mal googeln, was andere davon halten. Die Ergebnisse waren entäuschend. Bis auf dieses hier :-)