Im ersten Teil dieser Reihe über die griechische Spirituose Metaxa haben wir viel über Sterne geredet. Auch heute wird der Begriff immer wieder fallen. Da stellt sich der eine oder andere vielleicht die Frage – was bedeuten diese Sterne auf dem Etikett eigentlich? Sind sie so etwas wie Rangabzeichen beim Militär – je mehr, desto besser? Warum gibt es dann aber eine Lücke zwischen den Sternqualitäten (3, 5, 7, 12)? Die Antwort liegt nahe. Es sind die Anzahl der Jahre, die die Weinbrandbasis des Metaxa-Gemischs in Fässern aus Limousineiche verbrachte. Der 3 Stars, den ich letzten Monat besprach, lag also 3 Jahre im Holz; für den heutigen zweiten Teil der Reihe „Sterne über Griechenland“ verdoppeln wir nun beinahe diese Reifezeit, denn 2 Jahre länger konnte der Metaxa 5 Stars ruhen. Wäre Metaxa ein reiner Weinbrand, bekäme er nun das Prädikat VSOP.
„Bekäme“, denn tatsächlich, und das sollten wir nun auch deutlich sagen, ist Metaxa ein aromatisierter Blend aus verschiedenen Zutaten, nicht alle davon selbst Spirituosen. Der Weinbrand, der Metaxa zugrundeliegt, wird nach der angesprochenen Reifezeit mit Muscat-Süßwein und Aromaten (diverse Kräuter- und Blütenaromen) – natürlich, wie so oft bei Spirituosen, ein Geheimrezept des Herstellers – vermischt, wodurch die Einmaligkeit des griechischen Brands entsteht. Somit ist für den Verkoster ein doppelter Reiz vorhanden: Wie spielt der Wein mit dem Weinbrand zusammen? Schmeckt man die Komponenten heraus? Oder entsteht ein langweiliges, sich allem anbiedernden Gebräu? Wir wollen es herausfinden.
Über die Farbenthematik hatte ich bereits beim 3 Stars berichtet; hier nur noch mal kurz das Zauberwort: Zuckerkulör. Daher eine direkte Weiterleitung zur Geruchsprobe. Wer Metaxa kennt, weiß, was kommt – der Geruch ist einmalig und es gibt keine zweite Spirituose, an der ich so gern einfach nur schnuppere. Rosig, blumig, süß. Minimale Klebernote.
Mehr als nur ein Vorgeplänkel für den Geschmack. Dieser ist zunächst weich und zart, süß, schokoladig, rosinig, orange. Erinnernd an milden Cognac; doch schnell kommt ein so gar nicht cognachaft-feines, ordentliches Feuer auf, das auch kaum aufgefangen werden kann: der Körper des Metaxa 5 Stars ist eher mager und die Aromen verklingen daher schnell. Das Feuer wird im Abgang immer stärker und brennt ordentlich auf Zunge und Gaumen, kribbelt aber im Rachen nur. Es dauert eine ganze Weile, bis die Flammen im Mund wieder verklingen. Man merkt, dass hier noch ein vergleichsweise junger Brand mit Ecken und Kanten am Werke ist – die 38% Alkohol können kaum dafür allein verantwortlich sein. Außer dem Feuer bleiben deutlich trockene, leicht schwefelige Weinbrand- und schön blumige Rosenkomponenten am Gaumen.
Oft schon hatte ich es erwähnt, auch hier trifft es zu: Manchmal wünscht man sich für Mixgetränke genau die Eigenschaften herbei, die man bei Purgenossenem gern verscheucht hätte. Dabei geht es nicht um Qualität, sondern meist um Kraft, Wildheit und auch eine gewisse Kernigkeit, damit im Ergebnis noch was von der Spirituose zu schmecken ist. Der Metaxa 5 Stars gibt dem Motorcade genau dies, und darüber hinaus dem ansonst eher sauren Cocktail eine in dieser Form dann doch unerwartete blumige Note, die wirklich ganz bezaubernd ist.
Motorcade
1 oz Metaxa 5 Stars
1 oz Cointreau
1 oz Zitronensaft
½ oz Ananassaft
½ oz Zimtsirup
3 Spritzer Orange Bitters
Auf Eis shaken.
[Rezept nach Marleigh Riggins Miller]
Die Steigerung des Qualitätsversprechens erkennt man auch am Flaschendesign – war der 3-Sterne-Metaxa noch in einer Standardflasche abgefüllt, beginnt Metaxa hier, sein Produkt in spezielle Individualflaschen zu stecken. Mit der Höhe von fast 33cm und den Ausbuchtungen am langen Flaschenhals, der direkt in den Bauch übergeht, spielt man wahrscheinlich auf griechische Säulen an. Das Etikett ist fast gleich geblieben, nur etwas elaborierter ausgeführt.
Für gemittelt 12€ erhält man die erste breit in Deutschland erhältliche Basisversion dieses griechischen Klassikers. Lohnt es sich, im Vergleich zum schwer erhältlichen jüngsten Brüderchen? Ja, etwas. Lohnt es sich, im Vergleich zu den Klonen bei Discountern und Supermärkten? Keine Frage! Man bezahlt zwar praktisch doppelt so viel wie beispielsweise für den Aldi Akropolis, dafür bekommt man aber auch ein Produkt, das nach etwas schmeckt, das man, falls man mit der Gyrossoße fertig ist, auch mal pur oder in einem Longdrink oder Highball einfach so genießen kann – letzteres würde ich mit den Klonen nicht mehr riskieren.
Wer sich aber sagt, na, ich hab da doch noch ein, zwei Euro mehr übrig und will mich nicht mit Basisqualitäten begnügen, der bekommt nächsten Monat einen Vorschlag für ein mögliches weiteres Upgrade. Dann erscheint nämlich Teil 3 der Serie „Sterne über Griechenland“, hier, auf diesem Programm, bunt und in Farbe, dann mit dem Hauptdarsteller Metaxa 7 Stars!
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