Sterne über Griechenland, Teil 1 – Metaxa 3 Stars

Metaxa 3 Stars Titel

Einer der meistaufgerufenen Artikel meines Blogs ist der über den Metaxa-Klon Akropolis des Discounters Aldi. Einerseits freut mich das Interesse an meiner Berichterstattung, andererseits bin ich doch etwas überrascht darüber, dass soviele Leute nach einer Alternative zu Metaxa suchen. Für die einen scheint Metaxa nicht mehr als eine Kochzutat für Gyros in Metaxasauce zu sein, und wollen daher nicht viel Geld ausgeben für etwas, das einen derart eingeschränkten Nutzen für sie hat; andere glauben vielleicht, dass es der Markenname ist, den man bezahlt, und dass No-name-Produkte gleiche Leistung bei niedrigerem Preis bieten, ein Image, das sich die Discounter gern aneignen. Oft mag das stimmen; bei Metaxa ist es jedenfalls falsch.

Offensichtlich muss in Bezug auf Metaxa, einer meiner absoluten Lieblingsspirituosen, mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden. Ich beginne daher eine kleine Serie, in der ich die unterschiedlichen Qualitätsstufen von Metaxa (dem echten und einzigen, natürlich!) vorstellen will – passend zur Bezeichnung dieser Stufen, die vom Hersteller über eine Anzahl von Sternen erfolgt, nenne ich sie „Sterne über Griechenland“. Ich hoffe dadurch die Alternativen Suchenden davon zu überzeugen, dass ein paar Euro mehr, die das Originalprodukt kostet, hier direkt einen enormen Geschmacksgewinn bringen – und bei dem breiten Angebot, das Metaxa dem Konsumenten bietet, findet vom Saucenkoch über den Mixologen bis zum anspruchsvollen Genießer jeder etwas in diesem Sortiment.

Beginnen werden wir unten auf der Qualitätsleiter mit einer niedrigen Anzahl von Sternen: Der Metaxa 3 Stars ist das Basisprodukt des Herstellers. In Deutschland ist er vergleichsweise schwer zu bekommen, da er vom offiziellen Vertrieb nicht aus Griechenland exportiert wird – man muss ihn in kleineren Online-Shops bestellen, meist völlig überteuert zu einem Preis, für den man schon die 5-7-Sterne-Variante bekommt. Oder man macht es wie ich: Ich bringe immer eine kleine 35cl-Flasche davon aus dem Urlaub mit, günstig eingekauft in einem kretischen Supermarkt.

Metaxa 3 Stars Flasche

Wie bei vielen Spirituosen sollte man auch beim Metaxa leider nicht viel auf die Farbe geben; sie entsteht durch Nachfärbung mit Zuckerkulör. Warum die Hersteller dann immer den gleichen, warmbraunen Bernsteinton wählen, wenn sie doch freie Möglichkeiten der Einfärbung haben, sollte uns zu denken geben, die wir gern Spirituosen in diesem Farbton kaufen, der uns bei Whisky, Rum, Weinbrand und anderen vorlügen soll, wir hätten hier einen alten, wertvollen Brand vor uns.

Wer sich fragt, warum der 3-Sterne-Metaxa hier nicht offiziell angeboten wird, wird schon durch ein Riechen am Glas aufgeklärt. Lack, Schwefel und Ethanol sind sehr präsent, erst dahinter erkennt man das Metaxa-typische Rosenaroma. Es ist aber da, im Gegensatz zum Aldi-Akropolis. Und im Mund ist das dann doch eine andere Welt; die kräftige Weinbrandbasis ist mit 36% Alkohol feurig und warm im Mund, süßlich und schokoladig, samtig und mit kaum einem Kratzen. Die Rosenblütenaromatisierung sorgt für eine feine Leichtigkeit und angenehme Blumigkeit, die den Metaxa so einmalig macht. Im kurzen Abgang schließlich leicht trocken und etwas bitter, schweflig und kribbelnd, im Hals etwas eckig und kratzig – das erinnert an billige deutsche Weinbrände und ist auch schon das negativste, was man über diesen Griechen sagen kann. Als Fazit – das ist keine große Kunst, aber eine solide Basisspirituose, auf der man aufbauen kann.

Warum gebe ich mich überhaupt mit dieser nur mittelmäßig begeisternden Basisversion von Metaxa ab? Erstens ist es interessant, dass selbst dieses scheinbar so hässliche Entlein im Metaxa-Teich allen Klonen weit überlegen ist. Gegen die Kopien ist der Metaxa 3 Stars dann doch ein Schwan. Zweitens ist er für mich ein Beweis dafür, dass in Cocktails, Highballs und Longdrinks auch Zutaten, die der Purtrinker eher abschätzend betrachtet, zu allerhöchster Form auflaufen können. In meinen Kreta-Urlauben habe ich es zum unerlässlichen Ritual gemacht, in der Taverna Gorgona in Stalis einen Athens zu trinken. Das ist ein großer Name für die einfache 1:1-Mixtur aus Metaxa und Orangensaft; wer ihn aber schonmal dort getrunken hat, wird sich die Finger nach ihm schlecken. Und sich auf immer neue, spektakuläre Umrührer freuen, die der Wirt dazu ins Glas steckt.

Taverna Gorgona's Athens


Taverna Gorgona’s Athens
Ein Glas mit Eis befüllen.
Dann, im gleichen Verhältnis, Metaxa und Orangensaft eingießen.
Umrühren.
[Rezept nach Giannis Kamnakis]


Das alleraberwitzigste an diesem Highball war, dass ich verzweifelt versucht habe, ihn zu hause nachzumischen, mit 12-Sterne-Metaxa und frisch gepresstem Orangensaft und allerlei Trara. Doch nie erreichte ich die Geschmackserinnerung, die ich mit dem Athens auf Kreta verband. Die Lösung erfuhr ich erst spät vom Wirt der Taverne – der Trick besteht in der scheinbar niedrigen Qualität der Zutaten. Metaxa 3 Stars, aus der seit Wochen offenstehenden 2-Liter-Flasche, dazu der billigste Orangensaft aus Konzentrat, den man im Tetrapack bekommen kann. Und, was soll ich sagen – so funktioniert es! Es ist fast zum Lachen, aber auch ein Augenöffner für Schnapssnobs wie mich, die meinen, alles noch durch immer noch hochwertigere Zutaten verbessern zu können.

Soviel zum ersten Kapitel des Metaxa-Epos bei schlimmerdurst.net. Haltet Ausschau nach Teil 2 der Serie „Sterne über Griechenland“, die dann die Version des griechischen Weinbrands beschreibt, die man in Deutschland als günstigste Fassung bekommen kann – den Metaxa 5 Stars. Wer es bis dahin nicht aushält, kann sich ja vielleicht mal den mit Honig aromatisierten Metaxa with Greek Honey anschauen; ich wünsche jedenfalls Καληνύχτα και όνειρα γλυκά!

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

11 Kommentare zu „Sterne über Griechenland, Teil 1 – Metaxa 3 Stars

  1. Zum Frühstück den interessanten und unterhaltsamen Beitrag genossen.
    Wollte somit nur mal bekunden, dass Mail Benachrichtigung funktioniert und jemand das sogar nutzt und sich darüber freut. :)

    Jamas! (Sagen die nicht so „Prost!“, die Griechen?)

  2. Billige Zutaten das Eine, und die Taverne selbst wird wohl auch ihren Teil dazu beitragen. Dieser Effekt ist ja bekannt bei französischem Landwein, gerne aus Tetrapack. Am Strand schmeckt das ganz wunderbar köstlich, hinter den Dünen geht so und sobald man das Departement verläßt, kann man ihn gleich in den Gulli kippen. Wenn ichs mir so überlege, scheinen die Griechen da gradezu philosophische Weisheit an den Tag zu legen, wenn sie die Basisqualität gar nicht erst exportieren…

    1. „und die Taverne selbst wird wohl auch ihren Teil dazu beitragen“

      Ja, das war auch meine ursprüngliche Vermutung, da ich diesen Effekt auch gut kenne. Doch am Ende klappte die Nachstellung zumindest des Geschmackserlebnisses ja doch…

          1. Da haste wohl recht. Diese Spezialität funktioniert nur richtig bei dauerhaften 35 Grad Außentemperaturen. Da steigt der Grundumsatz und jede Zelle schreit verzweifelt nach Nährstoffen und Mineralien. Für gemäßigte Klimazonen eigenen sich eher die hochwertigen taiwanesischen Tees.

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