Griff in den Honigtopf – Metaxa with Greek Honey

Metaxa with Greek Honey Titel

Man konnte es seit einiger Zeit beobachten: Die Regale des Einzel- wie des Fachhandels füllten sich mit Spirituosen bekannter Hersteller, die ihre Produkte leicht verändert hatten. Der Auslöser war wahrscheinlich erstmal die seit vielen Jahren betriebene Vermarktung von aromatisiertem Vodka – es gab eine Phase, wo man schon genau hinschauen musste, wenn man einen unaromatisierten Vodka kaufen wollte, dass man nicht aus Versehen doch einen Zitronen-, Himbeer-, Brombeer-, Vanille-, Mango-, Birne-, Pfeffer-, Kirsch- oder sogar Koriandervodka in den Warenkorb legte. Absolut war und ist dabei der Vorreiter.

Schnell erkannten auch die Rumhersteller, die eigentlich mit Spiced Rum in diesem Gebiet zuhause waren, dass hier mehr zu holen ist als mit einfacher Vanille; und dann begannen auch noch die fachfremden Hersteller, hauptsächlich amerikanische Whiskeyproduzenten, ihre vor aromatisierenden Zusätzen gesetzlich geschützten Produkte für die neugierige Konsumentenschaft etwas aufzupeppen. American Honey von Wild Turkey, Tennessee Honey von Jack Daniel’s, Jim Beam Honey und andere Sorten zeigten, wohin der Weg geht, wenn es um veränderten Whiskey geht – Honig ist das Mittel der Wahl.

Es gibt nun auch bei Weinbrand eine Marke, die schon seit ihrer Gründung ihr Alleinstellungsmerkmal in der Aromatisierung fand: Das griechische Traditionsprodukt Metaxa ist eine äußerst gelungene Mischung aus Süßwein, Weinbrand und Rosenblätteraromen. Damit sind sie hocherfolgreich, zurecht, wie ich meine, der ich ein riesiger Metaxa-Fan bin. Aber hinter der Welle der honigsüßen Whiskeyprodukte wollte dann eben auch ein solcher Hersteller nicht zurückbleiben. Geschah es nur, um das Markenimage lebendig zu erhalten, dass ein neues Produkt wie Metaxa with Greek Honey vorgestellt wurde? Wer schonmal in Griechenland war, wird jedoch bezeugen, wie stolz die Griechen auf ihren Honig sind. Während für Whiskey die Verbindung Spirituose-Honig vielleicht aus reinem Marketingkalkül entstand, ist sie für griechische Spirituosen eine ganz natürliche, selbstverständliche. Vielleicht bin ich zu romantisch veranlagt, doch die Honigmelange hat in Griechenland Tradition – rakomelo beispielsweise wird schon seit Jahrhunderten hergestellt.

Metaxa with Greek Honey Flasche

Die Farbe ist zwar schön, aber, wie bei allen Metaxa-Produkten, durch Zuckerkulör entstanden, daher sehe ich über sie hinweg. Über den Geruch allerdings kann ich nicht hinwegsehen – würziger Honig, als hätte man ein Glas Honig aufgeschraubt, blumiger, metaxa-typischer Rosenduft, Jasmin und ein winziger Hauch Lösungsmittel. Sehr ansprechend, und in keinster Form künstlich wirkend, wie das bei manchen anderen Honigspirituosen der Fall ist. Hier wirkt es aus einem Guss.

Im Geschmack kommt der Weinbrand deutlicher zum Vorschein, man ahnt die 33% Alkohol, die der Metaxa with Greek Honey aufweist, allerdings mehr, als man sie wirklich spürt. Deutlich ist der Metaxa mit seinen floralen Noten erkennbar, er wird aber vom vordergründigen kräftigen Honiggeschmack etwas überlagert. Eine Gewürznote (Nelken? Piment?) rundet das Bild in die Tiefe ab. Sehr angenehm zu trinken, doch das Erlebnis des Munds ist leider nicht mehr ganz so herzerfreuend wie das wirklich außergewöhnliche der Nase. Der Abgang ist warm, weich und mild, allerdings doch mit leichtem Schwefelcharakter, wahrscheinlich vom Weinbrand, von dem man dieses Geschmacksbild kennt. Am Ende verbleibt noch eine Weile eine milde, unklebrige Süße auf der Zunge und ein Gedankenbild von Honig.

Wie bei vielen aromatisierten Spirituosen denkt man sich zunächst, dass der Hauptzweck das Purtrinken ist; wozu sonst die Aromatisierung? Das entspricht dann auch der Verzehrempfehlung des Herstellers („neat, chilled or on ice“). In Cocktails könnte man ja schließlich die „reine“ Spirituose nutzen, und denselben Effekt mit einem Schuss Honig erreichen. Doch nun habe ich die Flasche nunmal, und obwohl der Metaxa with Greek Honey pur schon sehr lecker ist, will ich ihn doch mal in einem Cocktail einsetzen. Das Originalrezept des Athenian Diplomat verlangt nach Metaxa (without Greek Honey), doch die zusätzliche Süße und Milde des Honigweinbrands schadet natürlich nicht, insbesondere gegen die Säure der Zitrone – ich gehe davon aus, dass das auch für alle anderen Cocktails mit diesem griechischen Weinbrand gilt.

Athenian Diplomat


Athenian Diplomat
2 oz Metaxa with Greek Honey
¾ oz süßer Wermut (z.B. Martini Rosso)
½ oz Zitronensaft
1 Spritzer Orange Bitters
Auf Eis rühren und in ein eisgekühltes Glas geben.
[Rezept adaptiert nach einem Original von Sean Michael Whipkey]


Fast schon wundersam, im erfreulichen Sinne, ist die Zutatenliste auf dem Rücketikett. Alkohol, Muscat-Wein, Weindestillat, Zucker, Honig aus Griechenland (0,5%), Honigaroma, Zuckerkulör. Erfreulich deswegen, weil die Ehrlichkeit hier gewonnen hat: Es ist neben dem titelgebenden griechischen Honig zumindest auch Honigaroma drin. Andere Hersteller tun oft so, als wäre die Aromatisierung rein natürlich. Schön wäre es allerdings natürlich schon, wenn Metaxa daran noch weiterarbeiten könnte, nämlich auf den künstlichen Aromastoff, wie auch auf die zur Färbung dienende Zuckerkulör, komplett zu verzichten.

Zum aktuellen Zeitpunkt ist dieser Likör nicht in Deutschland erhältlich, außer, ich habe ihn bei meiner Recherche übersehen. Erworben habe ich ihn im Duty-Free-Shop des Flughafens Heraklion (Kreta) für 25€ pro 700ml, wo eine riesige Wandwerbung an den Flugzeuggates unübersehbar auf ihn hinwies; ich hatte dies als einen Vorgeschmack darauf betrachtet, dass er bald auch in Deutschland im Einzelhandel zu kaufen sein könnte. Die entsprechende Metaxa-Produktseite ist dann aber doch deutlich: „Available exclusively in European Airports“.

Metaxa with Greek Honey Karton und Etiketten

Nun, einerseits ist das schade, denn das Produkt verdient es sicherlich, einem breiteren Kreis als den Airportshoppern bekannt gemacht zu werden. Andererseits ist es durch diese künstliche Verknappung natürlich ein tolles Mitbringsel für jeden Spirituosenfreund, insbesondere für Süßmäuler unter den Weinbrandfans. Da die amphorenähnlich gestaltete Flasche darüberhinaus mit einem sehr repräsentativen Etikett in englischer und griechischer Sprache geschmückt ist, und in einem ebenso geschenktauglichen Karton verkauft wird, rate ich jedem, der überlegt, was er seinen Lieben aus dem Griechenlandurlaub mitbringen soll, sich statt für die üblichen Scotches oder Vodkas, die man sonst so im Duty Free sieht, für den Metaxa with Greek Honey zu entscheiden!

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

6 Kommentare zu „Griff in den Honigtopf – Metaxa with Greek Honey

  1. Leider sind mir Deine Artikel in letzter Zeit keine praktischen Ratgeber mehr, da sich mein Spirituosen-Konsum auf drei oder vier klare Brände jährlich beschränkt. Aber während Du in Griechenland urlaubtest, hörte ich beim Vaporisieren gern meinen alten Rembeteko-Mix, geklaut als das Internet noch kein Neuland, sondern ein sagenumwobener unentdeckter Kontinent war. Atlantische Grüße also an Dich, während ich den Choros tanze in der Phantasie. Zum richtig tanzen isses viel zu heiß grad.

    1. Das tut mir leid, dass ich Dir nicht mehr helfen kann! :-) Aber vielleicht, wenn Du in Zukunft wieder mal was Verzehrbares in flüssiger Form suchst, kannst Du dann die schlimmerdurst-Schnapsenzyklopädie nutzen… Atlantische Grüße zurück!

      1. Wenn man erst bei der fünften verschenkten Flasche Grappa dazu kommt, mal selber einen Schluck zu kosten, läßt das wohl Ahnen, wie traurig es um den Schnapskonsum bestellt ist. Das war im April. Dann erinnere ich noch einen guten Marillen Anfang Juli. Wenigstens bleibt mir etwas regelmäßiger das Craft Beer.

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