Dosenbier hat in Deutschland einen etwas zweifelhaften Ruf. Es gilt oft als der kleine hässliche Bruder der hübschen, stolzen Glasflasche, und wird an entgegengebrachter Wertschätzung nur noch vom Tetrapack unterboten. Die Dose gilt als Behältnis für proletenhafte Effekttrinker, die die Dose am Ende auf der Stirn plattdrücken. Doch die Zahlen zeigen, dass die Dose in der Realität eine sehr beliebte Verpackung ist. Das erhöhte Dosenpfand im Vergleich zur Flasche wurde eingeführt, weil die Mehrwegquote bei Getränken unter 72% fiel, und man von politischer Seite gegensteuern wollte, doch siehe da, trotz Pfand ist der Trend zum Blech ungebrochen – der Dosenanteil beim Bier nimmt immer mehr zu, der Glasanteil sinkt. Über die ökologischen Aspekte wird heiß diskutiert – ich empfehle die Lektüre des Artikels des Bierrezensionskollegen probier.tv.
Nun gibt es ja so manchen, der in seinem Dünkel meint, dass dasselbe Bier schlechter schmeckt, wenn es in Dose statt in Flasche abgefüllt wurde. Persönlich habe ich das noch nie festgestellt, doch ich kann mir gut vorstellen, dass es Unterschiede geben kann, wenn ein Bier längere Zeit in einer lichtdurchlässigen Flasche oder in einer lichtgeschützten Dose aufbewahrt wird – allerdings dann mit leichten Vorteilen fürs Aluminium. Eine höchstprofessionell durchgeführte Vergleichsverkostung bei unseren österreichischen Nachbarn vom ORF hat das bestätigt – oder auch nicht. Ich bin mir nicht sicher.
Bestärkung für die These, dass Aluminium Vorteile hat, gibt es von Herstellern, die die Dose durchaus schätzen; Greg Koch, CEO von Stone Brewing, sagt im Fachmagazin Meiningers Craft 02/2016 beispielsweise, dass die Dose eigentlich das beste Behältnis überhaupt für Bier sei, was Frische- und Transportaspekte angeht – er bringt gerade sein Stone IPA in der Dose auf den deutschen Markt, gebraut und blechummantelt in Berlin. Ich habe mir daher ein anderes Bier ausgesucht, eines, das es sowohl in Flaschen als auch in Dose gibt, um zu schauen, wie sich die Unterschiede äußern: Das belgische Leffe Blonde. Trinken wir zunächst aus der Dose.
Optisch erinnert das Leffe Blonde stark an ein minimal trübes Kristallweizen mit gröberer Perlage; tatsächlich blubbert das Bier aber selbst nach einer guten Weile noch vor sich hin, ohne dabei eine großartige Schaumkrone zu erzeugen. Eine wirklich fantastische Farbe, passend zur Dosenfarbe.
Das erste, was mir in der Nase auffällt, ist ein Bananenaroma. Leichte Fruchtigkeit, nach reifem Pfirsich oder Aprikosen, und Nelken. Wirklich ansprechend, vor allem weil gut gekühlte Biere sonst ihre Duftstoffe eher zaghaft abgeben, und ich das Leffe wirklich mit den empfohlenen 5°C verkoste.
Geschmacklich wirkt es zunächst eine ganze Weile recht süß. Gewürzkomponenten sind dabei eindeutig vorhanden, ich bilde mir ein, etwas Glühweingewürz zu erkennen. Nein, ich bilde mir das nicht ein, ich fühle mich irgendwie zurück auf den Weihnachtsmarkt versetzt. Im Nachgang ist das Leffe leicht fruchtig, nicht wie ein hopfenlastiges IPA nach Zitronen und Orangen, mehr nach Aprikosen und Bananen.
Im Abgang wirkt es recht trocken, vielleicht etwas klebrig am Gaumen. Der Abgang ist dann auch der schwächste Teil dieses belgischen Biererlebnisses; ich gieße schnell noch einen Schluck nach, um die mir eigentlich eher unangenehme Süßklebrigkeit aus dem Rachen zu bekommen. Doch es hilft nichts: selbst einige Minuten nach dem letzten Schluck ist mein Rachen verpappt. Schade, das ruiniert das ansonsten gelungene Geschmacksbild etwas.
Trinken wir nun zum Vergleich einige Schlucke aus der braunen 750ml-Glasflasche. Edel gestaltet ist sie schonmal und macht mehr her als die Dose; doch uns interessiert im Moment der Inhalt. Was soll ich sagen? Persönlich schmecke ich keinen Unterschied. Wenn es Differenzen gibt, dann gehen diese meiner unerheblichen Meinung nach im Schwankungsbereich der Herstellungschargen unter. Eventuell ist der Unterschied bei länger gelagertem Bier deutlicher. Oder es ist doch die Atmosphäre, in der man Bier trinkt, die einen Einfluss auf das Geschmackserlebnis hat? Ich vermute einfach mal letzteres, lasse mich gern aber eines besseren belehren.
Ein deutlich erhöhter Alkoholgehalt von 6,6% ist nicht schmeckbar, aber nach einer Weile fühlbar, wie man es von Bockbier kennt. Dem fanatischen Anhänger des deutschen Reinheitsgebots rate ich von diesem belgischen Bier ab, denn es ist Mais und Zucker enthalten; persönlich glaube ich, völlig unabhängig von einem Reinheitsgedanken, dass zumindest letzteres gern eingespart werden könnte, um die unangenehme Abgangsüße loszuwerden. Und es wäre grundsätzlich wünschenswert, wenn diese unerwarteten Zusatzstoffe auf dem Etikett ausgewiesen werden würden, selbst beim bekanntermaßen experimentier- und zusatzstofffreudigen belgischen Bier. So muss man Dänisch können, denn zumindest auf der Flasche sind in dieser Sprache mehr Inhaltsstoffe angegeben als auf Französisch oder Englisch.
Süße und dabei noch würzige Biere sind ideale Cocktailzutaten. Sie sorgen für Blubber im Glas, eine gewisse Bittere und Körper. Und, und das sollte man nicht unterschätzen, Bier ist ein sehr sozialer Gast in Cocktails, es passt zu praktisch allen Spirituosen. Im Confidence Trick tun sich Bier, Rum und Marmelade aufs freundlichste zusammen und bieten eine attraktive Performance für den Biercocktailfreund.
Confidence Trick
1½ oz Jamaika-Rum (z.B. Hampden Estate Gold)
¾ oz Zuckersirup
1 oz Zitronensaft
4 Spritzer Zitronenbitter
Alle Zutaten gut shaken, in ein Glas geben und mit…
4 oz Leffe Blonde toppen.
Zum Schluss noch…
1 Teelöffel Orangenmarmelade auf den Boden des Glases geben.
[Rezept nach Chris Edwards]
Wie viele belgische Biere stammt auch das Leffe aus einer Abtei. „Ex opere messis“ ist das Motto der Abbaye Notre-Dame de Leffe, die allerdings selbst das Bier nicht mehr braut, sondern das Braugeschäft an den Branchenriesen InBev abgegeben hat – unter der Bedingung, dass Leffe weiterhin so traditionell gebraut wird wie im 13. Jahrhundert, als dort das erste Mal Bier hergestellt wurde (wo damals der inzwischen eingesetzte Mais herkam, bleibt das Geheimnis von InBev). Wörtlich übersetzt „die Ernte folgt aus dem Werk“, etwas freier vielleicht „die Früchte der Arbeit“, passt das Motto wunderbar auf ein Produkt wie Bier, das sich definiert durch Geduld beim Warten nach der Aussaat, die harte Arbeit bei der Ernte und die erforderliche Erfahrung des Brauens selbst, um am Ende für all diese Mühe bei einem kühlen Umtrunk entschädigt zu werden.
Die Belgier und ihr Wein des Nordens…ich würde sogar sagen, Culius Jäsar ist in Gelbien angekommen!
Erst vor zwei Wochen habe ich „Astérix chez les Belges“ erneut gelesen. Dieser Dupont/Dupond-Gastauftritt war wirklich spektakulär! :-)
Im Original ? Ich dachte immer Saarländer dürfen auf den Tod NIE öffentlich zugeben, daß sie Franzackisch verstehen und reden können…?!?
Ja, im Original… damit halte ich mein Französisch auf Trab. Und, auch wenn sich das etwas abgenutzt anhört, viele der Witze funktionieren nur im Original, gerade bei Goscinny, der soviel Wert auf ausgefeilte Wortspiele legte. Noch deutlicher wird das bei Iznogoud – im Deutschen ist da viel an den Haaren herbeigezogen, stellenweise kaum verständlich, was im Französischen ein höchstelegantes Wortspiel ist.
Ach deshalb hat sich der Kalif anstelle des Kalifen in Deutschland nicht so durchgesetzt. Entsprechende Anspielungen vermisse ich in unserer Presse immer bei Erdogan-Geschichten. Aber bei Asterix haben sie sich wohl Mühe gegeben. Der ist auch auf Deutsch der Hammer. Auch wenn wir Germanenkinder umsichtig davor gehütet werden, in den römischen Besatzern den Boche zu erkennen.
Wenn schon Dose, dann 5l!
Ist mir abends zum Essen oft ein bisschen viel, aber wenn Du meinst, probier ich das mal aus… :-)
..so über den Tag verteilt… im Sommer… passt schon.