Ohne Etikett und Schutz – Troyanska Slivovitz Special Reserve Aged 25 Years (троянска сливова ракия 25 годишна)

Slivovitz (in all seinen möglichen Schreibweisen) ist, auch wenn man das vielleicht anders vermuten mag in der heutigen Zeit der Schutzbegeisterung, kein geschützter Begriff, und auch nicht durch eine geographische Angabe geregelt, im Gegensatz zu zum Beispiel Cognac, Champagner, Parmesan oder Bündnerfleisch. Er wird letztlich unter diesen Bezeichnungen in vielen Ländern von der Tschechischen Republik bis nach Bulgarien traditionell hergestellt und gern getrunken; verschiedene Länder hatten wohl bereits versucht, sich den Begriff schützen zu lassen, doch die weite Verbreitung ließ dies für die Gesetzgebung schlicht nicht vernünftig zu. In der EU-Spirituosenverordnung wird er darum als Kompromiss allgemein unter dem Punkt „Obstbrand“ geführt, mit einem kryptischen Hinweis auf Spezifika für die tschechische Variante „Slivovice“, und der Erlaubnis, für Pflaumenbrand auch den Begriff „Slibowitz“ verwenden zu dürfen. Letztlich handelt es sich dabei aber immer um einen Pflaumen- oder Zwetschgenbrand.

Heute probieren wir einen Pflaumenbrand aus Bulgarien, den ich damals von meiner Reise als Juror für Spirits Selection by CMB 2018 nach Plovdiv mitgebracht hatte: den Troyanska Slivovitz Special Reserve Aged 25 Years (троянска сливова ракия 25 годишна). Mit seinen mindestens 25 Jahren Ruhezeit in Eichenfässern ist er das Flaggschiff von Vinprom Troyan, dem größten Hersteller dieser Art Pflaumenbrands in Bulgarien, und darüber hinaus ein Symbol für die namensgebende Region Trojan in Nordbulgarien. Wenn ich etwas auf meiner Reise dorthin gelernt habe, ist es, dass im gesamten Großraum schon seit mindestens der Römerzeit extensiv Wein angebaut wird, und das viele Obst, das die klimatischen und bodenbezogenen Eigenheiten der Region zu schätzen weiß, gerne in vielerlei Bränden, wie überall auf dem Balkan Rakiya genannt, verarbeitet wird. Bis heute legt man großen Wert auf diese Tradition, und der Slivovitz Special Reserve ist durchaus als diesbezügliches Prestigeobjekt zu betrachten. Was uns nicht daran hindern sollte, ihn nun zu probieren!

Troyanska Slivovitz Special Reserve Aged 25 Years (троянска сливова ракия 25 годишна)

Klassisches, leuchtendes Sonnenblumengelb, so würde ich die Farbe definieren, dabei kristallklar und ohne Fehler. Man ahnt eine leichte Öligkeit, wenn man das Glas dreht, die Oberfläche spiegelt dabei sehr hübsch in orange, gelb und weiß.

Den Geruch nimmt man währenddessen auch schon leicht wahr, man muss die Nase nicht tief ins Glas halten, um diese wunderbaren, süßschweren Pflaumen zu riechen. Richtig fett wirkt der Duft, mit viel frischem, reifem Fruchtfleisch, nur einem kleinen Ticken Steinaroma, und ordentlich Gewürz darunter. Fast ein bisschen Kompott, oder ein gewürztes Fruchtdessert. Ein Hauch Ester scheint durch, etwas Vanille, ein Anflug von Zimt, alles unterstützt dabei die Pflaume, überdeckt sie nie. Rund, sauber, aromatisch, ein wirklich richtig angenehmer Geruch, den man lange explorieren will.

Troyanska Slivovitz Special Reserve Aged 25 Years (троянска сливова ракия 25 годишна) Glas

Im Mund kommt der Troyanska Slivovitz deutlich schmaler an, als man das von der Nase erwartet hätte, von Beginn an eher bittersüß und leichtkörperig. Initial wirkt er noch sehr zart und weich, im Verlauf trocknet er dann aber erkennbar ab und baut parallel dazu kräftige, leicht pikante Würze auf, die den Mundraum erwärmt, die Zunge leicht prickeln lässt, aber nie brennt oder sticht. Mir fehlt, wie gesagt, hier nun etwas Volumen und Dichte, mit ein paar Prozent mehr Alkoholgehalt könnte hier Abhilfe geschaffen werden, die 40% sind meines Erachtens deutlich zu leicht gewählt. Der Aromatik tut das aber keinen Abbruch, die Nase transportiert sich gut herüber, reife Pflaumen mit etwas Gewürzaspekt, insbesondere Zimt erscheint, das trinkt sich schon richtig süffig. Im Nachgang kommt erkennbar Jasminblumigkeit auf, diese belegt lange den ganzen Gaumen, ein sehr apartes Zusammenspiel mit der Frucht.

Mir gefällt das persönlich sehr, ich genieße die volle Aromatik, die der Pflaume entzogen wurde. Das ist im Gesamtbild kein komplexer Brand, aber ein sehr trinkiger, und interessanterweise ein sehr ausdauernder – noch gut 20 Minuten nach dem letzten Schluck habe ich noch Details auf der Zunge, und ein Glas, das offensteht, riecht auch nach zwei Stunden noch sehr stark nach Pflaumen. Das ist ein beeindruckender Aspekt!


Sicherlich ist das ein Brand, den man genussvoll pur trinken kann, ohne sich zweimal drüber Gedanken machen zu müssen. Im La Douce Prune zeigt er aber auch, wie aromatisch er sich im Cocktail macht – klar dominiert er die anderen Zutaten, lässt sie aber dennoch zu. Ein frischer, leichter, dennoch sehr geschmackvoller Drink mit Charakter, ideal sowohl als Aperitif als auch als Digestif.

La Douce Prune Cocktail

La Douce Prune
1oz / 30ml Pflaumenbrand
⅔oz / 20ml Cidre-Rosa-Beeren-Sirup
⅔oz / 20ml Zitronensaft
½oz / 15ml roter Wermut
1 Eiweiß
Auf Eis shaken.

[Rezept nach Sullivan Doh]


Sehr hübsch ist natürlich die Flasche, die wirklich einmalig ist und durch die vielen Facetten im Licht glitzert und brilliert; sie liegt auch gut in der Hand. Der Verzicht auf ein Etikett ist etwas besonderes, man hätte bei der extravaganten Formgebung auch keine Möglichkeit gehabt, es irgendwo anzubringen. Die Details sind an einem Umhänger um den Flaschenhals zu finden, das ist pragmatisch und ein zusätzlicher Eyecatcher. Im Geschenkkarton, der etwas labberig ist, wird der Troyanska Slivovitz geliefert – das einzige, was mich an der Präsentation etwas stört, ist der im Vergleich etwas billig wirkende Blechdrehverschluss. Ein Korken (sogar einer aus Kunststoff) wäre dem Brand durchaus angemessen gewesen, finde ich.

Ich habe nachgeschaut, man kann ihn inzwischen auch in Deutschland erwerben, der Preis ist allerdings doch deutlich höher, als ich ihn vor Ort in Bulgarien bezahlt zu haben erinnere, eventuell täusche ich mich da aber auch. Svetlin Mirchev, der Godfather of Rakiya, hatte ihn mir empfohlen, zusammen mit dem Destilerija Zarić Rakija od Malina Opsesija; das waren wirklich Mitbringsel, bei denen ich im Nachhinein bedingungslos zufrieden war mit dem, was da im Reisegepäck gelandet ist. Vielleicht ist das was, was man sich von einem Urlaub mitbringen (lassen) kann, wenn man den hohen Preis scheut – wer diese Art von Spirituosen mag, liegt jedenfalls nicht falsch, auch wenn man etwas mehr ausgibt.

Bier am Freitag – Kuehn Kunz Rosen Mystique IPA

Ein wirklich schöner Name für eine Brauerei, finde ich, zusammen mit den extravaganten und charmanten Etiketten war er überhaupt erstmal der Initialgrund für mich, mich mit den Bieren von Kuehn Kunz Rosen aus Mainz zu beschäftigen. Zusammengesetzt aus der Einstellung zum Craftbier („kühn“, nun, das ist vielleicht etwas übertrieben, aber immerhin, nun, mutig) und dem Namenspatron Kunz von der Rosen, dem Hofnarr Kaiser Maximilians I. im ausgehenden 15. Jahrhundert entwickelt sich schon bei der Benamung der Brauerei eine humorvolle Selbsteinschätzung zu den eigenen Bieren. Heute probieren wir das Kuehn Kunz Rosen Mystique IPA, das mit den Malzen Pale Ale, Karamellmalz und Weizenmalz sowie der besonderen Zutat Kamutflocken (einem alten Getreide, auch Khorasan-Weizen genannt) eingebraut ist und mit 7,0% Alkoholgehalt geliefert wird.

Kuehn Kunz Rosen Mystique IPA

Vorsicht beim Öffnen der Flasche, bei mir kam es zu deutlichem Gushing. Beim Eingießen fallen ein paar Flocken mit ins Glas, ich gehe einfach mal davon aus, dass es sich um die eingebrauten Kamutflocken handelt, nicht um Hefe. Danach schauen wir auf die Farbe – kupferfarben, naturtrüb, leuchtend aber fast blickdicht. Man sieht trotzdem kräftiges Mousseux, das den initial sehr üppigen, feinblasigen Schaum auch eine ganze Weile am Leben erhält.

In der Nase sehr bitterfruchtig, Grapefruit hauptsächlich, man kennt das inzwischen ja, und da auch recht bekannte Hopfensorten (Summit, Cascade, Amarillo, Crystal) eingesetzt wurden, erhält man ein geruchlich sehr typisches IPA, wie man es über die wenigen Jahre des Craftbeerbooms inzwischen gut kennen und schätzen gelernt hat.

Im Mund kämpfen von Beginn an die Ale-Cremigkeit und die sehr hohe Karbonisierung und deutliche Bittere gegeneinander. Keiner gewinnt, die Hopfigkeit dominiert diesen Kampf im Hintergrund natürlich. Schöne Frucht (eine gewisse Beerigkeit ist auch da), kräftige, aber nicht kantige Bittere und die zugrundeliegende milde Süße erzeugen ein attraktives Gesamtbild. Der Abgang ist durchaus lang, effektvoll, herb und würzig. Eine leichte Blumigkeit krönt das ganze, wenn das Bier dann den Mund schließlich verlassen hat.

Ein hübsches IPA, typisch, rund und sehr frisch eingebraut, sehr rezent und balanciert. Mir liegt diese Interpretation. Ich habe bereits andere Biere von Kuehn Kunz Rosen probiert (zum Beispiel das Kuehne Blonde), und weitere Artikel werden sicher folgen. Mir gefallen sowohl die Brauerei als auch ihre Biere sehr.

Der Geschmack Brasiliens – A Taste of Brazil 6 Cachaças with Different Wood Maturations Sample Set

Amerikanische Weißeiche. Französische Limousineiche. Mit diesen zwei Holzarten greifen wir schon einen Großteil dessen ab, was global für Fässer genutzt wird, in denen Spirituosen reifen sollen. Brasilien hat mit seinen (noch) großen Waldflächen eine ganz andere Tradition – man setzt auf native, tropische Hölzer, wenn es darum geht, den nationalen Brand Cachaça, hergestellt aus frischem Zuckerrohrsaft, einzulagern. Zwei Begriffe sind dafür relevant: „Envelhecida“ und „armazenada“. Envelhecida steht für eine recht komplizierte Beschreibung – mindestens 50% eines Blends müssen dafür für mindestens 12 Monate in Fässern, die weniger als 700 Liter Fassungsvermögen haben, gereift werden. Erreicht man diese Werte nicht, kann man die Cachaça, sobald sie wenigstens etwas Holzkontakt hatte, als armazenada deklarieren; die meisten Cachaças, die diese Bezeichnung aufweisen, werden unterjährig in großen, oft 1000 Liter fassenden Fässern kurzgelagert. Das ist die Theorie, und mit dem Tastingset A Taste of Brazil 6 Cachaças with Different Wood Maturations Sample Set kann man das direkt in die Praxis umsetzen.

Sabor! 6 Cachaças with Different Wood Maturations Sample Set

In dem Set haben wir unterschiedliche Reifungsformen und -stufen, die zeigen, wie viel Variabilität in einer einzelnen Spirituosenkategorie stecken kann, was das angeht; Cachaça geht da viele Ebenen über das hinaus, was andere so zu bieten haben. Aber nun ran an die Gläser!


Sapucaia Florida Cristal

Sapucaia Florida Cristal. Kristall, der Name passt, man ahnt mehr eine leichte Färbung als dass man sie wirklich sieht. Lebendig und dynamisch im Glas. Das Holz beherrscht natürlich die Nase vollständig, hier hat man frische Kräuternoten, vegetabile Anteile, aber auch würzige Untertöne, die Volumen erzeugen. Sehr hauchig, mit viel balsamischem Anteil und einem Tick Menthol. Würzig ist die Cachaça auch am Gaumen, leicht salzig, sehr expansiv und mit guter Breite und Tiefe. Der Haucheffekt nimmt schnell Fahrt auf und verdrängt die initiale Süße, klar mentholig, frisch, aber eher Anis als Minze, dabei immer beständig körpervoll und rund. Sehr lang aromatisch, kalt die Zunge anästhesierend. Charaktervoll, sehr eigen, dabei aber mit extrem viel Trink- und Mixpotenzial.

Reifung: 1 Jahr Amendoím, eine Art der Erdnuss, die aber nicht für die Produktion von Erdnüssen genutzt wird; unbedrohte Spezies. 40,5% Alkoholgehalt. Destilliert in der Sapucaia Distillery in Pirassununga (São Paulo).


Magnífica de Faria Tradicional

Magnífica de Faria Tradicional. Auch hier könnte man die Spirituose für eine ungereifte halten, da ist nur ein Hauch Tönung. Deutlich sieht man dafür die Viskosität. Die Nase ist hochtypisch für Cachaça, diese Mischung aus Zuckerrohrsaft, Aquariumkies und Gewürzbasis ist wirklich einmalig. Die mineralische Seite ist hier deutlich betont, darunter findet man aber sehr klar Zimt und ätherisches Zitrusöl, weniger frisch, mehr würzig, wie Zitrone ja auch sein kann. Sehr mild und voll ist der Antrunk, erst im späten Verlauf finden wir ein bisschen kaltes, minziges Kribbeln auf der Zungenspitze. Schön dicht ist die Aromatik, wirklich ausgesprochen mineralisch, lang anhaltend und mit schöner Textur bis zum Schluss, wenn Wärme den Rachen nachverfolgbar hinuntergleitet. Hochtypisch, wie gesagt, und vielleicht darum auch ein idealer Heimbarkandidat.

Reifung: 2 Jahre in Ipê; bald bedrohte Spezies. 40% Alkoholgehalt. Destilliert in der Fazenda do Anil (Rio de Janeiro).


Saliníssima Ouro

Saliníssima Ouro. Ouro bedeutet „goldfarben“, und auch wenn es ein leicht blasses Gold ist, stimmt diese Klassifzierung. Schön schwer bewegt es sich dazu. Bálsamo ist eines meiner Lieblingshölzer für Cachaça, einfach weil es so schweraromatisch duftet, mit einem leicht süßlichen Touch, etwas Vanille und Guave lockert die kiesige Mineralität auf. Ein bisschen mehr Volumen könnte die Nase aber vertragen. Im Mund erledigt sich das, hier geht die Cachaça wunderbar auf, belegt den gesamten Mundraum mit ganz sanft prickelnder Würze, die die Basis für die herrliche Aromatik des Bálsamoholzes schafft. Süßlich und schwer sowohl von Sensorik als auch Textur her, da hat man was im Mund, rund und dicht, mit angenehmem Tropenfruchtaspekt, und einem tollen, warmen und gleichzeitig mentholischen Nachhall, der minimalst Salz zeigt. Was zum Purgenuss, finde ich.

Reifung: Blend aus verschieden lang in Bálsamo gereiften Bränden („armazenada“); unbedrohte Spezies. 42% Alkoholgehalt. Destilliert in der Fazenda Matrona in Salinas (Minas Gerais).


Weber Haus Cachaça Envelhecida em Canela Sassafrás Sample

Weber Haus Cachaça Envelhecida em Canela Sassafrás. Hier schlägt das Fass voll zu, irgendwie passend zu dem Namen des Holzes, das an Zimt erinnert, ist auch die Färbung nun deutlich, wie auch die Viskosität. Der Duft ist durchaus erstaunlich, da ist viel Honig, Zimt, schwersüße Tropenfrucht, vielleicht sehr reife Sternfrucht, aber auch eine erdig-holzige Seite, die ein bisschen an Grappa erinnert. Darüber liegt ein parfümartiger Geruch, etwas Moschus, etwas Zedernholz, Zypresse, und ein Hauch schwerer Lilienduft. Unglaublich komplex und interessant, was zum lange dran schnüffeln. Im Mund ist das auch schwer greifbar, sehr holzig, fast an Latschenkiefer-Saunaaufguss erinnernd, Zypressenholz und Eukalyptusblätter. Dann richtig deutlich Zimt, mit einer klaren Anisunternote, Leder, Tonkabohne, Kokosnussschale, heller Tabak und Geranie. Auch hier ultrakomplex. Leichte Textur, schmaler Körper, frisch, mit klarem, grünen Nachhall, und deutlicher Bitterkomponente im Rachen. Unglaublich, atemberaubend! Davon habe ich mir sofort eine ganze Flasche bestellt.

Reifung: 1 Jahr in Canela Sassafrás; bedrohte Spezies. 38% Alkoholgehalt. Destilliert in der Destillerie Weber Haus in Ivoti (Rio Grande do Sul).


Weber Haus Cachaça Envelhecida em Amburana

Weber Haus Cachaça Envelhecida em Amburana. Blasses Messing, starke Viskosität, edel zu betrachten und im Glas zu sehen. Die Eigenheiten des Amburana zeigen sich sofort in der Nase, süßlich-schwer, dunkelfruchtig mit Anklängen von Brombeeren, Guave und Holunder, fast schon marmeladig, mit richtig viel Honig und etwas Vanille, dazu weiße Schokolade. Ein Hauch von Blumigkeit ist noch da. Am Gaumen ultramild, weich und flauschig, richtig gemütlich legt sich das zunächst rein, erst im Verlauf kommt mildpikante Würze auf, leichtes, sehr angenehmes Prickeln, feine Wärme. Der Basisbrand scheint hier nun durch, zeigt sich vorsichtig mineralisch und mit sehr viel Zuckerrohrsafttypizität in der Aromatik; das Holz lässt hier dem Brand auch etwas eigenen Spielraum. Das trinkt sich insgesamt sehr angenehm und süffig, bleibt aber im Abgang leicht bitter und insgesamt etwas kurz, da würde ich mir etwas mehr Ausdauer wünschen. Dennoch: aromatisch und handwerklich sehr sauber gemacht.

Reifung: 1 Jahr in Amburana; beinahe bedrohte Spezies. 38% Alkoholgehalt. Destilliert in der Destillerie Weber Haus in Ivoti (Rio Grande do Sul).


Santo Grau P.X. Solera Pedro Ximenez

Santo Grau P.X. Solera Pedro Ximenez. Das erste Produkt, das nicht in brasilianischem Holz gereift ist, sondern in klassischer Eiche – toll als Vergleich, finde ich. PX färbt natürlich ordentlich, das sieht man an der goldenen Farbe. Der Geruch begeistert mich erstmal nicht so wirklich, man riecht das feuchte Holz und einen Anflug von rotem Wein, aber auch eine ordentliche Portion Ethanol, die zwar nicht im Vordergrund liegt, aber doch etwas stört. Darunter gibt es Honig, Zuckerrohrsaft und eine minimalst nussige Note. Im Mund drängt sich diese sehr nach vorne, richtig fette Erdnuss, witzigerweise noch viel mehr als beim Cachaça mit Erdnussholz. Dann kommt erstmal nicht viel mehr, ein neutrales Brennen auf der Zunge und angenehme Würze, doch ohne echtes Volumen oder Dichte. Entsprechend klingt der Santo Grau auch sehr schnell aus und lässt nur Erdnuss und Neutralalkohol auf der Zunge zurück. Sicher der mit weitem Abstand schwächste der hier präsentierten Cachaças – dazu ist er gesüßt, das hat aber nicht viel gebracht, finde ich.

Reifung: Solerasystem in PX Sherry Casks, ohne Altersangabe. 39% Alkoholgehalt. Adoçado (gesüßt). Destilliert in der Destillerie Santo Grau in Itirapuã (São Paulo).


Die Präsentation ist wirklich gelungen, die navyblaue hat eine schöne Zuckerrohrpflanze-Dekoration und eine scheckkartengroße Holzplatte mit dem Namen der Box. Ein Magnetverschluss hält die Box geschlossen. Die Röhrchen mit den Cachaças liegen sicher und fest in einer samtigen Halterung. Die Bezeichnungen sind nur über Nummern gestaltet, die auf einem etwas einfach gehaltenen Beipackzettelchen aufgeschlüsselt werden; die Infos hier sind sehr knapp und müssen durch Eigenrecherche ergänzt werden, will man wirklich wissen, was man da trinkt (dafür habt Ihr aber ja mich!).

Dieses Set hat mich schwer beeindruckt – ich hatte es vor 2 Jahren oder so mal bei einer Facebook-Aktion gekauft, und seitdem lag es rum. Hätte ich geahnt, was da für Schätze schlummern, wäre das schon viel früher über die Rezensionstheke gegangen, hundertprozentig. Nun ja, so habe ich meine tiefe Liebe zu Cachaça wiederaufleben lassen können, die die letzten Monate doch sehr eingeschlummert war. 5 großartige Brände, einer davon sogar sensationell begeisternd, nur ein einzelner mittelmäßiger, das ist ein Set, das sich lohnt!

Bier am Freitag – Brouwerij Van Steenberge Gulden Draak 9000 Quadruple

Erneut gibt es heute was aus der Brouwerij Van Steenberge, die mir schon so richtige Knaller wie das Pyraat, aber auch das Bornem und das Monk’s Café präsentiert hatte. Vor einer Weile hatte ich bereits auch das Gulden Draak Calvados Barrel Aged Ale über den grünen Klee gelobt; hier kommt nun eine weitere Drachenimpression der belgischen Braumeister, das Gulden Draak 9000 Quadruple, in einer schön komplett schwarz befolierten Flasche und mit dem drachenwürdigen Alkoholanteil von 10,5%. Das muss man sicher mögen, und auch verkraften, meine Erfahrungen mit der Brauerei zeigen mir aber, dass die das im Griff haben. Auch für das Quadrupel der Golddrachenfamilie?

Brouwerij Van Steenberge Gulden Draak 9000 Quadruple

Wie so oft bei Flaschengärungsbieren: Bitte vorsicht beim Eingießen. Mein spezielles Gulden-Draak-Glas hat neben einem sehr festen Standfuß auch nach oben hin genug Platz, um all den beige-farbenen Schaum aufzunehmen, der da entsteht; das Gushing ist so stark, dass man das Bier am besten direkt über dem Glas öffnet. Er sackt nach einer Weile zusammen, bildet dann aber eine langlebige, stabile Feinschaumschicht. Das Bier selbst ist minimal trüb, von herrlicher haselnussbrauner Farbe, die ohne Gegenlicht fast für eine geschlossene Blickfläche sorgt.

Die Nase ist sehr malzig, kräftig, würzig, genau das, was ich mir von einem belgischen Quadrupel erhoffe. Eine leichte Parfümnote schwingt mit, vielleicht Töne von Lavendel, Zitrus, Rosmarin und Thymian, das sind aber eher Gefühle als klar festmachbare Fakten. Man bekommt Lust, einen Schluck davon zu nehmen.

Im Mund entsteht eine fette, satte Textur, fast schon aufgeschäumt wirkt das. Der Antrunk zeigt sich ebenfalls direkt von der würzigen Seite, das Malz wirkt sogar fast etwas pikant. Dieser Eindruck verstärkt sich im Verlauf noch weiter, aus der initialen Süße entwickelt sich eine hübsche Säure, die beiden Komponenten spielen im Wechsel miteinander, bis sie sich am Ende beide verabschieden und einer sehr befriedigenden Trockenheit, die mit der nun sehr prägnanten Pfeffrigkeit einher geht, Platz machen. Aromatisch bleibt es mäßig interessant, das ist ein Bier der Effekte – ein Bier der Sensorik der Zunge, nicht der Nase. Zum Schluss kommt noch leichter Jasminhintergrund auf, mit dem das 9000 Quadrupel ausklingt.

Brouwerij Van Steenberge Gulden Draak Classic und 9000 Quadruple

Ein gelungener Vertreter seines Stils, fett, breit und mit Wucht, noch eine Schippe drauf im Vergleich zum auch schon von mir sehr geschätzten Gulden Draak Classic. Mir fehlt am Ende irgendwas, ich kann aber nicht klar festmachen, was, das mich daran hindert, in Begeisterung auszubrechen. Das ist aber ungerecht: Wer belgische Quadrupel mag, kann hier unbesehen zugreifen.

Bier am Freitag – Hanscraft Bayerisch Nizza Wheat Pale Ale

Das Problem habe ich gerade häufig – ich schaue mir die alten Bierrezensionen an, die ich vor Jahren geschrieben hatte, aber nie veröffentlicht, und will dann neue Bilder und letzte Eindrücke dazufügen. Zu diesem Zwecke erwerbe ich dann noch ein, zwei Flaschen, und stelle dabei fest, dass der neue Eindruck nicht zu den alten Tastingnotes passt. Nun, entweder hat sich mein Gaumen verändert, oder das Bier wird anders hergestellt, etwas, was ich gerade bei Craftbier dann doch so häufig sehe, dass ich letzteres ehrlich vermuten darf. Aktuelles Beispiel: Hanscraft Bayerisch Nizza Wheat Pale Ale. Alte Version: Dreifach kaltgehopft mit Perle, Citra, Centennial, Chinook, und 5,3% Alkoholgehalt. Neue Auflage: 5,0%, und Hopfensorten leicht verändert mit Tradition, Citra, Summit, Chinook. Da lohnt sich keine Veröffentlichung der alten Tasting Notes, da werden neue gemacht. Bitteschön!

Hanscraft Bayerisch Nizza Wheat Pale Ale

Optisch erstmal sehr trüb, bananig-bleich, blass. Feiner langlebiger Schaum, nicht viel davon, es knistert dafür sehr angenehm, und die starke Perlage gefällt mir auch. Geruchlich findet man hier eine Mischung aus Hefeweizen und Pale Ale. Mild, hefig, sehr fruchtig nach Orange, Pfirsich und Banane – mit einer gewissen Marmeladigkeit und vorsichtigen Würze.

Am Gaumen kommt es sehr frisch und rezent an, klar und etwas herbsäuerlich im Antrunk, mildbitter und leicht. Cremig und dennoch mit leichtem Körper. Danach kommt eine milde Süße zum Vorschein, die Säure dominiert dennoch weiterhin, eine hintergründige Zitronigkeit und ein Hauch Maracuja vielleicht. Orangenschale finde ich, das erinnert mich insgesamt durchaus an ein Witbier. Eher kurzer Abgang, frisch und leicht auch hier, ohne nennenswerte Rückstände an Aromen, mit plötzlich auftauchender knackiger Bittere. Eine leichte Mundtrockenheit verbleibt und das dadurch entstehende Mundgefühl ist eher unangenehm – ein Wermutstropfen am Schluss also.

Das fühlt sich tatsächlich irgendwie wie eine Mischform aus Hefeweizen und Pale Ale an, der Name ist also passend. Ein leicht aromagehopftes Weizen, könnte man auch sagen. Sehr süffig und angenehm zu trinken, ein herrlicher, wirksamer Durstlöscher. Erkennbar handwerklich gut gemacht – bis auf den Nachabgang finde ich keinerlei störende Effekte, ein rundes, perfektes kleines Bier zum Wegziehen; das Sobriquet „Clubbier“ finde ich unterhaltsam und berechtigt!

Die Ahnen wussten es schon – Los Muertos Mexican Dry Gin

Spirituosen mit Zutaten zu versehen ist etwas in Verruf gekommen, seit industrielle Hersteller diese hauptsächlich dafür genutzt haben, sehr mäßige aromatisierte Spirit Drinks auf den Markt zu werfen; insbesondere Spiced Rum hat sich damit hervorgetan. Nicht, dass hier wirklich edle Gewürze und Früchte in handwerklich mühseliger Arbeit mazeriert wurden, nein, man nimmt die billigeren und aufwändigeren Extrakte und Aromastoffe, am Ende, so denkt man sich, kann der ahnungslose Konsument das eh nicht wirklich voneinander unterscheiden. Ich habe eine Nachricht für diese Art Produzenten: Doch, der Kunde kann das. Ich persönlich bin, so verrückt das für den klingt, der meine Geschichte bezüglich Zusatzstoffen in Spirituosen kennt, zu einem großen Fan richtig gut gemachten Spiced Rums geworden, und weiß zu schätzen, wenn auch in anderen Kategorien gut gemachte Zusammenstellungen von regionalen Pflanzenbestandteilen eingesetzt werden.

Der Los Muertos Mexican Dry Gin wird mit „botánicos ancestrales“, also Pflanzen, die man schon von den Ahnen her kennt, angesetzt – dabei handelt es sich um so durchaus exotische Dinge wie Avocadoblätter, Cempasúchil-Blumen, Tecomán-Limetten, Poblano-Chilis, Koriandersamen und über Rauch getrocknete Jalapeños. Man hält sich in Tlaquepaque in Jalisco scheinbar an recht regionale Zutaten, das ist etwas, was ich zu schätzen weiß, auch wenn ich ein paar davon noch nie zuvor gehört, geschweige denn je probiert hätte, das ist aber auch nicht erwartbar, denke ich. Die Cempasúchil-Blumen kennt man aber wahrscheinlich vom Sehen, denn sie wird in nachgemachter Form aus Draht und Papier gerne als Deko benutzt; insbesondere für Feiern am Día de los Muertos, was ja zum vorliegenden Gin irgendwie gut passt. Die Destillation jenes erfolgt jedenfalls mit einer Potstill, die Maestro Destilador Bernardo González bedient, der den Brand auch am Ende auf 43% Alkoholgehalt einstellt.

Los Muertos Mexican Dry Gin

Kristallklar, ohne Fehler, ohne auch den Anflug einer Tönung landet der Gin im Glas. Angenehm zeigt sich die Viskosität, die beim Schwenken erstmal einen durchgängigen Film an der Glaswand hinterlässt, der dann in einzelne, schmale Beinchen aufgeteilt abläuft. Vereinzelt bleiben auch kleine Tropfen hängen und vereinigen sich erst später für den gemeinsamen Abstieg.

Erstmal Entwarnung gibt die Nase – auch wenn Wacholder nicht explizit aufgezählt wird, ist er dennoch die dominierende Komponente der Botanicals, so deutlich, dass er schon beim Schwenken des Glases wahrnehmbar ist, ohne dass man das Näschen ins Gläschen halten muss. Tut man letzteres dann, finden sich die traditionellen Pflanzenbestandteile, zunächst wirklich diese schwerfruchtige, grünrote Seite einer fetten, frisch aufgeschnitten Jalapeño oder Poblano, leichte Zitrustöne der Limette, die leicht seifigen Aspekte des Korianders, und ganz spät auch ein Hauch von Floralität. Man erkennt spätestens nun, dass es sich nicht um einen klassischen Gin handelt, diese Chilifrucht mit einem Touch von Rauch ist schon überhandnehmend, aber gar nicht unangenehm, mir gefällt das sehr, einfach weil ich auch gern Chilis in unterschiedlichen Formen esse.

Los Muertos Mexican Dry Gin Glas

Die schon vom Auge entdeckte Öligkeit ist auch der erste Eindruck, den der Mund spürt, da ist eine fette Textur und viel Breite, die sich weich an den Gaumen legt und sich verbreitet. Ganz dezent ist da auch gleich etwas Süße, die viel einer eventuellen Bitterattacke auffangen kann. Wacholder und eine schwer zu greifende Fruchtigkeit erscheinen, letztere ist wahrscheinlich aus der Kombination von Limette und Chili zu erklären. Schön kräuterig, ohne wirklich superexotisch zu wirken, die mexikanischen Botanicals integrieren sich gut mit dem Wacholder. Im Verlauf beginnen Alkohol und Chili dann ein leichtes Prickeln auf die Zunge zu bringen, und im Abgang läuft der Los Muertos Mexican Dry Gin dann mit viel feinherbem Feuer spürbar den Rachen hinunter, hinterlässt dabei ein freches Kribbeln, das mit Rauchchili-Aromen versetzt ist, ohne aber scharf zu brennen. Zum Schluss klingt ganz vorsichtig eine Blumennote nach, ohne die grünen pflanzlichen Seiten zu verdrängen.

Mir gefällt, wie klug und mit handwerklich geschickter Hand hier die Aromen der doch starken Zutaten zusammengesetzt und ineinander verwoben sind, ein buntes Bild, das durchaus dem gerecht wird, was man marketingtechnisch hier anpreist – das fühlt sich wirklich wie ein Gin aus Mexiko an, mit ungewöhnlichem Geschmack, sich aber dennoch nicht zu weit von der Vorstellung eines klassischen Gin entfernend.


Der Gin hat jedenfalls sicher die Kraft und den Charakter, sich auch im Zusammenspiel mit Zutaten behaupten zu können, die sonst vielleicht einen zarten Gin überdecken würden. Enzian und Melonenlikör, zum Beispiel, im Electric Circus. Jedenfalls finde ich, dass sich in diesem Drink zusammen mit dem Los Muertos viel ergänzt; da geht definitiv was ab im Mund!

Electric Circus Cocktail

Electric Circus
¾oz / 23ml Dry Gin
¾oz / 23ml grüner Melonenlikör
¾oz / 23ml Zitronensaft
¾oz / 23ml Enzian
1 Spritzer Bitters
Auf Eis shaken.

[Rezept nach Chall Gray]


Die Flasche ist eine standardisierte, hätte ich mal gesagt, tonnenförmig und ohne große Spielerei. Das hat man sich fürs Etikett aufgehoben, das dem leicht angeschickerten Auge jedenfalls viel zu bieten hat, mit Exotik und in schönen bunten Farben. Es passt zum Inhalt.

Gin ist eine sehr variable Kategorie, das hat sich über die letzten Jahre deutlich gezeigt. Mir gefallen nicht alle Variationen, die da passiert sind, und manche finde ich gelinde gesagt sogar unerträglich. Der Los Muertos Mexican Dry Gin ist sicher keiner, der in letztere Gruppe bei mir fallen würde – hier hat man sich für einen interessanten, spannenden Weg entschieden, der sich trotzdem nicht zum Gimmick entwickelt hat. So soll es sein.

Offenlegung: Ich danke Los Muertos Spirits für die kosten- und bedingungslose Zusendung einer Flasche ihres Gins.

Bier am Freitag – Hald Unser Härtsfelder Heimattage Bier

Schon auf der Autobahn wird man darauf hingewiesen – die Heimattage Härtsfeld 2024 sind das große Ding für die nächsten paar Monate auf der östlichen schwäbischen Alb. Meine Heimatstadt Neresheim beteiligt sich natürlich stark daran, da geht alles vom Maibaumfest oder einer Hocketse, über Vorträge, Gottesdienste und Popup-Ausstellungen bis hin zum Betriebstag der Härtsfeld-Museumsbahn, einem Seefest und einem Ritterturnier. Wirklich für jeden Geschmack was dabei. Dazu bringt die lokale Brauerei Hald aus dem Teilort Dunstelkingen ein helles Vollbier mit 4,8% Alkoholgehalt mit, und das Hald Unser Härtsfelder Heimattage Bier will ich im Zuge der Heimattage natürlich auch einem weiteren Publikum vorstellen.

Hald Unser Härtsfelder Heimattage Bier

Kristallklar und leuchtend, strahlende goldene Farbe ohne jeden Partikel in der Flüssigkeit. Dazu ein feiner Schaum, daumendick beim Eingießen, der langsam auf eine dünne Schicht zusammensackt, wie man das vom Hellen kennt. Feine Perlage lässt beständig Bläschen aufsteigen.

Die Nase ist Gerste pur, schön getreidig, dabei klar und sauber, mit kleinen Aspekten von Hefe. Deutlich würzig, die Malzbasis kommt hier voll durch und bietet einen herben Charme für das Bier. Leicht erdig und heuig wirkt das, ohne die Stilbegrenzungen eines Hellen zu verlassen.

Frisch, frech, mit im Antrunk direkt zuschlagender Rezenzkante, so zeigt sich das Bier am Gaumen. Das hat extrem Durstlöschpotenzial, darüber brauchen wir gar nicht reden, die klare Struktur und feine, ganz leicht kauige Textur helfen zusätzlich, dass sich hier eine Rolle als Gaumenklärer zum Essen andeutet, oder zur puren Erfrischung im Sommer. Eine süße Basis, die mit Malz versehen ist, macht das ganze dann richtig schön trinkig. Der Abgang ist kurz, lässt ein leichtes Bittergefühl im Rachen zurück, und einen ganz dezenten Getreidenachklang.

Das kann man trinken. Der Durst treibts runter. Hab schon schlechtere Biere getrunken. Mit diesen typischen schwäbischen Komplimenten (ich hoffe, man versteht, wie ich das meine) verlasse ich das Bier, und rate ich Bierfreunden, die 2024 mal eine besondere Region in Baden-Württemberg besichtigen wollen, die einen ähnlich herben Charme wie dieses Bier, sich doch mal das Härtsfeld anzuschauen. Die Heimattage bieten vielleicht den Anlass, den ihr gesucht habt!

Der Storch ist gelandet – Stork Club Straight Rye Whiskey

Die Zeit verfliegt. Mir kommt es vor, als sei es erst gestern gewesen, als mein Artikel über regionale Spirituosen im Magazin BRANNT 2022 erschien; inzwischen kann man ihn hier online nochmal nachlesen, falls man es damals im Print verpasst hat. Dort hatte ich auch die Macher hinter dem Stork Club Straight Rye Whiskey der Spreewood Distillers in Schlepzig, den ich heute hier vorstellen will, interviewt, ein unterhaltsames Gespräch, in dem ich viel über die Sichtweise von Steffen Lohr, Sebastian Brack und Bastian Heuser, die die Brennerei 2015 übernommen und umgebaut haben, erfahren konnte. Nach dem Gespräch merkte ich, dass ein nicht unerheblicher Bestandteil aber noch fehlte, um wirklich zu begreifen, was dort gemacht wird: den Whiskey selbst zu probieren. Das hole ich nun zusammen mit meinen Lesern nach.

Der Grund, warum ich die Spreewood Distillers für meinen Artikel ausgesucht hatte, ist direkt erklärt: der Stork Club Straight Rye Whiskey basiert auf einer Mashbill aus 100% deutschem Roggen, sogar eigentlich extrem regional gesourcten Roggen von Bauern innerhalb eines Umkreises von 5km um die Brennerei. Näher geht kaum, und auch wenn ich bei Getreide vorsichtig bin, das Wort Terroir einzusetzen, passt es hier wahrscheinlich einfach gut, weil auch die anderen Begleitumstände so örtlich gebunden sind. Whisky selbst ist in den heutigen Zeiten ja auch bei weitem nicht mehr so als so exotisch empfunden, dass man sich ernsthaft die Frage „deutscher Whisky? Geht das überhaupt?“ stellen kann, viele Dutzend Brenner haben schon lange bewiesen, ja, das geht natürlich, gut sogar. Und der Stork Club Rye kann sogar als Beispiel dafür herhalten. Gießen wir uns ein Glas ein und verifzieren das.

Stork Club Straight Rye Whiskey

Mir gefällt es, wenn das Design den Inhalt der Flasche aufnimmt – die vielen kupfernen Applikationen am Flaschenhals, dem Stöpsel und dem Etikett treffen zwar nicht hunderprozentig die Farbe der Flüssigkeit, nähern sich dem leuchtenden Gold im Glas aber doch an. Leichte Viskosität sieht man darüber hinaus, auch wenn das Glaswandverhalten eher unauffällig bleibt.

Geruchlich nehmen wir erstmal ganz gelassen den doch erkennbaren Unterschied zu einem klassischen amerikanischen Roggenwhiskey an. Da fühle ich eine sehr viel deutlichere Nähe zu einem gelagerten Korn als zu einem Bourbon, etwas, was aufgrund der Herkunft auch nicht verwundern sollte, im Gegenteil – ich finde es gut, dass man hier nicht schlicht die Aromatik kopiert, sondern sich zwar am Vorbild orientiert, aber etwas eigenes macht. Sehr getreidig, würzig und gewürzig, mit schöner, tiefer Fruchtnote, die etwas an reife Birne und Quitte erinnert. Deutlich erdig, meine ich sogar, was die minimale Ethanol- und Kleberkomponente gut auffängt.

Stork Club Straight Rye Whiskey Glas

Das Mundgefühl ist für die eingesetzten 45% Alkoholgehalt zunächst sehr weich und fast zart, mit filigraner Struktur, die den Gaumen für das Kommende vorbereitet. Eine schwere, aromatische Süße, erinnernd an Ahornsirup oder Kandiszucker, wird im Verlauf durch kräftig-würzige Pfeffrigkeit ersetzt, mit der auch etwas Trockenheit einhergeht, ohne dass wirkliche Astringenz aufkommt. Die Aromatik, die wir schon erschnuppert hatten, wird sehr sauber auch auf den Geschmack übertragen, das bildet sich fast 1:1 ab, eben mit der Getreidelastigkeit, der Erinnerung an Lagerkorn, und dem erdigen Späteindruck. Etwas Karotte erinnert dann doch an Bourbon, und eine klare Minzkomponente entsteht im Abgang, die die Zunge leicht anästhesiert und einen Frischehauch im Mund zurücklässt. Der Nachhall besteht dann wieder aus Getreide, und Holz, das mit etwas Vanille abgerundet ist.

Insgesamt mag ich diese Interpretation eines Roggenwhiskys, sie wirkt leichter und frischer, weniger schwer als das amerikanische Vorbild, bleibt aber dennoch aromatisch und dicht, mit schöner, runder Struktur. Handwerklich ohne Frage sehr sauber gebrannt ist der Stork Club Rye darüber hinaus, das liegt einfach gut im Mund und rutscht auch ohne Klemmen durch.


Die Idee von Steffen Lohr, Sebastian Brack und Bastian Heuser ist es, eine deutsche Alternative zum Überseewhiskey anzubieten, insbesondere auch für die Bar. Das gelingt ihnen ohne Frage, und man kann das selbst zuhause im Deckside Derby ausprobieren. Der Stork Club liefert die Basis, die anderen Zutaten ergänzen die bereits bestehende Aromatik weiter. Eine schöne Variante eines klassischen Whiskey Sours, mit mehr Varianz als das Original, wenn man mich fragt.

Deckside Derby Cocktail

Deckside Derby
1½oz / 45ml Rye Whiskey
1oz / 30ml Grapefruitsaft
¾oz / 23ml Zitronensaft
¾oz / 23ml Honigsirup
¼oz / 7ml Allspice Dram
2 Spritzer Orange Bitters
Auf Eis shaken, auf frisches Eis abseihen.

[Rezept nach Nobian Henan]


Zur Flasche und zur Präsentation habe ich ja oben schon etwas gesagt, ein gelungenes Design, wie ich finde, da passt schön alles ineinander, und die Flasche liegt auch gut in der Hand.

Für alle, denen Regionalität etwas bedeutet, und die trotzdem natürlich nicht auf internationale Qualitätsstandards verzichten wollen, ist der Stork Club Straight Rye Whiskey natürlich voll ans Herz zu legen. Für die Heimbar taugt er als Variabilitätsbringer für Cocktails, und ist auch pur sehr angenehm zu genießen. Man muss also nicht in die weit entfernten USA oder nach Kanada blicken, will man guten Roggenwhiskey haben – das geht auch im kleinen Schlepzig, wenn man gute Materialien und Leute dafür hat, wie das dort offensichtlich der Fall ist.

Armagnac am Wochenende – Hontambère Armagnac Blanche verschiedene Rebsorten

Das 2. German Armagnac Festival ist in den Startlöchern, dies hier ist der letzte Hinweis, dass es noch möglich ist, nach Stuttgart zu kommen und kurzentschlossen die vielen Aussteller zu besuchen, die sich für dieses Jahr angemeldet haben. Letztes Jahr hatte ich ja schon ein ein paar winzige Eindrücke vermittelt, und ich bin mir sicher, dass es dieses Jahr mit gestiegener Erfahrung noch einen Ticken unterhaltsamer werden wird. Also auf! Dort wird es sicher auch so einige Blanche-Armagnac zu probieren geben, vielleicht sogar vom sicher teilnehmenden Château de Hontambère, von denen ich im Vorfeld schon ein paar rebsortenreine Blanches schlückchenweise versuchen konnte – hier meine Meinung zu Hontambère Armagnac Blanche Colombard, Blanche Folle, Ugni Blanc und Baco!

Hontambère Armagnac Blanche verschiedene Rebsorten

Alle sind Jahrgang 2022, und mit 50% Alkoholgehalt abgefüllt. Da alle keine Fassreifung erhalten haben, sage ich nichts spezielles für die Farbe, außer dass sie über alle vier Sorten identisch und ununterscheidbar glasklar, fehlerlos und mit erkennbarer Viskosität im Glas stehen.


Hontambère Armagnac Blanche Colombard

Beginnen wir mit dem Hontambère Armagnac Blanche Colombard. Sehr traubig, deutlich tresterig, und leicht erdig. Ein milder Eisenton, erinnernd an rostige Nägel, schwingt mit. Grün und vegetabil, ohne große Kräutereinschläge. Wirkt in der Nase etwas kurz und schmal, mit deutlichem Lack. Der sensorische Eindruck beim Antrunk ist süß und voll, deutlich runder als in der Nase. Trauben und Trester erscheinen sofort, nun viel fruchtiger und weniger grün. Sehr weiche Textur, breit und expansiv am Gaumen. Schöne Würze entsteht im Verlauf, weißpfeffrig und leicht die Zungenspitze anästhesierend. Ein langer Nachhall mit leicht nussigem Charakter bleibt.


Hontambère Armagnac Blanche Folle Blanche

Die Nase des Hontambère Armagnac Blanche Folle Blanche ist deutlich von Traubenaromen gesteuert, frisch und hell, und sehr leichtkörperig. Etwas Vanille, etwas Zimt, aber danach hört es schon schnell auf und geht in eine leichte Grüne über. Die Textur bleibt auch am Gaumen weich und rund, die Aromatik explodiert nicht, sondern orientiert sich an der leichten Nase. Schnell bilden sich buttrige Süßspeisen aus, Kekse, Streusel. Nur vorsichtige Würze kommt dazu, dafür eine ausdauernde, regelrecht aufblühende Floralität, die wirklich apart wirkt. Ein ganzer Blumengarten hängt im Nachklang lange nach.


Hontambère Armagnac Blanche Ugni Blanc

Beim Hontambère Armagnac Blanche Ugni Blanc muss man noch tiefer schnuppern als bei den beiden Vorgängern. Nur ein Hauch von Aromen findet sich, eine Mischung aus Blüten und traubiger Fruchtigkeit, das von einem herben Unterbau gehalten wird. Frisch, klar, aber auch etwas undefiniert, und das setzt sich am Gaumen fort. Es ist von allem was da, Blüten, Frucht, ganz milder Trester, doch alles eher dezent. Im Verlauf zeigt sich dann die Stärke dieses Brands, eine fette Salzigkeit und starke Würze, die Zunge und Gaumen prickeln lässt. Definitiv für mich eher ein Strukturbrand, weniger etwas für die feine Aromatik, und auch im Nachklang bleiben eher die Effekte zurück.


Hontambère Armagnac Blanche Baco

Der Hontambère Armagnac Blanche Baco ist mit Abstand der fruchtigste Armagnac der vier, das erinnert sogar an Tropenfrucht, vorsichtige Mango tut sich besonders hervor, mit etwas Passionsfrucht als Begleitung. Auch im Mund hat diese schwerfruchtige Seite Vorrang vor allem anderen, beide erwähnten Früchte sind klar erkennbar, und sie geben erst gegen Ende die Hauptrolle ab, wenn deutlich anästhesierend sich leicht salzige, aber sehr pfeffrige Würze auf die Zunge legt und diese bis lang über den Nachklang hinaus in Beschlag hält. Dann, ganz spät, kommt leicht geranische Floralität dazu.


Es ist sehr spannend, diese Rebsortenreinheit zu betrachten, denn definitiv sind sie alleinstehend sehr unterschiedlich zueinander; wenn man Armagnac kennt, spürt man aber auch, dass sie zusammen genommen genau ihre jeweiligen Stärken an einen Rebsortenblend einbringen können. Darum habe ich mir den Spaß gemacht und die Reste der Verkostungsgläser einfach zusammengekippt und meinen persönlichen Blend, grob geschätzt natürlich 1:1:1:1, probiert. Ich bin ehrlich – so schmeckt mir dieser Armagnac Blanche vom Chateau de Hontambère am Ende am besten, vollwürzig, blumig, fruchtig und kraftvoll. Eine sehr interessante Erfahrung von Anfang bis Ende. Wer sich für Armagnac, oder Weinbrand im Allgemeinen, interessiert, sollte sich so eine Samplereihe zulegen, um zu verstehen, woher die einzelnen Aspekte eines so vielgestaltigen Brands wie dem Armagnac kommen können.

Offenlegung: Ich danke Sascha Junkert von armagnac.de für die kosten- und bedingungslose Zusendung der vier Samples.

Craft und Kupfer – Purity Connoisseur 51 Reserve Organic Vodka

Wodka muss man lernen, das ist für mich ein Fakt, da gibt es soviele Missverständnisse, aber auch minderwertige Produkte zuhauf, die die Aufklärung dieser Unklarheiten nicht einfacher machen. Ein Land verbindet man geschichtlich ganz besonders mit Wodka, doch der Kauf russischer Produkte verbietet sich gerade natürlich, das schränkt den Genießer aber eigentlich praktisch nicht ein – es gibt mehr als genug traditionelle polnische, ukrainische und besonders finnische Wässerchen, die weit mehr als nur Ersatz sind, und selbst in Deutschland hat es Qualität, die man entdecken kann. Wodka ist auch in Schweden beheimatet, klar, man kennt die langen Supermarktregale voller Absolut-Flaschen, in dutzenden Geschmacksrichtungen aromatisiert, so dass das Klare, Echte hier doch etwas verloren ging zugunsten einer dadurch entstehenden belanglosen Arbitrarität. Doch Schweden hat, wie sich bei den Craftbrennern der Purity Distillery, an der Südspitze Schwedens verortet, zeigt, auch eine modern-rege Wodkakultur, die zurück zu den Wurzeln will.

Ich habe eine gewisse emotionale Nähe zu Schweden entwickelt, seit meinem Städtetrip nach Stockholm 2023, und darum musste ich nicht lange überlegen, ob ich mir den Purity Connoisseur 51 Reserve Organic Vodka als Beweisobjekt für meine Thesen heranziehe. Biozertifizierte Zutaten (hier Winterweizen und gemälzte Gerste in einer unveröffentlichten Mashbill) und Produktion in kleinem Maßstab, dazu die Transparenz, woher der Name kommt. Es ist ja für so manche Hersteller ein Wettbewerb, absurde Zahlen für die „Anzahl der Destillationsvorgänge“ zu präsentieren, da muss man als Kenner schon oft etwas schmunzeln, und auch in manchen Marketingtexten von Purity liest man diese seltsamen Messungen, doch in Wahrheit gibt es wirklich einen Grund für die „51“ im Namen – man zählt hier einfach die Anzahl der Schritte, die das Destillat durchläuft. Schritt 1 ist eine Potstill, deren Rohbrand dann durch zwei Säulen mit je 8 Platten läuft, was 17 Schritte ergibt. Für den Purity 51 macht man das ganze dreimal, so ein Zyklus dauert 6 bis 8 Stunden, und kommt so auf 51 Schritte (wer will, kann auch den Purity 17 und den Purity 34 erwerben). Zumindest etwas, woran man auch als jemand, der viele Brennereien besichtigt hat, glauben kann. Die Platten in den Säulen wurden stark modifiziert, so dass rund dreimal soviel Kupferkontakt stattfindet wie in normalen Säulen, die Vorteile von Kupfer beim Brennen sollten ja bekannt sein. Am Ende wird nicht kohlegefiltert, das Produkt schließlich auf 40% Alkoholgehalt eingestellt. Und so landet es bei mir im Glas!

Purity Connoisseur 51 Reserve Organic Vodka

Glasklar, ohne jeden Fehler, und mit einer ansprechenden Viskosität ausgestattet, so zeigt sich der Purity 51 im Verkostungsglas. Einzelne Wellen schwappen schnell hoch und zerschellen, legen einen feinen Film an die Wand, die dann dickbeinig zügig ablaufen.

Die Nase ist beinahe schon bezaubernd in ihrer zarten Floralität, voller Veilchen, Nelken und Kornblumen. Dazu findet sich eine dezente Kardamomnote, die zusammen mit Vanille fast den Eindruck von schwedischen Kardemummabullar erzeugt. Frische kommt noch durch Anflüge von Zitruszeste, aber nur ganz vorsichtig, bevor dann die erdig-nussige Getreidenote das Bild beherrscht, mit leichter Korianderseifigkeit. All das, so muss man sagen, ist natürlich in einer Feinheit und Zurückhaltung angeboten, wie man es von einem guten Wodka erwartet, ohne sich aufzudrängen, aber effektiv vorhanden. Ein guter Anfang!

Purity Connoisseur 51 Reserve Organic Vodka Glas

Im Mund zeigt sich der Purity 51 vielgestaltig – da ist zunächst die fette Textur, die sich initial extrem weich an den Gaumen legt, im Verlauf aber Struktur und Fahrt aufnimmt, bis sie im Finish deutlich kribbelig mit leisem, aber wirksamem Feuer glüht und wärmt. Ein richtig schöner Spannungsbogen, der nie langweilig ist. Die Aromen duplizieren sich von der Nase, da ist viel Grünheit, etwas Floralität, milde Süße und interessante Gewürzaspekte mit viel Kardamom, Muskatnuss und Vanille, immer in Abwechslung, dazu die grundlegende Getreidewürze mit viel reiner Gerste und Weizen. Leichte Orangenzeste, dazu einiges an Albedo, die vorsichtige Bittere miteinbringt. Der Abgang ist weiterhin rund, weist aber ordentlich Charakter auf, passt so gar nicht zu dem, was man sonst so als Neutralspirituose präsentiert bekommt – das ist der Purity 51 Reserve nämlich ganz sicher nicht!

Wodka hat so diesen Ruf, das langweiligste der Welt zu sein. Auch ich habe das persönlich erst durch viele, viele Wodka- und Kornverkostungen als Juror beim ISW gelernt, dass das eine Fehleinschätzung, verursacht natürlich durch die Massen an minderwertigen Produkten in deutschen Supermarktregalen, ist. Wer einen Wodka für die Heimbar sucht, bei dem man sich nicht wundert, warum James Bond immer eine Flasche Wodka in der Heimbar hatte, und einen wodkabasierten Mixdrink jedem anderen vorzog, der probiere mal den Purity 51 Reserve.


Im krassen Gegensatz zum harten Vodka Martini, geschüttelt, nicht gerührt, der über die Eiseskälte und die kantige Struktur punktet, will ich hier allerdings die Gewürz- und Süßspeisenseite des Purity 51 an einen Drink herangehen. Von der Facebookseite der Brennerei käue ich den Semla Shot wieder, auch wenn ich sowas nicht gern mache; doch hier gibt es für mich einfach keinen zweiten Gedanken, weil der Semla Shot mich sofort zurück nach Stockholm versetzt, in eine Bäckerei, in der es von Süßspeisen nur so wimmelt. Die Schweden haben eine regelrechte Kultur für Zimt- und Kardamomschnecken entwickelt, die ich in ihrer Konsequenz bewundere, und irgendwie so gar nicht zum Ruf des kühlen Nordvolks passt.

Semla Shot Cocktail

Semla Shot
1oz / 30ml angewärmten Amaretto ins Glas geben
1oz / 30ml Wodka vorsichtig darauf schichten
Mit Schlagsahne toppen und etwas Kardamom darauf streuen.

[Rezept nach Purity Distillery]


Die Flasche ist einerseits bauchig, andererseits mit einem schönen Schliff versehen, so dass man sich an einen Diamanten erinnert; dazu passt das schwarzgoldene Design des Etiketts. Ein durchaus edler Augenfang für die feine Heimbar.

Aktuell ist in Deutschland etwas schwer an den schwedischen Vodka heranzukommen, ich habe ihn aber unkompliziert bei einem Shop in Dänemark ordern können. Für mich lohnt sich das preisliche Upgrade, das man für so einen Craftvodka investieren muss, aber ganz sicher – das ist bei Wodka nicht anders als bei anderen Spirituosen. Den Schritt über die 5€-Discounterware spürt man hier jedenfalls so richtig dramatisch stark, das ist aber für den Purity 51 auch niemals der Vergleichswert: im Gegenteil, hier misst man sich mit höchstwertigen Bränden aus der ganzen Welt. Und steht am Ende, ehrlich, in einer glänzenden Position.