Bier am Freitag – Kuehn Kunz Rosen Kuehnes Blondes

Kuehn Kunz Rosen Kuehnes Blondes Titel

Seit meinem ersten Witbier, das ich irgendwann vor Jahren in der inzwischen leider geschlossenen Bar „Tempelier“ in Saarbrücken, die eine riesige Auswahl belgischer Biere in den dazu passenden Trinkgläsern anbot, trank, bin ich dem Bierstil irgendwie verfallen. Heute muss man für Witbier allerdings nicht nach Belgien schauen, diverse deutsche Brauer trauen sich daran, wenn deutsche Biergesetze sie nicht daran hindern, die Zugabe von Orangenschale und Koriander in Bier wird nicht überall hierzulande gern gesehen, obwohl Witbier ein sehr traditioneller Bierstil ist und diese Zutaten sehr natürlich sind. Das Kuehn Kunz Rosen Kuehnes Blondes ist damit auch ein Beispiel für die Experimentierfreudigkeit heutzutage – die Mainzer Brauer verpacken es dann noch in Flaschen, die mit tollen Etiketten mit frechen Illustrationen versehen sind. Da ist man durchaus darauf gespannt, was nun kommt, wenn man den Kronkorken abzieht!

Kuehn Kunz Rosen Kuehnes Blondes

Es sind wohl die Haferflocken, die du blickdichte Trübe erzeugen. Durch diesen Kniff bekommt das Blonde eine schön durchgängige, leicht blasse Maisfarbe. Keinerlei Perlage ist erkennbar; der Schaum ist stiltypisch sehr dünn und verschwindet im Verlauf fast komplett. Geruchlich sind wir auch typisch bei Wit: leicht hopfig (Mandarina Bavaria wurde verwendet), durch die eingesetzten Gewürze auch Noten von Orange. Eine leichte Hefigkeit nehme ich wahr, und, wenn ich tief schnuppere, auch eine gewisse Kräuterigkeit durch die anderen Zutaten. Insgesamt mag ich diese Aromatik, bin schon seit langer Zeit ein großer Witbierfan.

Im Mund beginnt das Kuehne Blonde sehr würzig, fast schon leicht pfeffrig. Haben die Orangenschalen und der Hopfen die Nase dominiert, so sind Koriander und Paradieskörner die ersten geschmacklichen Eindrücke. Dabei wirkt das Bier leicht und frisch, ausgesprochen rezent, mit dennoch angenehm rundem Mundgefühl. Im Verlauf erhalte ich Noten von Nelken, das erinnert dann beinahe an ein frisches Hefeweizen. Mit 4,9% Alkoholgehalt haben wir einen leichten, helltönigen Körper – auch das erwarte ich bei diesem Bierstil natürlich. Der Abgang ist mittellang, immer noch durch die besonderen Zutaten gesteuert, mit leichter Adstringenz auf der Zungenspitze und schöner Feinherbe. Leicht blumige Noten, die dann wieder in Gewürze übergehen, hallen noch etwas nach, mit Effekten von gut eingestellter Trockenheit.

Mit gefällt diese Wit-Interpretation sehr, gerade die Vielschichtigkeit, mit der Nase und Gaumen auseinandergesteuert werden, ist sehr reizvoll, und auch, dass man die einzelnen Zutaten wirklich en detail herausschmecken kann. „Kühn“ ist es im Wortsinne vielleicht dann doch nicht (das will ich auch nicht ständig haben bei Bier), aber doch ambitioniert und auf jeden Fall handwerklich hervorragend gemacht.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.