Neujahrsbier am Freitag – Gulden Draak Calvados Barrel Aged Ale

Gulden Draak Calvados Barrel Aged Ale Titel

Von meiner Reise nach Brüssel Ende Oktober 2020 habe ich bereits berichtet. Eines der Mitbringsel von dort war das Gulden Draak Calvados Barrel Aged Ale. Das obergärige Bier aus der Brouwerij Van Steenberge ist ein dunkles belgisches Starkbier, das nach dem Brauvorgang noch 4 bis 6 Monate in einem Ex-Calvados-Fass nachreifen konnte. Nach etwas Internetrecherche habe ich wahrscheinlich etwas überbezahlt mit 29€ für eine Dreiviertelliter-Sektflasche mit Korken und Drahtkorb, doch die Flasche war zu verlockend in dem kleinen, aber feinen Bierfachhandel in Brüssel – die absurd hohe belgische Alkoholsteuer schlägt hier vielleicht auch noch etwas zu. Bin ich nun enttäuscht deswegen?

Gulden Draak Calvados Barrel Aged Ale

Optisch punktet der „goldene Drache“ direkt nach dem Eingießen ins passende Glas, das ich in dem Lädchen gleich noch mit eingepackt hatte – dunkler Bernstein, mit minimaler Trübung. Hält man das Glas gegen Licht, sieht man eine sehr kräftige, schnelle Perlage. Der Schaum ist ein Traum, superfeinblasig, cremig, identisch zu der Crema auf frisch gebrühtem Kaffee. Er ist auch für ein Ale langlebig, wird zwar dünner, aber bedeckt langfristig die gesamte Bieroberfläche. Die Nase findet direkt Fassreifungsnoten, leichte warme Holztöne, etwas Vanille, und auch wirklich etwas das Aroma roter, reifer Äpfel und Birne mit Zimt. Deutliche Malzigkeit liegt darunter, Hopfen bleibt hier außen vor. Eindrücke von Orangenmarmelade und Kirschsaft sorgen für weitere Fruchtigkeit. Ein wirklich tolles Bouquet, das zum langen Schnuppern einlädt.

Im Mund geht das ansatzlos weiter. Fantastische Cremigkeit, der Schaum ist also kein Augenwischer, sondern Verkünder des Mundgefühls. Perfekte Süßsauer-Balance, dadurch ist das Ale gleichzeitig aromatisch voll und mit schöner Rezenz. Schöne Würze, die die Frucht unterstützt – tatsächlich ist milde Apfelfrucht vorhanden. Die Fassreifung gibt Holztöne und Wärme; die 10,5%, die das Bier zu einem Quadrupel machen, fallen nie negativ auf, man schmeckt und fühlt sie aber, und sie geben ordentlich Körper und Kraft. Der Abgang ist lang, mildholzig, feinherb und lässt die Verkostung mit vorsichtiger Jasmin-Blumigkeit ausklingen. Eine angenehme Trockenheit liegt noch eine Weile auf dem hinteren Gaumen.

Für mich ist diese fassgereifte Version des Gulden Draak ein perfektes Bier. Ich habe nullkommanull zu kritisieren, und genieße jeden einzelnen Schluck mit erneuter Überraschung, wie rund und großartig komponiert dieser belgische Traum ist. Wer die Chance hat, es zu probieren, sollte das tun – ich bin froh, die Sektflasche voll zu haben, da ist der Genuß noch verlängert. Und der Preis, nunja, das Bier ist es tatsächlich wert. Besonders zu schönen Angelegenheiten, wie Neujahr, statt dem allgegenwärtigen billigen Sekt.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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