Mhoba Pure Single Sugarcane Juice French Cask Rum Select Reserve

Mhoba Pure Single Sugarcane Juice French Cask Rum Select Reserve Titel

Knud Strand hatte mich bei unserem gemeinsamen Aufenthalt in Brüssel mit seiner mitgebrachten Flasche des ungereiften Mhoba Rum Pot Stilled High Ester 66,2% dazu gebracht, endlich mal die Samples von drei Varianten dieses südafrikanischen Rums auszuprobieren, die ich schon eine geraume Zeit zu Hause stehen hatte. Die ungereifte Variante, die Knud wild und voller dänischem Verve anpries, kann mich bei allem neutralen Qualitätserkennens nicht wirklich zu Jubelstürmen veranlassen, dazu ist mir die Hochesterigkeit zu ungebändigt. Doch als ich dann das kleine Sample des Mhoba Pure Single Sugarcane Juice French Cask Rum Select Reserve öffnete und verkostete, ja, da kam dann das anerkennende Kopfnicken, das Knud, so leid es mir im Rückblick tut, für die ungereifte Variante nicht von mir erhalten hat. Da musste tatsächlich eine ganze Flasche her!

Steven James hat auf seinem Rum Diaries Blog schon vor einem Jahr eine ganz herausragende Geschichte über Mhoba Rum mit tollen Fotos und Videos verfasst, die ich hier einfach verlinke, statt die Details wiederzukäuen – Nachlesen deutlichst empfohlen! Ein paar Dinge möchte ich hier als Extrakt dennoch wiedergeben. Erstens, Mhoba ist praktisch ein Single Estate Rum, alle Produktionsschritte vom Anbau des Zuckerrohrs bis zur Flaschenabfüllung werden auf dem eigenen Gut durchgeführt. Die Fermentation des von Hand geernteten und mit einfachen Maschinen ausgepressten Zuckerrohrs erfolgt mit einer Mischung aus wilden und gezüchteten Hefen über 7 bis 10, für Hochestervarianten sogar 21 Tage. Destilliert wird mit Edelstahlpotstills, und nach der kurzen Holzreifung (für den vorliegenden Rum mindestens 12 Monate in aufgearbeiteten Ex-Rotweinfässern aus französischer Eiche) werden sie unfiltriert und zum Teil unverdünnt abgefüllt. Man sieht, handwerklich gut gemacht, und für mich persönlich ist das schon die halbe Miete! Ich habe oben leider unvernünftigerweise bereits vorweggenommen, dass sich diese Arbeit gelohnt hat – hier nun meine geschmacklichen Eindrücke.

Mhoba Pure Single Sugarcane Juice French Cask Rum Select Reserve

Die kurze Reifezeit hat dennoch ihre Spuren hinterlassen – ein frischausgeflammtes Fass bietet halt auch in kurzen Perioden ordentlich Charakter, sowohl optisch als auch sensorisch. Ein kräftiges poliertes Kupfer liegt da im Glas, mit ansprechender Schwere beim Schwenken. An der Glaswand laufen Tropfen mit fetten Köpfen langsam ab.

Der erste Eindruck ist geprägt von Klebstoff und Estern. Eine gewisse säuerliche Note von „feuchten Turnschuhe“ kommt dazu. Nach etwas Offenstehzeit kommen weinige Aspekte dazu, und man meint, das feuchte Fassholz im Untergrund herausriechen zu können. Keine Spur von Stechen oder Zwicken. Ein rundes und volles Bouquet!

Mhoba Pure Single Sugarcane Juice French Cask Rum Select Reserve Glas

65% Alkohol sind natürlich üppig – unverdünnt wanderte der Rum schließlich vom Fass in die Flasche. Heutzutage gar nicht so ungewöhnlich für derartige Rums. Das wunderbare ist, dass man bei derartiger Qualität nicht verdünnen muss; der Antrunk ist trotz der Alkoholstärke zuerst weich und rund. Viel natürliche, unklebrige Süße spielt am Anfang mit, wuchtige, schwere, vanillige und zimtige Holztöne verbinden sich mit der frischen Helligkeit und Aromatik eines Zuckerrohrsaftbrands. Etwas Kleber ist weiterhin dabei, ja, wird aber deutlich vom Holz aufgefangen. Im Verlauf entsteht feurige Würze, esterige Tropenfrucht kombiniert sich mehr mit den holzigen, ledrigen Tönen als gegen sie anzukämpfen. Sehr schön entwickelt sich dann milde Trockenheit, die sich überall am Gaumen anlegt und ein fettes Mundgefühl erzeugt, das einen den Rum fast schon kauen lässt.

Der Abgang ist sehr warm, eher kurz, mit einem sehr aparten gegenklingenden mentholischen Nachhall, der nach all dem Feuer den Gaumen wieder runterkühlt. Ein leicht floraler Blütennachhall mit langer Wirkung bendet die Verkostung. Das Fazit ist klar und kurz – charaktervoll, stark, schwer und hochkomplex, ohne kompliziert zu werden, für mich rückblickend definitiv eine der Spirituosen meines Schnapsjahres 2020!

Der Embassy Cocktail stammt aus den 1930ern, ich habe ihn in Dale DeGroffs The Craft of the Cocktail gefunden, und er hat mich direkt angesprochen in seiner schon im Rezept erkennbaren Alkohollastigkeit. Durch den Einsatz des Mhoba French Cask bekommt er noch mehr Wucht, und auch eine eigenwillige, zunächst etwas seltsame Aromatik, die für mich aber mit jedem Schluck interessanter wird und in einer herrlichen Jasminblütigkeit endet.

Embassy Cocktail


Embassy Cocktail
¾ oz gereifter Rum
¾ oz Cointreau
¾ oz Brandy
½ oz Limettensaft
1 Spritzer Angostura bitters
Auf Eis shaken.

[Rezept nach Dale DeGroff]


Was Geschenkverpackungen angeht bin ich sehr zwiegespalten. Einerseits stellt sich bei mir immer heraus, dass sie direkt nach dem ersten Anschauen entweder auf dem Schrank als Staubfänger landen, oder sogar direkt entsorgt werden. Bei der Bambus-Holzkiste des Mhoba French Cask würde mir das ehrlich wehtun, denn sie ist wirklich hübsch. Dasselbe angeflammte und mit Lasertechnik gravierte Holzmaterial wurde, und das finde ich shockingly cool, auch anstelle eines Papieretiketts auf die Flasche aufgebracht. Dort ist dann sogar die Flaschennummer erkennbar von Hand angebracht, bei mir 284 von 462 des Batches 2019FC2. Sowas zeigt mir dann, dass hier eine echte Limitierung der Flaschenzahl stattfindet – „small batch“ mal in echt.

So ein Rum ist nicht ganz billig, für rund 80€ bekommt man aber auch extrem viel – ein hocharomatischer, spannender Rum in toller Präsentation aus einem ungewöhnlichen Herstellungsgebiet, dazu in kleiner Auflage ehrlich hergestellt. Da muss sich so manch Jamaikaner trotz des Klimas warm anziehen, in Südafrika entsteht gerade Konkurrenz. Man muss sicherlich schon etwas Lust auf Wildheit und Frechheit haben, aber diese Safari lohnt sich!

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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