Südtondern Brauerei Coastery Coffee Dry Stout Hampden Cask, ein Bier mit vielen Namensbestandteilen – diese (Südtondern, Coastery, Hampden) sollten zunächst mal aufgelöst werden. Das Bier selbst stammt von der Südtondern Brauerei. Der Kaffee, der gegen Ende des Hopfenkochens grob geschrotet eingesetzt wurde, aus der Coastery Kaffeerösterei. Es handelt sich dabei um Kaffee aus Guatemala, aus der Region Antigua – eine der ältesten Anbauregionen des Landes, auf rund 1500m Höhe gelegen. Zu guter Letzt landet das obergärig gebraute Bier, zusätzlich noch gestopft mit dem Kaffee, dann mit 5,0% Alkoholgehalt in einem frisch entleerten Rumfass der unter Rumfreunden wohlbekannten und -geliebten Hampden Destillery, darf dort 4 Wochen ruhen, und die Zuliefererrunde ist damit geschlossen – weder Pasteurisierung noch Filtration kommen zum Zuge. Dank des eingesetzten Kaffees ist das Bier koffeinhaltig, dieser Schritt zwingt die Brauer dazu, die Klausel „besonderes Bier“ aufs Etikett zu schreiben, um das Endprodukt in Deutschland mit seinem Reinheitsgebotswahn auf den Markt bringen zu dürfen. Nach der Flaschenbefüllung bin ich das letzte Glied der Kette, und ich beschreibe nun mal das Ergebnis der ganzen Mühe.
Fast tintenschwarz und ebenso blickdicht steht das Bier im Glas. Selbst bei Gegenlicht ist nicht zu erkennen, ob da Perlage vorhanden ist – bei fassgereiften Bieren ist das aber eh eher selten. Der Schaum hat etwas helle Cremafarbe, ist zunächst einen Zentimeter dick, fällt mit der Zeit in eine feinblasige Insellandschaft zusammen.
Der Geruch ist überraschend – eine sehr komplexe Mischung aus dunklem Malz, Zitrusaromen, deutlich erkennbarem Kaffeepulver und einer esterigen Fruchtkomponente, die ziemlich sicher dem Rumfass entstammt. Das wirkt fast rotweinartig, hat aber auch einen vegetalen Charakter, der mich an Artischocken erinnert, oder eingelegte Pfefferschoten beim Griechen. Sehr spannend, ganz sicher, die Herstellungsart und eingesetzten Produktionsmittel kann man jedenfalls klar voneinander abgrenzbar wahrnehmen, sie wabern gegeneinander an, und gemeinsam ergeben sie ein wirklich faszinierendes Geruchsbild, an dem ich gar nicht aufhören kann, zu schnuppern.
Im Mund geht es mit dem vegetalen, pflanzlichen Charakter gerade weiter, ich fühle mich aus irgendeinem Grund in mein Lieblingsrestaurant Dimitra versetzt. Feta, eingelegte Peperoni, Kalamata-Oliven, wie ein griechischer Vorspeisenteller. Ein sehr klares Mundgefühl ist da, trocken und sauber von Beginn an, mit einer üppigen Karbonisierung. Säure kontrolliert minimale malzige Süße komplett, was auch für ordentlich Rezenz sorgt. Esterige Jamaicarum-Aromen treten auf, und nur ein Hauch von Kaffeeröstaromen deutet auf den Bierstil „Coffee Stout“ hin. Sehr aromatisch, aber ohne den Gaumen zu belegen, kaum verlässt das Bier den Mund, ist er sauber und frei. Entsprechend kurz ist der Abgang, eine leichte Esterigkeit hängt noch etwas nach.
Ich gebe zu, das ist ein Bier, das komplett anders schmeckt, als ich es erwartet hatte. Es ist klar, trocken, frisch und mit einer wirklich außergewöhnlichen Aromatik. Ich vermute, es wird schon lange ausverkauft sein, wenn ich diesen Artikel veröffentliche, darum klingt es wahrscheinlich wie Hohn – wer an es noch herankommen kann, sollte definitiv keine Aufwände scheuen.
Ein Kommentar zu “Bier am Freitag – Südtondern Brauerei Coastery Coffee Dry Stout Hampden Cask”