Zapfhahn No. 6 tropft – Schneider Weisse TAP6 „Unser Aventinus“ Weizendoppelbock

Schneider Weisse Tap 6 Titel

Bayern ist in Bezug auf Bier ein erzkonservativer Staat. Innovativen Bierkünstlern wird jeder auch nur ansatzweise erdenkliche Stein in den Weg gelegt, um den Popanz des Reinheitsgebots aufrecht zu erhalten (und ganz nebenbei die bestehende Industriebierproduktion zu schützen). Es ist ein Wunder, dass es dennoch immer wieder neue, kreative Ideen im bajuwarischen Bierbereich gibt, die aus dem engen Spielraum, den das Lebensmittelgesetz bietet, das beste herauszuholen vermögen.

Die bayerische Brauerei Schneider Weisse beispielsweise stellt diverse Interpretationen von Weißbier her. Jede Sorte wird mit dem Begriff „Tap“ und einer Kardinalzahl versehen, eine Anspielung auf eine Abfüllmethode per Zapfhahn (engl. „tap“). Gemeint ist damit natürlich eine Rezeptur – wie man an Jack Daniel’s Old No. 7, George Dickel No. 12 oder auch Chanel N°5 sieht, ist das eine beliebte Vorgehensweise bei rezeptbasierten Produkten. Mit dem Untertitel „Aventinus“ des Schneider Weisse TAP6 „Unser Aventinus“ widmet die Brauerei dieses Spezialitätenweißbier, das offensichtlich dem sechsten Zapfhahn entflossen ist oder, wahrscheinlicher, die sechste Rezeptur im Brauerkatalog darstellt, dem bayrischen Geschichtsschreiber Johannes Aventinus.

Schneider Weisse Tap 06 Aventinus Weizendoppelbock

Nach dem Eingießen in mein schönes Spiegelau-Witbier-Glas freue ich mich normalerweise über das Strahlen der Farbe des Biers. Beim TAP6 gefällt mir ehrlich gesagt die Farbe nicht so sehr – eine etwas undefinierte braune Brühe, es erinnert mich an Colaweizen. Den anfangs vorhandenen Schaum hört man laut zischen, doch sehr schnell ist er vom Bier verschwunden. Die Resthefe aus der Flaschengärung war bei mir schon etwas bröckelig und landete, wie auf dem Foto zu sehen, unten im Glas.

Ein nussig-malziger Geruch mit leichte Hopfennote, minimal blumig, ist ungewohnt für ein Weizen. Kaffee- und Röstaromen erkenne ich, aber bei weitem nicht so stark wie bei einem Stout. Der Antrunk ist blumig, leicht fruchtig. Schnell drängen sich aber die Hauptkomponenten in den Vordergrund: Malzig, süß, cremig, etwas speckig, deutlich rauchig. Mit Verweildauer im Mund kommt eine dezente Bitterkeit, die im Abgang dann immer stärker wird. Etwas holzig, am Ende recht trocken. Im Vergleich zu einem Hefeweizen ist die Malzigkeit stark ausgeprägt. Der Erfrischungseffekt ist ein ähnlicher, der Geschmack ist aber insgesamt nicht so helltönig wie bei einem hellen Hefeweizen.

Bei 8,2% wird das TAP6 als Weizendoppelbock eingestuft. Mit Hallertauer Tradition und Magnum wird gehopft, so dass es 16 IBU erreicht. Abgefüllt sind 500ml in einer Standard-Bierflasche mit konventionell gehaltenem Etikett.

Ein Bier, das experimentierfreudige Biertrinker auf jeden Fall ausprobieren sollten. Doch nach dem Probieren steht zumindest für mich fest: Die anderen Zapfhähne (wie zum Beispiel TAP7, das in meinem Bier-Adventskalender enthalten ist) werden eine Chance bekommen, und Hahn No. 6 wird sich andere Gläser suchen müssen als meins.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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