Immer wieder ernte ich verwirrte Blicke von Bekannten, die mich nach meiner Meinung über Jack Daniel’s Old No. 7 fragen. Doch ich kann nicht anders – bereits der Geruch des Old No. 7 ist für mich eindeutig, und klar erkennbar: Banane.
Nach der Geruchsprobe, die für einen amerikanischen Whiskey recht eindimensional daherkommt, praktisch komplett ohne Eiche oder Würze, schließt sich die Geschmacksprobe dem an. Extrem mild, weich, rund, fast schon zart (das sprichwörtliche „mellow“) – dann im Abgang ein leichtes Brennen. Doch über allem liegt eine Kokosnote und vor allem dieser extreme Bananengeschmack, der sich nach der Nase nun auch am Gaumen zeigt.
Das ist per se für mich nicht schlecht. Natürlich ist Old No. 7 ein bisschen einfach und unspannend, da gibt es ganz andere Kaliber aus den USA. Doch gerade die Einfachheit, resultierend wahrscheinlich aus der 80% Mais/12% Gerste/8% Roggen-Mashbill, macht ihn wahrscheinlich zu einem „kleinsten gemeinsamen Nenner“, der jedem schmecken kann – „easy sipping“ ohne Komplexität, die vielleicht verwirren könnte. Und die Marketingmaschinerie von Jack Daniel’s ist sensationell – kaum ein anderer Whiskey ist so bekannt, das zugegebenermaßen sehr ansprechende Flaschen- und Etikettendesign kennt praktisch jeder.
Was macht man mit so einem Whiskey? Für Cocktails ist er eigentlich ungeeignet, weil er zu schwachbrüstig vom Geschmack her ist: Old No. 7 hat keine Chance gegen eine anderen Zutat und würde daher untergehen. Im Longdrink allerdings, mit dem untrennbar mit diesem Whiskey verbundenen Cola, spielt er seine Weiche und Milde und zarte Fruchtnote voll aus. Und selbst pur genieße ich ihn gerne hin und wieder, wenn ich Lust auf etwas unverbindliches, leichtes habe. Daher steht immer eine Flasche in meinem Regal, doch eher bei den Likören als bei den Bourbons und Ryes.
Ein Versuch, die oft übrigbleibenden Reste an Wein noch zu verwerten, ergab den Pink Glow Cocktail, in der Hoffnung, dass trotz oben gesagtem der Whiskey noch rausschmeckbar ist. Und tatsächlich: Die weiche Eichennote und die süße Fruchtigkeit des Old No. 7 ergänzen sich ganz gut mit dem trockenen Beerenaroma des spanischen Rosados, den ich verwendet habe – ein knackig erfrischender Drink mit Hintersinn.
Pink Glow
3½ oz Rosé-Wein (z.B. Viñas de Radiquero Rosado 2014)
1 oz Jack Daniel’s Old No. 7
½ oz Orangensaft
Auf Eis shaken.
[Rezept nach unbekannt]
Preislich allerdings muss man vielleicht schon drüber nachdenken, ob einem das Preis-Leistungsverhältnis ausreicht. Denn für das Geld einer 0,7l-Flasche Old No. 7 bekommt man richtig gute Kentucky-Bourbons, die dem alten Jack aus Tennessee geschmacklich ordentlich den Hintern versohlen.
Eins habe ich noch entdeckt, um den Genuss zu komplettieren: Schokolade mit Old-No.-7-Füllung. Dabei handelt es sich um Schweizer Milchschokolade, die mit einem Sirup, der zu 8.5% aus Old No. 7 besteht, und einer Zuckerkruste gefüllt ist.
Die etwas schwächliche Natur dieses Whiskeys sieht man auch daran, dass er kaum eine Chance gegen die Schokolade hat. Man kennt ja vielleicht die Asbach-Weinbrandpralinen – bei diesen spürt man den Schnaps deutlich, und der Weinbrand kombiniert sich schön mit der Schokolade. In dieser Whiskeyschokolade dagegen kommt der Whiskey am Anfang kurz zum Vorschein, und ist dann direkt wieder weg. Bei 4€ pro 100g ist das ein bisschen ernüchternd. Was solls – für den Whiskeygenießer ein kleiner, feiner Snack für die Abendstunde. Man kann den Aromamangel ja auch mit einem Schluck des Füllmaterials aus der Flasche aufputschen.
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