Vorweihnachtszeit, Adventszeit. Wie sehr habe ich als Kind immer darauf hingefiebert, jeden Tag ein neues Türchen in meinem Schokoladenadventskalender öffnen zu dürfen! Dass so ein Bedürfnis nicht mit dem Alter vergeht, sieht man an den heutzutage erhältlichen Spezialitäten-Adventskalendern, die man in Supermärkten bekommt, die von der guten alten Schokolade für Nostalgiker über Tierfutter für Tierfreunde bis hin zu Erwachsenenspielzeug im Beate-Uhse-Spezialkalender mit aufgedruckten Playgirls und Toyboys reichen. Wenn ich es mir leisten könnte, würde ich mir gern den Premium-Whisky- oder Tequilakalender zulegen, doch für diesen Preis fahre ich lieber mal in den Urlaub, und begnüge mich mit meinen zweitliebsten Getränken, den Spezialitätenbieren.
Seit einiger Zeit gibt es also auch für den Bierfreund solche Kalender, und auf einen solchen möchte ich mit genügend Vorlauf hinweisen. Der Kalea Bier-Adventskalender Edition Deutschland 2015 fällt einem schon durch die schöne Holzimitationsgestaltung und den massiven Karton auf. Er enthält 24 Biere und ein Verkostungsglas. Versteckt sind die Biere liegend hinter runden Türchen, die leicht zu öffnen sind. Man muss natürlich im Vergleich zu anderen Adventskalendern etwas Platz haben – der große Karton mit den Maßen von grob 40x40x26cm braucht einen stabilen Stehplatz.
Neben all den Glasflaschen ist in einem unnummerierten Sondertürchen noch ein schönes, qualitativ hochwertiges, langes Bierverkostungsglas mit 330ml Fassungsvermögen enthalten, und, eingerollt im Glas, eine überraschend informative Broschüre über die empfohlene Vorgehensweise beim Verkosten, mit Farbtabellen für Biere und Geschmacksvorschlägen, anhand denen man seine eigene Verkostung dokumentieren kann.
Freundlicherweise muss man bei diesem Adventskalender nicht die Katze im Sack kaufen, denn der Hersteller offeriert eine Liste der enthaltenen Biere außen auf dem Karton (mit dem Hinweis, dass Biere ersetzt werden können, falls eins davon zur Herstellungszeit nicht erhältlich sein sollte). Wie man an der Liste sieht, sind darunter durchaus namhafte deutsche Marken wie Riegele, Schneider und Alpirsbacher, und ein breiter Mix an Bierstilen, von Pils über Schwarzbier über Bock zu IPA, und das setzt diesen Kalender von anderen dieser Art ab, die oft drittklassiges, völlig unbeschriebenes Bier zu versteckt erhöhten Preisen unters Volk bringen wollen.
Für alle Bierfreunde, die gern mal experimentieren, ist das ein tolles Vorweihnachtsgeschenk. In meinem lokalen Feinkostmarkt habe ich diesen Kalender für 39€ + 2€ Pfand erworben (also knapp 1,60€ pro 330ml-Flasche, plus das Verkostungsglas, das ist m.E. ein gutes PLV) und dann die vielkiloschwere Packung quer durch die belebte Saarbrücker Bahnhofsstraße geschleppt und dadurch die Kalorien abgearbeitet, die ich durch den Verzehr all dieser Biere aufpacke (zumindest rede ich mir das ein). Der Tragegriff am Kartondeckel ist sehr stabil und hält so einen Bierhalbmarathon aus.
Ich werde ab dem 1. Dezember, wenn das erste Türchen geöffnet wird, diesen Artikel dann regelmäßig mit den tagesaktuellen Bieren ergänzen.
Tür 1:
Alpirsbacher Klosterbräu Kleiner Mönch Spezial
Sehr einfaches, effektives Etikettendesign, ohne Schnickschnack. Wenig Informationen auf dem Rücketikett. Wirklich schöne Goldfarbe. Zunächst guter Schaum, später nur noch Ring am Glasrand, dennoch ausdauernde Perlage. Kräftiger Hopfenduft, leicht fruchtig, angenehm würzig. Sehr ansprechend. Hopfenlastiger Geschmack, leicht fruchtig, viel Kohlensäure, mundfüllend mit zurückhaltender Malzsüße. Kräftig und bitter im Nachtrunk. Sehr erfrischend. Ein wirklich tolles Bier – und das schon hinter Türchen Nr 1. Wenn das so weitergeht, bin ich begeistert.
Tür 2:
Kauzen Biermanufaktur Hopfentraum Pils
Attraktive Farbe, aber ich bin kein großer Pilsfan. Dieses hier ist sicher nicht schlecht gemacht, aber der metallische, trocken-bittere Geschmack, sehr pilstypisch, ist einfach nicht mein Fall. Angenehm gehopft (Hallertauer und Ochsenfurter, den kannte ich noch nicht), aber nicht fruchtig. Schöne Frische, aber auch im Nachtrunk kommt der Pilscharakter mit seiner aromalosen Trockenheit voll durch. Für Pilsfreunde sicherlich einen Schluck wert – für mich nicht; zuviele „abers“. Witziges Etikett.
Tür 3:
Raschhofer Lebenskünstler Witbier
Schön trüb und mit feiner Perlage. Herrlicher Geruch nach Koriander und Orange. Vollfruchtiger, hocharomatischer Geschmack mit zurückgenommener Bittere. Würzig und leicht salzig. Seitdem ich Witbiere entdeckt habe, bin ich begeistert davon, und das Raschhofer ist ein ganz herausragendes Exemplar dieser Gattung. Auch wenn ich kein österreichisches Bier in einer „Edition Deutschland“ dieses Kalenders erwartet hätte… egal: Guter Geschmack kennt keine Nationalgrenzen.
Tür 4:
Hohenthanner Märzen Festbier
Strahlendes Kupfer, lautes Zischen beim Eingießen. Der Schaum ist nach wenigen Sekunden Standzeit komplett verschwunden, er hat es nichtmal aufs Foto geschafft. Dennoch spritzig-frischer Geschmack, leicht hopfig, leicht malzig. Ich vermisse etwas Körper und Volumen. So ist dieses Märzen für mich kein Gourmetbier, aber, gut gekühlt, ein erfrischender Essensbegleiter, das mir abends mein vietnamesisches Bun Nem gekrönt hat.
Tür 5:
Baisinger Kellerteufel Naturbelassenes Pils
Schöne Schaumkrone auf unfiltriertem blassem Bier. Wenn ein Bier „Kellerteufel“ genannt wird, erwartet man etwas extremes: Man bekommt aber trotz des etwas zu flashig aufgemachten Etiketts ein mildes, feines Pils. Gut ausgewählter Hopfen mit einer gewissen Fruchtigkeit, leicht salzige Würze, bis zum Schluss tolle Frische. Im Abgang eine dezente Bittere. Ja, das ist ein Pils, das selbst mir als Pilshasser geschmacklich entgegenkommt.
Tür 6 (Nikolaustür):
Ketterer Heller Bock
Ein Fläschchen mit Mützchen. Wie bekommt der Bock eine Nikolausmütze über die Hörner? Egal: Strahlend im Glas, mit dezenter Frische, aber leider auch den Eigenschaften, die ich am typischen Bockbier überhaupt nicht schätze: Metallischer, dumpfer Geruch, stumpfer Geschmack. Kaum hopfig, kaum fruchtig, nur mäßig aromatisch. Ich werde einfach nicht warm mit dem Standardbockbier wie hier präsentiert. Mit knapp über 7% wirklich eher etwas für den Festtag.
Tür 7:
Riegele… golden seit 1386 Pale Ale
Tür 7 verbirgt ein widersprüchliches Verwirrspiel: „Pale Ale“ steht auf dem Kalenderkarton; auf der Riegele-Homepage findet sich kein Hinweis auf diesen Begriff. Nach Anfrage bestätigt der Hersteller Riegele: Es ist als Pale Ale gedacht. Entsprechend bekommen wir ein hopfiges, helles Bier, mit viel sichtbarer Hefe, und einer deftigen Würze, die man riechen und schmecken kann. Fein gehopft, nicht übertrieben, und wunderbare Frische. Ein Bier für jede Gelegenheit.
Tür 8:
Weissbräu Schwendl Schalchner Weisse hell
Wunderbare, feste Schaumkrone, die am Bart kleben bleibt. Passend trüb, mit Heferesten, die sich am Boden absetzen. Metallischer Geruch und Geschmack, wenig Aromen, selbst keine eigentlich hefeweizentypischen. Leichte Säure, im sehr kurzen Abgang dann doch für ein paar Momente deutliche Würze, danach nur noch bitter. Insgesamt enttäuschend – für mich als Hefefan ganz besonders schade. Ein Augentäuscher.
Tür 9:
Baumburger Export
Ich finde es schade, wenn Biere auf den Etiketten so sparsam mit Informationen über das enthaltene Bier umgehen. Das Baumburger Export spielt ganz vorne mit bei dieser Sparsamkeit: Praktisch null nützliche Information. Dennoch: Gold im Glas, leicht naturtrüb. Wenig Schaum, dafür umso mehr Aroma! Ein sehr würzig-kräftiges Bier, mit perfekter aber milder Bittere, und idealem Erfrischungsfaktor. Ein wirklich spannendes Bier mit viel Charakter. Das werde ich öfters trinken, wenn ich es bekommen kann.
Tür 10:
Gold Ochsen Jubiläums-Kellerpils
Ich stamme aus der Gegend von Ulm, daher verzeihe man mir eine vielleicht etwas lokalpatriotische Haltung diesem Bier gegenüber. Naturtrüb, aber etwas blass und schaumarm überzeugt es optisch nicht, doch der Geruch lässt mich schon an der Klassifikation als Pils zweifeln – das riecht herrlich fruchtig. Und auch geschmacklich würde ich im Blindtest sagen, dass es sich um ein Pale Ale, vielleicht sogar ein mildes IPA handelt. Erst im Abgang kommt ein trockener Pilscharakter zum Vorschein. Das beste Bier in Ulm, um Ulm und um Ulm herum, dessen bin ich mir sicher.
Tür 11:
Der Hirschbräu (Höss) Holzar-Bier Export
Ein Bier wie ein rostiger Nagel – sowohl von Optik als auch vom Geruch her. Dunkler Bernstein, wenig Schaum, und ein Geruch nach Eisenwarenhandlung. Leider kein „Iron Man“ in Bezug auf Geschmack; wenig Körper, nur wenig Malzigkeit, leichte Bittere. Enttäuschend dünn und lasch. Ich bezweifle, dass sich die alten Holzmacher mit so einer schwachen Brühe zufrieden gegeben hätten, nach einem harten Tag im Forst. Immerhin ein schön gestaltetes Etikett. Dennoch bisher vielleicht das schwächste Bier des Kalenders.
Tür 12:
Riedenburger Brauhaus Dolden Sud Bavarian IPA
Für dieses Bier verweise ich gern auf meine bereits vorhandene, ausführliche Rezension.
Tür 13:
Met-Amensis GoldenDark Metbier
Mit der Halbzeit des Bierkalenders überschreiten wir auch gleichzeitig mit dem GoldenDark die Grenze zum Mischgetränk. Met, also Honigwein, ist ein uraltes Kulturgetränk, das bei uns, wenn man leicht polemisch werden will, nur noch in LARP-Kreisen von plastikbehelmten Freizeitwikingern getrunken wird. Pur mag ich Met eigentlich gern; als Zusatzstoff im Bier sorgt es dafür, dass man ein pappsüßes, leicht nach Melone und Honig schmeckendes Getränk bekommt, das mit Biergeschmack nichts mehr am Hut hat. Ein interessantes Experiment, mehr aber auch nicht.
Tür 14:
Hütt Naturtrüb Kellerbier
Hefe! Hefe! Hefe! Meine Hefealarmskala ist eben gesprengt worden. Die Hessen, bei denen alles Essen aus Sahne, Speck, Zwiebeln und Sahne besteht, garniert mit Speck und Zwiebeln und einem Klecks Sahne, liefern hier ein herrlich dichtes, voluminöses Bier ab, das zu einer deftigen Speise passt. Ich schmecke Laugenbrezeln und Brot, eine kräftige Bittere und durchgängigen Schaum. Im Glas bleibt nach Genuss noch etwas Hefe zurück; wenn man das Foto genau ansieht, kann man die Schwebeteilchen erkennen. Ich liebe dieses Bier.
Tür 15:
Rieder Schwarzmann Schwarzbier
Vorsicht, der Schaum kommt bei diesem Bier heimtückisch im letzten Schuss beim Eingießen – mir ist es etwas übergelaufen. Geruchlich erinnert es mich an Suppenwürfel; der erste Geschmack im Mund ist ganz kurz Weichspüler und Plastik, erst dann kommen stouttypische Aromen wie Kaffee und dunkles Malz zum Vorschein. Ein Spiel mit meinen Nerven, aber ich mag so verrückte Biere, die man schwer einordnen kann. Da wir hier noch ein österreichisches Bier vor uns haben, glaube ich, dass mit „Edition Deutschland“ etwas anderes gemeint war, als ich dachte.
Tür 16:
Hopfmeister Gipfelglück Exotische Weisse
Liest man ein paar der Zutaten, so könnte man denken, man hat ein IPA vor sich. Auch geruchlich orientiert sich diese kaltgehopfte Bierspezialität klar an den hopfenstarken, fruchtigen Ale-Vorlagen. Mit einem kräftigen Schaum und starker Trübung kommt aber auch ein anderer Geschmack ins Rennen: Das typisch süß-säuerliche der Weißen, mit einer guten Würze und sehr milden Bittere (15 IBU), hinterlässt eine angenehme Trockenheit am Gaumen. Ich kann mich dem Rückseitenetikett eigentlich nur anschließen: Mei schmeckt des guad!
Tür 17:
Palmbräu Original naturtrübes Pils
Ich wohne in einem Bundesland, das fest in der Hand einer Großbrauerei ist, die ein Pils herstellt, das den Markt dominiert. Leider sagt mir das Urpils überhaupt nicht zu – viel zu bitter, kratzig und ohne Aromen. Das hat mich zum Pilshasser gemacht. Das Palmbräu dagegen könnte mich wieder hin zum Pils bekehren: Naturtrüb, safranfarben, feiner Fruchtgeruch, mindestens ebenso feiner Hopfenfruchtgeschmack. Milde, aber klar spürbare Bittere mit edler Trockenheit am Gaumen und einer überzeugenden Würze. Ein sehr ansprechendes Etikettendesign und ein Biosiegel krönt das ganze.
Tür 18:
Bürgerbräu Gustl bayerisches Vollbier
Nach all den unfiltrierten Bieren mal wieder ein hochglänzender Strahlemann. Ich bin davon überzeugt, dass man beim Filtrieren einen nicht unerheblichen Anteil des Geschmacks verliert, und dieses Bier beweist es mir erneut. Sehr metallischer Geschmack und Geruch, dünn, zwar sehr frisch und hell, aber dafür auch körper- und charmelos. Oberflächliche Aromatik, kaum runtergeschluckt ist es schon weg, zurückbleibt nur eine belanglose Bittere. Gut trinkbar zum Durstlöschen beim Essen oder in der Sommerhitze im Biergarten; zum Genießen ungeeignet. Andere würden vielleicht „klassisch“ dazu sagen.
Tür 19:
Zwönitzer Rauchbier
Ich hatte schon viel Pech mit Rauchbieren. Im Gegensatz dazu kann mich das Rauch-Craft-Bier von Zwönitzer voll überzeugen: Hier ist der Rauchgeschmack dezent im Hintergrund, und erinnert wirklich an Rauch, und nicht an diesen unsäglich schmierig-speckigen Fischkuttergeschmack, den viele andere Rauchbiere aufweisen. Der Hauptgeschmack ist dabei immer noch Malz, Kaffee und Röstaromen sind erkennbar und geben dem Bier eine kräftigsüßliche Note. Dazu ein ordentlicher Hefesatz, der dem ganzen eine schöne Trübung gibt und viel Geschmack mitbringt. Die Erzgebirger haben halt Erfahrung mit Räucherware!
Tür 20:
Schlappeseppel Winterbock
Winter ist ja gerade nicht. Nicht, dass ich böse wäre – ich habs gern muggelig warm. Dennoch kann man so ein Bier zum Abendessen trinken: dunkelgoldene Farbe, kräftige Perlage, milder, zurückhaltender Duft. Im Mund würzig, etwas salzig, dabei aber gleichzeitig immer schön malzig-süß. Kein metallischer Geschmack, den ich am Bock immer ablehne. Man schmeckt die fast 7% Alkohol nicht raus. Eine witzige Entstehungsgeschichte, deren Wahrheitsgehalt ich wie bei allen solchen Legenden anzweifle, und ein saisonal passendes Etikett – ein sehr ausgewogenes, interessantes Produkt für Freunde des etwas stärkeren Biers.
Tür 21:
Schneider Weisse TAP7 „Unser Original“ Hefeweißbier
Das ist der zweite Hahn, den ich von G. Schneider & Sohn nun probiere (die Rezension fürs TAP6 folgt demnächst!). Naturtrüb, ungefiltert, unpasteurisiert – so lobe ich mir das. Dunkle Hefeweizen sind meist malziger, süßer, als ihre helleren Verwandten, und tatsächlich finde ich hier eine etwas stumpfe Süße, einen dumpfen Geschmack, mild bis zur Belanglosigkeit. Mir fehlt eine gewisse Würze, ein Knalleffekt. Auch die Rezenz hält sich für mich einen Tick zu sehr in Grenzen; ein Bier, das man gern trinkt, aber dann schnell wieder vergisst. Ich hoffe, ich verrate nicht zuviel: Auch TAP6 hatte mich nicht begeistert. Vielleicht habe ich am falschen Ende der Zapfhahnreihe angefangen?
Tür 22:
Distelhäuser Black Pearl Classic Porter
Ich sage direkt vorneweg: Porter ist, wenn gut gemacht, eine meiner Lieblingsbiersorten. Das Etikett erinnert schonmal an klassische Zeiten. Vorbildlich, wenn inzwischen in Craft-Kreisen aber üblich, sind die exakten Angaben über IBU, Stammwürze und Hopfen- und Malzsorten. Die „schwarze Perle“ glänzt mit perfekter Blickdichte, feinem Schaum und herrlichen Aromen für die Nase. Wunderbare Konsistenz, sehr malzig, aber gleichzeitig sehr frisch, mit für „nur“ 28 IBU äußert effektiver Bittere. Aromen von Espresso, Bitterschokolade, Röstmalz sind präzis definiert, bei gleichzeitig dennoch klarem Biercharakter – sehr sortentypisch. Ein gutes Porter aus deutschen Landen (dass es auch das Gegenteil gibt, sieht man hier), bei dem ich nur einen gewissen Körper vermisse.
Tür 23:
Heidelberger Weihnachtsbier
Plopp! Macht der Kronkorken, und der Bierschaum ergießt sich über meinen Teppich. Lag das Bier aufgrund meiner Grippe zu lange im Kühlschrank? Habe ich es geschüttelt? Ich weiß es nicht. Schade, dass diese Schaumentwicklung nicht auch im Glas weiter anhält. Die Farbe entschädigt: Glänzendes Bernstein. Geruchlich etwas zurückhaltend, aber erkennbar würzig – ich rieche etwas Orangensaft. Geschmacklich etwas zart, aber auch hier feinwürzig und dezent. Sehr dezent. Viel zu zurückhaltend in allen Beziehungen für meinen Geschmack – wenn ich bös aufgelegt wäre, würde ich sagen: laaaaangweilig. Ich bin es aber nicht, sondern lege dieses Bier stattdessen einfach denjenigen ans Herz, die Bier mögen, das nicht so arg nach Bier oder irgendwas schmeckt.
Tür 24:
Schnaitl Stille Nacht Bier
Es ist schon fast Silvester, und das inzwischen dritte österreichische Bier musste aufgrund einer Grippe etwas länger im Kühlschrank ruhen als beabsichtigt. Doch die Wartezeit hat sich gelohnt: Optisch attraktiv, mit vielen rostroten Lichtreflexen und einer tollen Schaumkrone. Geruchlich meine ich, eine deutliche Bananennote festzustellen, neben den Röstmalzaromen. Die 29 IBU stellen sich am Gaumen unmissverständlich vor, doch die angenehme ausgleichende Malzsüße sorgt für einen spannenden, so gar nicht stillen Kontrast. Ich bin mir inzwischen sicher: Österreich habe ich biertechnisch klar unterschätzt. Da gibt es Nachholbedarf.
Am Ende kann ein Rückblick erfolgen. Ich bin, sowohl was Präsentation als auch Inhalt angeht, äußerst zufrieden mit diesem Bieradventskalender. Einige, die so einen Kalender online bestellt hatten, beschwerten sich darüber, dass er mit kaputten Bierflaschen angekommen sei; andere, dass die Türchen nicht vorgestanzt waren, wieder andere, dass das Glas hinter der falschen Tür gewesen sei. So ganz problemlos ist die Produktion bei Kalea daher scheinbar nicht; ich empfehle ganz klar den Kauf vor Ort, wo man sich vom Zustand augenscheinlich selbst überzeugen kann.
Das Verkostungsglas gefällt mir sehr gut, ich werde öfters Bier daraus trinken. Die Bierauswahl ist wirklich gelungen, ein schöner Querschnitt durch Deutschlands (und 3x Österreichs) Bierkultur, und ich habe ein paar Biere kennengelernt, die ich mit großer Sicherheit nachkaufen werde, falls ich sie bekommen kann. Und es hat mir großen Spaß gemacht, jeden Tag morgens ein Türchen zu öffnen, das Bier in den Kühlschrank zu legen und abends dann zu genießen.
Die Anschaffung eines solchen Kalenders ist für das nächste Jahr schon fest eingeplant. Da derselbe Hersteller auch einen Craft-Bier-Kalender anbietet, werde ich mir, falls dann noch erhältlich, wahrscheinlich so einen holen; oder vielleicht sogar einen Blick über die Grenze riskieren und mir die „Edition Österreich“ anschauen.
Das wird dann ein Blogmarathon.
Sorry – der Kommentar landete wohl erst im Spameimer, woraus ich ihn mit letzter Kraft rausziehen konnte! In der Tat, ein Blogobiermarathon.
Das ist doch mal was ;)
Wenn ich in diversen Kneipen und bei Parties recht sehe, hat sich Bier inzwischen auch beim zarten Geschlecht als Getränk der Wahl durchgesetzt…