Es gibt Leute, bei denen man nie weiß, was man ihnen zu besonderen Anlässen schenken soll, oder als Gastmitbringsel überreichen kann. Da hadert man lange herum, und entscheidet sich dann für einen höchstnutzlosen Deko-Artikel, einen Staubfänger oder sonstigen Kram, über den sich der Beschenkte gekünstelt freut und ihn dann schnell in die Kiste zum anderen derartigen Wohlstandsschrott legt.
Wir Spirituosen- und Bierfreunde sind da anders. Wir sind leicht zufriedenzustellen: Man bringt ne Pulle halbwegs vernünftigen Schnaps mit, oder das eine oder andere Fläschchen gutes Bier, und das reicht schon völlig aus und passt immer, egal welche Gelegenheit. Wenn das ganze dann noch hübsch verpackt wird, kann sich eigentlich keiner beklagen. Der österreichische Anbieter Kalea, in Bierfreundkreisen hauptsächlich wahrscheinlich durch die Bieradventskalender in verschiedenen Editionen bekannt, springt nun in diese Nische und bietet Bier in Geschenkboxen an: die Kalea Craft Beer Sammelbox soll selbst die eh schon viel kleinere Hürde, die Schenker bei uns noch überwinden müssten, abbauen helfen.
In jeder der Blechboxen sind 4 Flaschen Bier zu je 0,33l enthalten, und es gibt 6 unterschiedliche Designs. Die Boxen werden wohl immer unterschiedlich befüllt, so dass man sich durchaus auch mehrere davon zulegen kann. Ein Verkostungsguide mit Bewertungshilfe liegt jeder Box ebenso bei, der ein mögliches Vorgehen bei einer Bierverkostung beschreibt, ein bisschen Grundwissen über Bierstile vermittelt und ein paar Vokabeln für den angehenden Privatbiersommelier vorgibt.
Persönlich habe ich nicht so viel an diesen Blechboxen, die sind hübsch gemacht, aber mir bringen sie eigentlich nichts. Der Hersteller wirbt mit einem möglichen Sammelwert; dieser ist aber meines Erachtens rein theoretischer Natur. Egal, das wichtige und wirklich wertvolle an diesen Geschenkboxen ist auch der Inhalt, und der ist umso bemerkenswerter. Enthalten waren in den zwei Boxen, die ich zu Hause habe, die folgenden Biere. Eine Kurzrezension zu jedem sollte einen groben Einblick in das jeweilige Bier geben. Vorab kann ich aber schon betonen – bei Kalea bekommt man nicht, wie bei vielen anderen Anbietern dieser Art von Biersammlungen, langweilige Industriebiere, die man eh an jeder Ecke erwerben kann, nein, es sind hochwertige Qualitätsbiere, meist von kleineren lokalen Brauereien. Genug der Vorrede, stürzen wir uns nun ins Biergetümmel.
Hohenthanner Schlossbrauerei Kellerbier Hell Ein helles Kellerbier aus Niederbayern. Schönes, blasses Zitronengelb; nur wenig Schaum, ebenso die Perlage. Natürlich starktrüb, wie ich es vom Kellerbier erwarte. Hellzitrusfruchtig ist die Nase, dazu leicht blumig, wahrscheinlich stammend vom Hallertauer Tradition und Tettnanger Hopfen, sehr frisch und leicht der Geschmack. Mild und fast schon zart, mit 5,0% Alkoholgehalt, dabei aber sehr rezent – eine tolle Kombination. Kurzer, feinherber Abgang. Mir gefällt diese Art von klassischen, leichten Bieren sehr – sie fühlen sich trotz der althergebrachten Methode sehr modern an. |
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Kalea Bad Santa Christmas Special Ein Festbier der österreichischen Brauerei Schnaitl, abgefüllt als Weihnachtsbier für den Produzenten der Bierboxen, Kalea. Dunkle Farbe, leichte Trübung, schöne Schaumentwicklung beim Eingießen. Kräftiger, sich verströmender Malzgeruch, milde Hefe, minimal Metall. Weich und cremig im Mund, leicht metallisch, schön malzig, mildhopfig. Angenehm rezent. Im Abgang bitterer, ohne kantig zu werden. 6,4% Alkohol. Ein gelungenes Bier für die Festtage, von dem man gern mehrere Flaschen im Haus hat für Gäste. |
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Zwönitzer Stout Ein Stout aus dem Erzgebirge. Völlig blickdicht, espressobraun und mit einem feinen Crema-Schaum. Praktisch keine Perlage – dennoch sehr rezent und erfrischend. Metallisch im Geruch, ist das Zwönitzer Stout im Antrunk eher wässrig und süß, und weist dafür später eine schöne, kräftige Bittere mit viel Malzcharakter auf. Mittellanger Abgang mit viel Kaffeearoma. Insgesamt trotz der Farbe ein sich eher leicht anfühlendes Bier, das mit 5,1% Alkohol auch nicht zu wuchtig daherkommt. Gefällt mir gut und ist für mich persönlich eine perfekte Alternative zu den altbekannten irischen Stouts wie Guinness. |
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Weissbräu Schwendl Schalchner Ursprung Bayerisches Weißbier aus Schalchen. Schöne, kräftige Farbe bei starker Trübung. Feinporiger Schaum – wirkt insgesamt sehr typisch. Geruchlich ist da Banane, milde Würze und Hefe. Im Mund sehr cremig, angenehm rezent, vollmundig und rund. Süßlich auch im Abgang, mit leichter Adstringenz am Gaumen und deftiger Würzigkeit. Mit 5,8% ordentlich für ein Weißbier, das sich hinter keinem der großen Namen verstecken muss – im Gegenteil. |
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Crew Republic Drunken Sailor IPA Für dieses Bier verweise ich gern auf meine bereits vorhandene, ausführliche Rezension. |
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Herrnbräu Jubiläums-Sud Naturtrübes, dunkles Kellerbier aus Ingolstadt. Schöne, dunkle und dabei strahlende Farbe. Persönlich würde ich es allerdings nicht als trüb bezeichnen und ohne Vorwissen auch nicht als Kellerbier erkennen. Sehr zurückhaltender Geruch, nach Malz und Cola, etwas Zitrone. Geschmacklich sehr viel intensiver – malzig, süßlich und dabei doch dunkelwürzig. Wunderbar rezent. Trocken und mildbitter im Abgang. 5,6% Alkohol – ein unterhaltsames Bier für Zwischendurch oder perfekt zum Essen. |
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McGargles Uncle Jim’s Stout Ein irisches Stout, gebraut nach dem DRHG (nicht, dass es mir wirklich was bedeuten würde, im Gegenteil, aber in Deutschland muss man scheinbar damit werben, selbst wenn das Bier gar nicht hier gebraut wurde). Getrunken mit den empfohlenen 6°C ist das Stout auch gut erfrischend, und mit 4,5% Alkohol eher leicht – eine gute Kombination. In der Nase findet man Kaffee, Cola und Hefe; im Mund eine dunkle Espresso-Bittere, dazu aber einen leichten Körper. Der Abgang ist lang und trocken. Gut trinkbar und süffig – ein schöner Einstieg in diesen für viele Deutschen ungewohnten Bierstil. |
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Aktienbrauerei Kaufbeuren Hell Das Blaue Ein Helles aus dem Allgäu am Ende dieser Verkostung. Wie der Name schon sagt ist das Bier hell, mit leichter Trübung. Starke Perlage, dennoch kaum Schaum. Hopfighefigherb im Geruch, leicht, süßlich und mildbitter im Geschmack. Sehr kurzer Abgang. Ein äußerst unauffälliges Bier, das man als Durstlöscher schnell wegziehen kann, für den interessierten Genuss aber nur mäßig geeignet ist. Aber es muss ja nicht immer Kaviar und Schampus sein, manchmal ist man auch mit einem Glas Wasser glücklich. 5,0% weist das Blaue auf. |
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Insgesamt bekommt man, wie auch schon beim letztjährigen Bieradventskalender von Kalea, hier eine schöne Auswahl deutschen und österreichischen Qualitätsbiers, an das man sonst nur mit Mühe herankäme. Mir gefällt auch die Mischung aus Bierstilen – von Kellerbier über Stout bis hin zu Weißbier ist was für jeden Geschmack dabei. Dazu bekommt man ein paar attraktiv gestaltete Blechdosen, die man nachher für andere Zwecke benutzen kann: Ein lohnenswertes Paket für jeden Bierfreund, oder eine schöne Idee als Mitbringsel für einen solchen.
Offenlegung: Ich danke Kalea für die kostenfreie Zusendung dieser zwei Geschenkboxen.
Mal eine technische Frage: Wie kann man eigentlich Biere gegeneinander testen? Grade bei Starkbier leidet bei nach dem ersten Glas die Urteilsfähigkeit enorm. Und kleine Probiergläser erscheinen mir eines mächtigen Getränkes irgendwie unwürdig. Bei Wein ist das was anderes, aber Bier ist für mich immer Trinkstoff. Abgesehen vielleicht von sehr sauren und schweren belgischen Getränken.
Ich teste eigentlich selten „gegeneinander“. Für mich ist jede Spirituose (und auch jedes Bier) für sich eigenständig zu wertschätzen und zu testen. Ich ziehe höchstens Vergleiche zu meinen vorherigen Erfahrungen und ordne den Testkandidat in einen groben Rahmen ein.
Das freut mich. Dann bin ich nicht der einzige, der in einer Bar mit 15 Bieren am Hahn überfordert ist, wenn die dann noch ein Probierbrett mit lauter Hopfenhämmern hinstellen. Durchaus löblich seo eine Einrichtung, aber eher zumöfter hingehen.