Geschichte wiederholt sich – Black Tot Historic Solera Rum

Black Tot Historic Solera Rum Titel

Ich erinnere mich noch genau, vor ein paar Jahren hatte ich an einem kleinen Wettbewerb teilgenommen, in dem der beste Toast für den Black Tot Day prämiert werden sollte; meine Einreichung, gedreht irgendwann im Spätsommer 2020 am Saarbrücker Osthafen, hat es nicht in die Endrunde geschafft, Spaß gemacht hat es trotzdem. Die Flasche des Black Tot Rums, den ich natürlich dafür nutzte, ist seit langem schon aufgebraucht und nur noch in Erinnerungen vorhanden, um so interessierter war ich, als Kirsch Import nun dem deutschen Publikum eine neue Variante dieses Rums präsentierte und ich die Möglichkeit nutzen konnte, diese alten Erinnerungen wiederaufzufrischen. Der Unterschied der Eindrücke ist aber, da nehme ich etwas der Geschmacksverkostung vorweg, durchaus dramatisch, das war mir selbst nach der langen vierjährigen Überbrückungsperiode sofort klar, nachdem ich die Flasche geöffnet hatte.

Das wundert dann aber außer mir auch sonst keinen, wenn man den Namen des neuen Produkts sieht, und wie es hergestellt wird. Der Black Tot Historic Solera Rum nutzt zumindest ähnliche Basisdestillate wie das Original, Rums unterschiedlicher Alter, destilliert und gereift in der Karibik in Barbados, Guyana und Jamaica, wie man das von einem Rum, der sich im Namen auf die Geschichte der britischen Marine beruft, auch irgendwie erwartet. Nach dem Blending der in Ex-Bourbon- und Ex-Sherry-Fässern durchgereiften Grundzutaten kommt der besondere Schritt: ein Durchlaufen einer historischen, echten, dreistufigen Solera, bestehend aus Fässern, die zuvor für Oloroso– und Pedro-Ximénez-Sherry in Jerez im Einsatz waren und nun in Schottland bei Elixir Distillers eine neue Heimat gefunden haben. Dieses Verfahren hat durch viele schlechte Nachahmer keinen guten Ruf im Rumbereich, da wurde der Begriff einfach auf mehr oder weniger aufwändige Alternativverfahren draufgeklebt. Über Solera-Systeme im Nicht-Sherry-Einsatz habe ich hier vor Urzeiten schonmal etwas geschrieben (den Artikel würde ich so heute nicht mehr veröffentlichen, da war ich noch naiv), und bin nun gespannt, was die Schotten aus dem System herausholen.

Black Tot Historic Solera Rum

Herbstliches Kastanienbraun glänzt im Glas, und auch wenn die Flüssigkeit komplett klar ist, wirkt sie durch die dunkle Tönung fast opak. Terracottafarbene Lichtreflexe mit gelben Spitzen glitzern. Beim Schwenken zeigt sich deutliche Viskosität, die Glaswandartefakte, die sich dabei bilden, laufen langsam ab.

Der Sherry ist der erste Eindruck, den man bekommt, wenn man das Glas an die Nase führt. Sehr nussig, sehr trockenfruchtig, mit sogar einem Touch Rancio. Letzteres wird durch eine buttrige Seite des Rums unterstützt, mit hellem Karamell, würzigem Kandiszucker, etwas Marzipan und etwas Shortbread. Dabei kommt eine süßliche Zuckerrohrsaftnote nicht zu kurz, sie sorgt für eine saftige Frischfruchtnote, so dass die Trockenfrucht des Sherrys nicht allein dasteht. Das klärt das Erlebnis etwas auf, Töne von Pfirsich und Mango klingen so mit. Das Holz ist natürlich sehr präsent, mit sowohl herben, gewürzigen Tanninen, als auch grünfeuchten, mineralischen Aspekten. Ein erkennbarer Alkoholhauch aus den 46,2% Alkoholgehalt versteckt sich nicht.

Black Tot Historic Solera Rum Glas

Im Antrunk zeigt sich eine extrem weiche, fast schon zarte Textur, schwersüß, dunkeltönig, fett und breit, die sich über den Gaumen legt. Im Verlauf dehnt sich das Volumen des Black Tot Historic Solera sogar noch aus, expandiert effektvoll mit nun gut strukturierter Herbe, Säure und Bittere, die die Süße kontern, ohne astringierend oder kantig zu werden, die Rundheit bleibt durchgängig bestehen. Dabei blühen die würzigen Aspekte immer weiter auf, leichter schwarzer Pfeffer, ganz mildes Chili, holzigherb und warm. Der Sherry ist nun deutlich weniger dominant, der Rum zeigt sich klarer und weniger beeinflusst; erst im Abgang geht die Nussigkeit nochmal voll auf, der Oloroso macht sich aromatisch bemerkbarer als der Pedro Ximénez, letzterer sorgt eher für diese dichte Süße, die dann mentholisch frisch auf der Zunge liegen bleibt, während leichte florale Nachklänge das Erlebnis abschließen.

Ein wuchtiger Rum, schwer und dicht, dabei aber nicht pappig oder langweilig. Das Zusammenspiel des Basisrums und der Sherry-Solera funktioniert sehr gut und macht Spaß beim Genießen. Das trinkt sich echt gut, ein geschmeidiger Drink für den gemütlichen Abend, das Sobriquet „decadent marriage“, das man auf dem Etikett findet, ist nicht übertrieben.


Das Rezept, das ich für diesen Rum ausgewählt habe, ist der Prinsessan Rosenkind. Ich hatte diesen Cocktail in einem schwedischen Cocktailbuch, Vilda Drinkar, gefunden und mich sofort in ihn verliebt. Er ist absolut nicht trivial herzustellen, weil er viele hausgemachte Zutaten erfordert; schwedische Hagebuttensuppe zum Beispiel, oder ein Hibiskus-Rosen-Sirup. Der Aufwand ist es wert, versprochen – allein, den warmen, kräftigen Cocktail dann nach all der Arbeit gemütlich zu genießen, ist schon toll. Und der Black Tot Historic Solera passt richtig gut rein.

Prinsessan Rosenkind Cocktail

Prinsessan Rosenkind
1⅔oz / 50ml gereifter Rum
1⅓oz / 40ml Nyponsoppa (schwedische Hagebuttensuppe)
⅔oz / 20ml Rosenblüten-Hibiskus-Sirup (2:1 Rosenblätter zu Hibiskusblüten, Wasser und Blütenhonig)
Das Gästeglas mit heißem Wasser anwärmen. Die Zutaten erwärmen und dann ins Glas geben und mit geschlagener Sahne toppen. Mit einem Mandelbiskuit servieren.

[Rezept nach Bella Porcile]


Die mattierte Braunglasflasche gefällt vom Design her (es ist die gleiche, in der auch der „normale“ Black Tot abgefüllt ist, nur eben mattiert), mit den kleinen Einlassungen im Glas, ohne zu protzig zu werden. Dazu passt das bordeaux-gold-farben gestaltete Etikett und der Echtkorken mit Holzverkleidung; eine Produktpräsentation, die in einer Heimbar auffällt, und auch durchaus dem Inhalt gerecht wird. Auch, dass man ein paar Informationen über den Rum in der Flasche auf dem Etikett findet, ist immer gern gesehen.

Tatsächlich wird der Black Tot Historic Solera seine Liebhaber vielleicht sogar eher außerhalb des klassischen Rumbereichs finden, denn in ihm gehen viele Eindrücke auf. Bourbon-Trinker werden die reife Struktur mögen, Weinbrand-Trinker die fast schon traubige Fruchtigkeit. Sherryfreunde können explorieren, was das Solera-System mit Rum macht. Aber wer einfach hin und wieder einen fetten, angenehmen Rum trinkt, darf sich natürlich gern zu den anderen gesellen, da gibt es genug Gesprächsstoff für langen Austausch. Oder man schlürft den Stoff einfach gemütlich für sich selbst, übelnehmen würde ich das niemand.

Offenlegung: Ich danke Kirsch Import für die kosten- und bedingungslose Zusendung einer Flasche dieses Rums.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

2 Kommentare zu „Geschichte wiederholt sich – Black Tot Historic Solera Rum

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