Saarmoselrum – Bonpland XO Premium Reserve

Bonpland XO Premium Reserve Titel

Die Reifung von Rum in Weinfässern ist eine traditionelle Methode, die historisch älter ist als die Verwendung von Bourbonfässern, auch wenn letztere heutzutage für allerlei Spirituosen der häufigste Fall ist. So verwendet Richard Seale von der Foursquare-Brennerei auf Barbados gerne Weinfässer für seine edleren Abfüllungen (nicht nur Süßwein zum Finish), man kann das auf seiner Facebook-Seite auch verfolgen, immer wieder stellt er dort Bilder ein, wenn er eine neue Lieferung von in Klarsichtfolie eingeschweißten Fässern erhält, die in Zukunft für seinen Rum als Reifungsbehältnis dienen sollen. Ex-Bordeaux, Ex-Freixenet, Ex-Moscatel und so weiter, da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Da ist die Idee, einen Rum in einem lokaleren Rumfass nachzureifen für einen deutschen Abfüller also gar nicht so fern.

Der Bonpland XO Premium Reserve ist genau so ein Rum. Seine Destillatwurzeln hat er in der neuen Welt, geblendet wird er hierzulande von Andreas Vallendar aus Rums aus Nicaragua (unbenannte Destillerie), Jamaica (Worthy Park) und dem oben schon angesprochenen Barbados (Foursquare). Dreifach gereift wird er dann in Weinbarriques, die vorher Weine aus der Saar-Mosel-Region beinhaltet hatten – jeder beneidet uns um diese Weltklasse-Weinregion, und jedesmal, wenn ich mit internationalen Kollegen zusammenkomme, und ich sage, dass ich aus dem Saarland komme, wird von ihnen neidvoll direkt die Riesling-Diskussion angestoßen. Es kann also einem Rum durchaus schlimmeres passieren, als hier mit lokalen Spitzenweinfässern veredelt zu werden. Ansonsten ist der Bonpland XO natürlich, wie alle Rums dieser Reihe, ungefärbt und ungesüßt, sowie nicht kältefiltriert. Die Spannung ist groß, wie sich dieser Rum geschmacklich schlägt!

Bonpland XO Premium Reserve

Man verzichtet auch auf Färbung, die blasse Maisfarbe ist also nur durch die Weinfässer entstanden. Fette Viskosität ist direkt erkennbar, wenn man beginnt, die Flüssigkeit in Bewegung zu versetzen, und auch die dazugehörigen Glaswandeffekte sind üppig vorhanden.

Während man schwenkt, kann man die Nase ins Glas halten, und bekommt da eine sehr angenehme Mischung der drei Rumerzeugerländer vorgesetzt – marzipanig, nussig, dunkelfruchtig, steinobstig und dazu noch etwas erdig. Kokosnuss ist da, ebenso wie reife Banane, eine sehr buttrige Komponente klebt das alles aneinander, ohne dass eine Bruchstelle erkennbar ist. Der Blend ist wirklich sehr sauber, ohne dass eine der Ländertypizitäten überhand nimmt, aber auch keine verschwunden ist. Das schnuppert sich extrem angenehm, rund und voll, ohne jedes Pieksen oder eine sonstige Trübung des Erlebnisses.

Bonpland XO Premium Reserve Glas

Im Mund bleibt diese Kohärenz der Rumstile erhalten. Ein initial süßvoller Antrunk entwickelt sich dann aber nicht ganz so spektakulär weiter, wie es bei der Nase passiert; die 40% Alkoholgehalt können einfach nicht das Volumen transportieren, das man sich nach der Schnupperprobe erhofft hatte. Rund bleibt er dennoch, der Bonpland XO, und bietet stattdessen eine feurige Würze, mit feinem Holzeinsatz, und vielen Kopf- statt Bauchtönen. Hell, leicht, dabei aromatisch bleibend, mit fast minziger Frische zwischendurch, auf der Zunge kitzelnd und am Gaumen kühlend. Marzipan, Kokos und Banane scheinen durch, werden aber von einer kräftigen Floralität im Nachhall abgelöst, die sich lange hält.

Ja, man muss erstmal über die minimale Enttäuschung hinwegkommen, das nach der grandiosen, vollen Nase im Antrunk entsteht, doch man wird dann entschädigt dafür mit einem bunten, süffigen Rum im Verlauf, der sich sehr angenehm und nie langweilig trinkt. Kein Rumwunder, aber ein sehr stabiles, sauber gemachtes und unterhaltsames Produkt.


Dazu eins, das sich aufgrund der Vielfältigkeit der erkennbaren Stile auch in vielen Rumcocktail-Szenarien perfekt einsetzen lässt, hier ist der Bonpland XO wirklich flexibel und passt sich ohne Kante ein. Ein Beispiel dafür ist der delikate Bitter Monk; ein Cocktail, der sich unkompliziert trinkt und dabei, wenn man darauf achtet, trotzdem nicht unkomplex wirkt.

Bitter Monk Cocktail

Bitter Monk
1½oz / 45ml gereifter Rum
¾oz / 23ml Zitronensaft
¾oz / 23ml Aperol
1 Spritzer Tiki Bitters
Auf Eis shaken.

[Rezept nach Tom Schlesinger-Guidelli]


Was ich an der ganzen Bonpland-Reihe mag, ist die opulente Aufmachung, ohne dabei ins Kitschige überzugleiten. Ins Glas eingelassene Schriftzüge, gut funktionierende Glasstöpsel, florale Etiketten mit Hintergrundinformationen, stilsicher designet, das Gesamtpaket stimmt einfach. Dazu eine hübsche Geschenkdose in guter Qualität aus Karton – all das sorgt am Ende für ein durchaus vernünftiges Preisleistungsverhältnis und macht den Bonpland XO zu einem idealen Weihnachtsgeschenk, das eben schön anzusehen ist, aber genauso mit dem Inhalt überzeugt (im Gegensatz zu anderen recht beliebten Rumprodukten, die man besser geschlossen lässt, weil außer dem Auge keiner der anderen Sinne etwas zu genießen finden wird). Wer noch kein Präsent für einen Rumfreund hat und noch dringend was sucht, dem würde ich durchaus diese deutschkaribische Zusammenarbeit empfehlen, aber es sind nur noch ein paar Tage bis dahin, also schnell zuschlagen!

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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