Rosen und Pflaumen – Yumehibiki Rose Ume Liqueur

Yumehibiki Rose Ume Liqueur Titel

In ganz Ostasien sind sie verbreitet, besonders die Chinesen und Japaner mögen ihre leichten aber aromatischen Pflaumenliköre sehr. Der europäische Gaumen kennt sie eigentlich auch, gerade in chinesischen Restaurants hierzulande findet sich oft ein Gläschen davon als Absacker nach einem üppigen Essen auf dem Tablett mit der Rechnung, und hin und wieder habe ich sogar eine Miniaturflasche als Geschenk des Hauses beim All-you-can-eat-Buffet des Restaurants des Vertrauens bekommen (ich hoffe, es handelte sich dabei nicht um einen Preis bei einem Esswettbewerb, bei dem ich unwissentlich teilnahm). Es hört sich also erstmal exotisch an, im Endeffekt kennen wir den Geschmack aber – frische Säure, aromatische Frucht, leichte Süße, niedriger Alkoholgehalt, so würde ich den Archetyp eines Pflaumenlikörs im asiatischen Stil beschreiben; deutlich unterschiedlich also zu dem oft eher schwereren, süßwürzigen Pflaumenlikör europäischer Provenienz, der ja aber auch auf einer völlig anderen Frucht basiert.

Es gibt unzählige Varianten, die oben verlinkten Beispiele zeigen schon, dass die Hersteller gerne experimentieren, es ist keine kleine Kategorie, sondern eine breit gefächerte mit unzähligen Produkten – von fassgereiften Exemplaren über Vintage-Liköre bis zu aromatisierten Exemplaren gibt es für jeden Geschmack eine Fassung. Der Yumehibiki Rose Ume Liqueur ist dafür wunderbares Anschauungsmaterial: Ein klassischer japanischer Umeshu von der klimatisch für den Anbau der japanischen Ume-Pflaume perfekt geeigneten Insel Kyushu wird mit echten Rosenblättern aromatisiert. Der Hersteller Oyama Yume Kobo betont, dass diese essbaren Rosen aus pestizidfreiem Anbau stammen, eine Zusage, die beim Einsatz natürlicher Zutaten ein wichtiger Bestandteil der modernen Lebensmittelsituation geworden ist. Man ahnt bereits, dass die Verwendung echter Rosen und der Verzicht auf künstliche Aromastoffe darauf hindeuten, dass wir hier ein hochwertiges Produkt vor uns haben – verifizieren wir das aber auch mal sensorisch mit einem ersten Schluck.

Yumehibiki Rose Ume Liqueur

Die Farbe ist tatsächlich ein dezentes Rosé, wie man das auch von Wein kennt, mit leichten Anklängen von Orange. Im Glas bewegt sich die Flüssigkeit schwer, und steht wieder schnell, nachdem man sie in Bewegung versetzt hat. An der Glaswand bleiben vereinzelte Artefakte zurück, eher ein Tropfenmuster als die sonst üblichen Beinchen, das ist natürlich dem niedrigen Alkoholgehalt von 12% geschuldet.

Dass es sich um einen aromatisierten Umeshu handelt stellt die Nase dann direkt fest. Trotz der Rosenblätter ist die japanische Ume-Pflaume mit ihrer leichten Fruchtigkeit und schon erriechbaren Säure dennoch die beherrschende Komponente. Das erinnert etwas an milden, trüben Apfelsaft, an Quitten und Birnen, beide noch nicht ganz reif; mit einem Touch von Himbeere. Die Rosenblätter kommen erst sehr spät im Duft vor, und dann auch eher subtil als Beinote denn wirklich prägnant.

Yumehibiki Rose Ume Liqueur Glas

Auch im Mund kommt die Säure der Ume-Pflaume als erstes zur Geltung, und bleibt bei uns im gesamten Verlauf. Roter Apfel, Birne und Quitte sind vielleicht wirklich die besten Vergleiche, die man dafür findet. Gleichzeitig spielt eine natürliche Süße mit, die aber nie versucht, gegen die Säure und milde Bittere wirklich anzutreten. Schön weich ist die Textur initial, geht aber dann doch ins Herbtrockene über, passend zur Frucht. Den Alkohol des Yumehibiki Rose Ume Liqueur ahnt man nur durch eine zarte Wärme, die im Rachen und der Speiseröhre beim Herunterschlucken entsteht. Als Kopfnote kommen dann die Rosenblätter ganz leise vor, hier hat man wirklich nicht versucht, einen künstlichen Rosendampfhammer einzubringen, sondern sich auf ganz natürliche Extraktion aus Rosenblättern verlassen – und die geben eben nicht Massen an Geschmack ab. Der Abgang ist schließlich kurz, weiterhin vom Effekt der Säure und den Aromen der Pflaume getragen.

Ein wirklich subtil und vorsichtig gemachter Rosen-Umeshu, natürlich und sauber wirkend, mit idealer Balance und einer angenehmen Zurückhaltung. Das gefällt mir sehr, insbesondere in Momenten, wenn man etwas ganz Leichtes trinken möchte, das trotzdem aromatisch ist. Für Freunde des sensorischen Overkills ist das natürlich nichts, die werden sich unterfordert fühlen – man sollte sich auf die sanfte Zartheit und das japanische Understatement dieses Getränks einlassen können.


Im Original heißt der nun vorgestellte Cocktail Killer Queen und verwendet mit Rosenblättern aromatiserten Lillet und Angostura. Ich habe die beiden Zutaten japanisiert, nehme statt dem Lillet den Yumehibiki und statt Angostura die The Japanese Bitters Shiso. Damit ist der Namenswechsel dann hoffentlich gerechtfertig – ich benenne ihn hier nach dem Ehrentitel der japanischen Kaiserin Killer Kogo.

Killer Kogo Cocktail

Killer Kogo
2oz / 60ml Dry Gin
¾oz / 23ml Rosen-Ume-Likör
¼oz / 7ml Bénédictine
4 Spritzer Shiso-Bitters
Auf Eis rühren.

[Rezept adaptiert nach Robin Wolfs „Killer Queen“]


Der deutsche Importeur schlug den Yumehibiki Rose Ume Liqueur als Muttertagsgeschenk vor – ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das in so einem Umfeld gut ankommt (leider bin ich mit meiner Rezension hier ein paar Tage zu spät dafür dran, das ihm gleichzutun, aber es gibt bestimmt weitere Anlässe, einer geschätzten Person so etwas zukommen zu lassen).

Nicht nur, weil der Likör selbst einfach sehr angenehm zu trinken ist, sondern auch wegen der Gestaltung der Verpackung: Die kleine 200ml-Flasche ist wunderbar, fragil und gleichzeitig elegant, mit der Form eines Rosenblatts, sehr breit und sehr dünn, mit schönem Korken und einem edlen Geschenkkarton. Aaahs und Oooohs sind garantiert.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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