Vor fast 3 Jahren hatte ich schonmal über ein gleichnamiges Bier berichtet – die Saarbrücker Traditionsbrauerei Bruch hatte damals eine limitierte Sonderauflage eines im Whiskyfass gereiften Bockbiers herausgebracht, das mich sehr fasziniert hatte (und von dem ich immer noch eine Flasche in der Langzeitlagerung habe). Damals äußerte ich den Wunsch auf eine Neuauflage – falls ich nichts verpasst habe, ist dies erst nun geschehen. Ein Jahr lagerte ein dunkles Bockbier der Brauerei in einem Holzfass, diesmal allerdings hat man sich ein Jamaica-Rum-Fass ausgesucht (auch auf Nachfrage gab es leider keine genaueren Informationen über die Vorbelegung, da das Fass von der Brauerei über einen Zwischenhändler gekauft wurde). Da gab es für mich kein Halten, da es nur im Hofverkauf erhältlich ist, fuhr ich dann direkt dahin um mir ein paar der nur 400 erhältlichen Flaschen des mit 11,2% Alkoholgehalt abgefüllten Bruch’s Barrique Bock 2022 (Jamaica-Rum-Fass) zu organisieren.
Dunkel und espressofarben fließt das Bier ins Glas, nur minimale Schaumentwicklung gibt es dabei, und sogar dieser fällt schnell in sich zusammen, nur ein kleiner, weißer, kontrastreicher Rand bleibt an der Glaswand zurück. Bei Gegenlicht sieht man, dass das Bock trotz der dunklen Farbe beinahe kristallklar ist, höchstens minimalste Trübung stört den Blick auf rubinrote Lichtreflexe. Man riecht schon beim Eingießen mehr den Rum als das Bier. Deutliche Jamaica-Noten, esterig, fruchtig, aromatisch, typisch. Reife Ananas, reife Pflaumen, Orangen und sehr viele Kirschen, unterfüttert durch dunkle Malzigkeit mit ordentlich Marzipan. Ein toller Duft, vielschichtig und schwer, wunderbar, wie sich die Rumaromen aus dem Holzfass ans Bier übertragen haben.
Auch im Mund beherrscht der Rum die Aromatik – das Fass war sicherlich noch sehr nass, als es mit dem Bier befüllt wurde. Das erinnert mich im ersten Moment an die Ritter-Sport-Rumschokoladeschnitten, mit deutlich hellerer Frucht, als die Nase das zunächst anbot – Orange, Kirschen, eine fast schon zitronige Säure kommt dazu, die völlig unerwartet ist und dem Bock beinahe Sauerbiercharakter gibt. Ausgeglichen wird das durch milde, natürliche Süße und einen fetten Batzen Marzipan. Gleichzeitig entsteht im Verlauf deutliche Bittere. Zusammen mit der nur leichten, helltönigen, fast schon etwas dünnen Textur fühlt sich das Barrique Bock dann aber schon eher unrund an, zuviele widersprüchliche Komponenten sind eher mäßig ineinander integriert. Die Rezenz ist zunächst gegeben, im Abgang bleibt aber mit Süße und Bittere und einer kräftig ausgeprägten, zestigen Holzigkeit ein eher mäßig erfreuliches Mundgefühl zurück.



Ein Bier, bei dem die Fasseffekte das Bier selbst völlig plattmachen – das trinkt sich fast wie ein Rumcocktail, Biertypizität erkenne ich fast keine mehr. Ich bin mir sicher, dass dieses Bier noch eine ganze Weile Flaschenruhe benötigt, um den einzelnen Aspekten mehr Zeit zu geben, sich ineinander zu verweben. Ich denke mal, in zwei, drei Jahren werde ich die zweite Flasche gegenverkosten, und die dritte nach 5 Jahren öffnen – es wird spannend werden, da bin ich mir sicher. Ich rate jetzt einfach aus Eigeninteresse dennoch jedem, der sich für lokales, saarländisches Bier interessiert, diese kreativen Versuche der Brauerei zu unterstützen, auch wenn das Bruch’s Barrique Bock 2022 mich persönlich als Frischbier noch nicht überzeugt.