In Botucal-Rum getränkte Holzchips. Geröstete Kokosflocken. Vanille. Das allein klingt schon wie das Rezept zu etwas, was ich dringend probieren will, sei es eine südamerikanische Süßspeise, ein philippinisches Heißgetränk – oder eben ein saarländisches Bier. Die Experimentierfreude der Heimbrauer von Saartans Bräu kennt keine Grenzen, und so freue ich mich besonders, dass ich ihre Produkte probieren darf, hier das Saartans Bräu Max Imperial. Kleine Mengen, garantiert hausgemacht, und, wie ich schon in meiner Besprechung des Dolores aus derselben Quelle sagte, mit erkennbarer Leidenschaft konzipiert und durchgeführt – auf manche Dinge darf man ruhig sehr stolz sein, ohne zuviel vorweg nehmen zu wollen.
Die dunkelbraune Standardflasche enthält eine noch viel dunklere Flüssigkeit – schwarz wie ein Tintentopf steht das Bier nach dem Eingießen im Glas. Während des Eingießens konnte man bei leichter Glasdrehung sehen, wie sich ein brauner Film auf das Glas legt. Natürlich ist es am Ende völlig blickdicht. Ein minimaler Anflug von beiger Crema liegt zunächst auf dem Bier, das verschwindet aber direkt und lässt nur eine schmale Reihe von Bierbläschen zurück. Leichte Flocken (Hefereste?) schwimmen oben.
Geruchlich erinnert das Max Imperial etwas an Kaffeepulver, das schon eine Weile oxidiert ist. Neben dem Kaffe entdecke ich schnell würzige Röstaromen, eine Mischung aus Röstmalz und in der Pfanne angewärmte Pinienkerne. Leichte Töne von Melasse und Pflaumenmus. Passend zum optischen Erscheinungsbild fühlt es sich in der Nase süßlich schwer an, aber ein Anflug von Zitrone ist da bereits da.
Manchmal weiß man schon, wie ein Bier nach der Geruchsprobe schmecken wird. Hier hat man im Mund auch alles, was die Nase schon zuvor gefunden hatte – direkt vom Antrunk an sehr würzige Röstigkeit, Kaffeepulver, sehr dunkle Frucht wie getrocknete Pflaumen, Datteln oder alte Rosinen; Radicchio und Artischocken mit ihrem bitteren Gemüseton. Dass das ganze nicht stumpf und schwer wird ist einer knackig-sauren Frische zu verdanken, mit leichtem ätherischem Öl wie aus Orangenschalen. Die Textur ist voll und rund, aber gar nicht so schwer, wie man es vermuten würde, eine schöne Rezenz sorgt für viel Kribbeln auf Zunge und Gaumen. Die 11% Alkoholgehalt des Max Imperial sind durchaus stiltypisch, das muss man aber auch vertragen können.
Natürlich muss man die Bittere erwähnen, bei einem Imperial Stout ist das die Basis von allem, und hier haben sich die Brauer echt aus dem Fenster gelehnt – 50 IBU sind es, ich hätte sensorisch das doppelte vermutet. So richtig vom Gefühl und Aroma her wie ein kräftiger Radicchio. Die Zunge und der Gaumen werden anästhesiert, die Bittere klingt noch wirklich lange nach und hinterlässt einen über Minuten bleibenden Geschmacks- und Gefühlseindruck im gesamten Geschmacksapparat. Kaffeepulver, mit dem alles angefangen hatte, klingt am Ende noch nach – der Bogen schließt sich über ein tolles Bier.
Ein solches Bier trinkt man langsam, bei fast schon Zimmertemperatur, wo es sich komplett entfalten kann. Ich hatte eine halbe Stunde viel Vergnügen damit, an einem regnerischen Tag auf der Couch. Wenn die zwei Saartans wieder etwas brauen, hoffe ich ehrlich, wieder was davon abzubekommen – die verstehen einfach ihr Handwerk.