1982 bekam Jean Pütz noch richtig Ärger, als er in der Hobbythek zeigte, wie man zu Hause Bier brauen kann. 1952 wurde die Weitergabe des Wissens ums Heimbrauen nämlich gesetzlich praktisch verboten, ohne wirklich Angabe von Gründen – wie so oft sind Abstinenzbewegungen und dirigistische Maßnahmen eines paternalistischen Staats wahrscheinlich der Grund, dass man die jahrtausendealte Tradition des Hausbrauens zerstören wollte. Die beiden Saarländer Carsten Zeiger und Patrick Patton, oder Saartans Bräu, wie sie sich nennen, haben sich davon offensichtlich nicht abschrecken lassen und vor einer Weile begonnen, ihre eigenen Biere zu brauen. Die hergestellte Menge überschreitet nun inzwischen eine Grenze, die es erlaubt, einzelne Flaschen auch an interessierte Bierfreunde weiterzugeben; und so kam ich in den Genuss, das Saartans Bräu Dolores NEIPA probieren zu dürfen. In wiederverwendeten Flaschen wurde mir das Bier unetikettiert übergeben – es war gerade erst gebraut, superfrisch also, ich glaube nicht, dass ich je ein so neues Bier getrunken habe.
NEIPA ist die Abkürzung für „New England IPA“, und stiltypisch volltrüb mit blassem Dottergelb liegt es im Glas, ohne dass störende Schwebepartikel erkennbar sind. Der Schaum ist beim Eingießen üppig und fest, nach kurzer Betrachtezeit bleibt davon ein feiner Flaum mit kleinen Inseln auf der Bieroberfläche übrig. Nur ein Anflug von Perlage ist sichtbar. In der Nase kommt der Bierstil sofort nach vorn – kräftige, fruchtige Hopfenaromen, ohne dabei zu zwicken. Honigmelone, Mandarine, Orangenschale, eine Idee von Banane ist auch da, man sieht, es geht nicht ins kratzig-zitrusige, sondern bleibt mildfruchtig. Darunter liegt eine feine Getreidigkeit.
Im Mund lässt Dolores die Fruchtzügel etwas mehr fahren, da ist zwar immer noch die milde Fruchtsüße als Basis, doch hier zeigt sich eine schöne Säurekante mit frischeren Noten, Limette, vielleicht etwas Grapefruit, alles aber weiterhin eingebettet in eine weiche, volle Textur, die ein schmeichelnd-weiches Mundgefühl erzeugt. Trotzdem wirkt das IPA frisch und knackig, nicht zu anbiedernd, so, wie ich es von diesem Bierstil erwarte, die Rezenz ist auch durch die spürbare Karbonisierung gegeben. 6,8% Alkoholgehalt unterstützen das noch. Im Abgang kommt eine deutliche Bittere zum Vorschein, mit Adstringenz und leichter Betäubung der Zunge, die Säure dominiert nun deutlich – ein sehr gelungener Verlauf. Frische Frucht hängt nach, aber auch eine leise Blumigkeit, die mich an Lavendel und Rosen erinnert.
Na, wenn ich davon mehr bekommen würde, bräuchte ich bei keiner großen Brauerei mehr einkaufen. Den Stil genau getroffen, meinen Geschmack genau getroffen, und man spürt im direkten Gespräch die Passion und die Begeisterung. Ich freue mich sehr auf das Stout und das Imperial Stout von Saartans Bräu!
Ein Kommentar zu “Bier am Freitag – Saartans Bräu Dolores NEIPA”