Bier am Freitag – Kriek Boon

Kriek Boon Titel

Bei der belgischen Bierspezialität Kriek gibt es solche, solche und solche, wie ich feststellen konnte. Ich entschlüssele meine kryptische Anmerkung direkt: Solche, die mit Aromastoffen arbeiten; solche, die rein Kirschsaft oder Kirschsaftkonzentrat verwenden; und schließlich solche, die zur Herstellung tatsächlich frische Früchte nutzen. Selbst der Bierlaie erkennt hier eine graduelle Qualitätsverbesserung, denke ich. Das Kriek Boon gehört zur letzteren Gruppe, es handelt sich um ein belgisches, in Eichenfässern gereiftes Lambik, das mit frischen Kirschen seinen typischen Geschmack bekommt – am Ende hat man rund 25% Anteil an frischen Kirschen. Ich ahne darum jetzt schon, dass das besser sein wird als manch anderes Kriek, das ich schon im Glas hatte (hier und hier nachzulesen) – aber verifizieren wir das sicherheitshalber.

Kriek Boon

Dunkles, kräftiges Rubinrot, mit einer deutlichen Trübung, ohne dabei blickdicht zu werden. Man erkennt dadurch mit etwas Mühe einzelne aufsteigende Bläschen. Eine sehr hübsche rosafarbene Crema liegt auf dem Bier.

Der Geruch ist leicht säuerlich, Verjus oder milder Essig, Champagner, in diese Richtung. Ein bisschen Malz, und ein bisschen Frucht, Sauerkirsche natürlich. Vielleicht würde eine höhere Temperatur mehr Aromastoffe für die Nase freisetzen, doch die empfohlene Trinktemperatur ist „très frais“, sehr kalt, und gerade bei solchen Bieren halte ich mich natürlich daran.

Entsprechend rezent ist das Bier am Antrunk, unterstützt durch ordentliche Säure aus dem Lambik. Trotzdem wirkt es weich und cremig im Mundgefühl. Sehr intensiv kommen die Kirschen zum Vorschein, wirklich der Geschmack frischen, gepressten Kirschsafts, dieser gibt auch etwas Fruchtsüße bei. Dazu als Unterlage die Aromen eines belgischen Lambiks, leicht säuerlich, würzig, rezent. 4% Alkoholgehalt machen das Bier endgültig zu einer perfekten Erfrischung. Der Abgang ist kurz, fruchtig, feinherb.

Im Vergleich zu den Krieks, die auf Fruchtsaftkonzentrat basieren, ist das Vorgehen beim Kriek Boon ein enormer Gewinn – die gesamte Aromatik ist tiefer und dunkler, sehr viel kirschiger, weniger oberflächlich. Ich liebe dieses Kirschbier, und empfehle es jedem, der mal ein echtes belgisches Kriek kennenlernen will.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.