Minze gehört zum Cocktail seit es ihn gibt. In einem der allerersten Cocktailrezepte, dem Mint Julep, ist Minze ein grundlegender Bestandteil; im Whiskey Smash definiert Minze den Geschmack klar mit; in vielen anderen Cocktails wird ein Minzblatt als essbare Dekoration eingesetzt. In Deutschland sind wir bis vor wenigen Jahren kaum aktiv mit verschiedenen Minzvarietäten in Kontakt gekommen. Der Hobbykoch und -bartender hatte einen Topf einer meist nur undifferenziert als „Pfefferminze“ bezeichneten Pflanze auf dem Fensterregal – in den USA war die Unterscheidung zwischen beispielsweise Spearmint und Peppermint schon immer ein Thema (und wenn es nur über die entsprechenden Kaugummisorten von Wrigley’s war).
Diese Zeiten sind vorbei – in meinem Gartenmarkt bekomme ich inzwischen, je nach Saison, unterschiedlichste Minzsorten, von der dickblattigen Bernstein-Minze über die marokkanische und japanische Minze bis hin zur klassischen Spearminze, und sogar aromatisierte Sorten, wie Chocolate Mint. Gerade im Sommer ist ein großer Topf selbstgezogener Minze auf dem Balkon für den Freund frischer Zutaten im Cocktail (und das sollten wir alle sein!) unerlässlich, dabei äußerst pflegeleicht und meistens sogar mehrjährig.
Hin und wieder braucht man aber auch den Minzgeschmack in flüssiger Form. Da kommen dann Liköre ins Spiel, wie der Olando Pfefferminz Likör. Olando (nicht Orlando wie der Schauspieler, die Stadt oder der furiose Ritter!) ist eigentlich die Hausmarke des Großmarkts Metro – man bekommt den Likör aber auch in Supermärkten.
Eine süßliche Kombination aus Minze und zuckrigem Sirup zeigt geruchlich schon, dass wir hier keinen puren Minzextrakt vor uns haben – das wäre aber auch schwer herzustellen und zu konservieren. Ein Hauch dunklerer Töne, wie von Schokoloade, lässt die Mischung an Schokominzplättchen erinnern. Ein Tick Spülmittelgeruch dämpft die Freude wieder.
Im Mund findet man all diese Eindrücke wieder, für mich persönlich aber in umgekehrter Reihenfolge. Zunächst der Spüli-Geschmack (ja, ich habe schonmal einen Tropfen Geschirrspülmittel im Mund gehabt, wenn auch nicht absichtlich), dann die Schokoladensüße, schließlich der Minzeindruck. Letzterer kommt sehr künstlich daher, er hat nichts von der Frische eines von der Pflanze geernteten Minzblatts, und auch nichts von der Schärfe eines Pfefferminzkaugummis; es ist eine unnatürliche, seltsam charakterlose Minzigkeit. Wenigstens der mentholige Hauch ist vorhanden.
Die Farbe selbst ebenso: natürlich künstlich. Also künstlich, natürlich. Selbst wenn man Minze auspresst, ist das ätherische Öl nicht so giftgrün. Mit dieser Färbung kommt man genau uns, den Cocktailmixern, entgegen – für den einen oder anderen Minzcocktail benötigt man halt so eine Farbe. Wem es im Gegensatz dazu darauf ankommt, zwar eine starke Minznote, aber nicht diese grelle Farbe im Glas zu haben, kann auf die ebenso erhältlichen weißen Minzliköre zurückgreifen: Das Stichwort ist statt dem deutschen Begriff Minzlikör oft, beachtenswerterweise besonders auch im englischen Bar-Sprachgebrauch, Crème de Menthe.
Für den Miami Cocktail, den ich hier präsentiere, brauche ich aber tatsächlich beides: Geschmack und Farbe. In belanglos-weiß wäre er nur halb so schrill. Doch es ist nicht nur ein Effektcocktail, wie man deswegen meinen könnte, nein, er schmeckt auch wunderbar erfrischend und minzigsüß. Ein Dessertcocktail, den man statt (oder zusammen mit?) kleinen After-Eight-Minztäfelchen servieren kann.
Miami Cocktail
1½ oz Weißer Rum (z.B. Brugal Titanium)
½ oz Olando Pfefferminz
1 Spritzer Zitronensaft
Der Olando-Likör schlägt mit 20% Alkohol zu Buche, die natürlich völlig im Zucker geschmacklich untergehen, und bewegt sich damit am mittleren bis unteren Ende des Alkoholgehalts dieser Likörgattung. Die Inhaltsstoffe weisen darauf hin, dass dieser Likör kein einziges Minzblatt zu Gesicht bekommen hat.
Ich gebe ja gern zu, dass man diese Art Likör selbst bei ausgiebiger Mixertätigkeit eher seltener braucht, doch die lange Haltbarkeit in Verbindung mit dem sehr niedrigen Preis von rund 4€ macht so ein Kunstprodukt dann zu einem einmaligen Einkauf, der nicht sonderlich weh tut. Ich werde mir, wenn (oder eigentlich eher falls) die Flasche des Olando Pfefferminz leer ist, dennoch lieber mal ein weniger künstliches Produkt aussuchen – was ich auch jedem empfehle, der sich nach Pfefferminzlikören umschaut. Ich selbst wäre für Tips für Pfefferminzliköre, egal ob weiß oder grün, die mehr echten, natürlichen Minzgeschmack aufweisen, sehr dankbar.
3 Kommentare zu „Selbst mit Pfefferminz ist er kein Prinz – Olando Pfefferminz Likör“