Es ist spannend zu sehen, dass man mit vergleichsweise geringem Geldeinsatz in die Spitze der Qualität bei Süßrum vorstoßen kann. Botucal, Zacapa und El Dorado sind alle für ~30€ zu haben, und stellen schon mit den Zenit des gesüßten Rums dar. Gewiss kann man qualitätsmäßig noch ein kleines bisschen draufsetzen, da schmilzt dann aber das Preisleistungsverhältnis sehr schnell ab und ist nur noch für absolute Rumkenner interessant.
Wer sich bisher nicht in diese Kenner-Kategorie einordnet und sich mit Havana Club 3/7, Old Pascas oder ähnlichem Rum zufrieden gegeben hat, wird vom ersten Glas dieses 12-jährigen El Dorados überwältigt sein – zumindest mir ging es damals so. Da ist kein bisschen Alkoholgeschmack, null Bitterkeit, kein Ansatz von Kratzen oder ähnlichem, was den Genießer abschrecken könnte – das ist pures Glück, reiner Genuss, das läuft runter wie Öl. Eine fantastische Süße, aber nicht klebrig, sondern eine klare, reine Süße, leitet ein Breitband an Aromen im Mund ein. Schon der Geruch aber – gäbe es Duftbäume mit diesem Geruch, ich würde ihn in mein Auto hängen.
Hier zeigt sich: Rum ist mehr als billiger Sprit, mehr als Backzutat oder Schuss im Grog oder Glühwein. Ab dieser Qualitätsklasse ist Rum eine der schmackhaftesten Spirituosen, die man sich vorstellen kann, und lässt sogar die von mir so geliebten Bourbons weit hinter sich – allerdings darf man Bourbons auch nicht nachträglich mit Zucker süßen, wie das mit den meisten El-Dorado-Produkten geschieht, daher ist der Vergleich ungerecht. In diesem Rum sind ~39g Zucker pro Liter, also ~27,3g Zucker pro Flasche, etwas über 5 Stück Würfelzucker, zugesetzt, was die überwältigende Süße etwas prosaisch, und das Erlebnis dämpfend, erklärt.
Und in einem Cocktail bringt der El Dorado 12 dann eine Tiefe, Wucht und ein Volumen in den Drink, dass man sich die Frage danach, ob man so eine teure Spirituose überhaupt vermixen darf, nicht mehr stellt – man gibt sich in Zukunft nicht mehr mit weniger im Cocktail zufrieden. Versuchen Sie mal einen Roosevelt Cocktail.
Roosevelt Cocktail
1 3/4 oz El Dorado 12
1/2 oz Trockener Wermut (z.B. Martini Extra Dry)
1/4 oz Orangensaft
1/4 oz Zuckersirup
Eine sehr schöne, etwas gedrungene Flasche mit einem aufgeklebten Siegellack-Emblem, Korkstopfen und romantischem Etikett ergänzt die Präsentation. Die Schachtel ist dezent und elegant, dient bei mir nun als edle Dekoration.
Ein Spitzensüßrum, den man probiert haben muss, wenn man nachgesüßten Rum mag.
6 Kommentare zu „Der Anfang meiner Rum-Liebesaffaire – El Dorado Finest Demerara 12 Year Old Rum“