Armagnac am Freitag – Grape of the Art Danis 1988 Armagnac

Grape of the Art Titel

Es ist eine Premiere – das 1. German Armagnac Festival findet dieses Jahr statt, in Stuttgart. Nachdem Armagnac jahrzehntelang in Deutschland ein trübes Schattendasein gefristet hatte, unter dem großen Bruder Cognac immer nur ferner lief, holen in den letzten Monaten engagierte Jungunternehmer den französischen Weinbrand aus der Tristesse und führen ihn mit ambitionierten Einzelfassabfüllungen in kleinsten Auflagen nach Deutschland. Ich glaube, das wird auch gut angenommen – und das Armagnac-Festival ist hoffentlich ein weiterer Schritt, zu zeigen, was diese bodenständige Spirituosenkategorie alles kann. Wer am 24. Juni 2023 also nichts zu tun hat (und wer was zu tun hat, sage einfach die anderen Termine ab), sollte ganz sicher dort vorbeischauen – eine derartige Bandbreite von Armagnacs und hochgradigen Informationsquellen auf so engem Raum wird man sonst nirgendwo in Deutschland, wahrscheinlich sogar Europa, auf absehbare Zeit finden können.

1. German Armagnac Festival Aussteller

Von der Zukunft zum aktuellen Glasinhalt. Heute probieren wir einen 33-jährigen Armagnac aus der Region Ténarèze. Der Grape of the Art Danis 1988 basiert rein auf der Rebsorte Folle Blanche. Destilliert wurde, wie der Name schon sagt, 1988, und nach den vielen Jahren im Fass dann im März 2023 auf 187 Flaschen gezogen, ohne Verdünnung, in der Fassstärke von 47,6% (eine durchaus ungewöhnlich niedrige Zahl für Fassstärke, da sieht man aber auch, dass Armagnac nicht unbedingt auf eine hohe Ausgangsalkoholstärke hin destilliert wird).

Helles Kupfer, blitzende Lichtreflexe, völlige Klarheit, leichte Öligkeit – es gibt Spirituosen, bei denen macht es schon so richtig Spaß, sie einfach eine Weile lang im Glas zu drehen und wenden. Über die Glaswandartefakte staunen, die ersten, vorsichtigen Düfte wahrnehmen, die dabei dem Glas entströmen, zu spüren, wie einem das Wasser schon langsam im Munde zusammenläuft – der Danis 1988 macht initial schonmal alles richtig.

Grape of the Art Danis 1988 Armagnac

Genug geschwelgt über zarte Andeutungen, rein mit der Nase ins Glas, um das volle Programm zu bekommen. Eine ideale Mischung aus süßvanilligen Holznoten und schwersüßen Trauben- und Rosinentönen erwartet einen da, bodenständig, voll und rund, fruchtig und dennoch mit einer gewissen Eleganz. Ein Armagnac, der nicht dahergeflatscht kommt wie ein Tölpel, sondern leicht tänzelnd, ohne balletig zu werden, mehr sowas wie Fred Astaire.

Auch im Mund geht diese Leichtigkeit weiter, das fühlt sich frisch und luftig an, wie ein Atemzug im Frühling, wenn es schon warm ist, aber noch nicht heiß, und die Linden blühen; die Fruchtigkeit ist ausgeprägt, auch sie eher helltönig und mildsüß, kein bisschen Schwere ist da drin, der Brand wirkt trotz 33 Jahren jugendlich, und niemals müde. Die Textur ist flauschig weich, im Verlauf entsteht pikante Chiliwürze, die kurz aufbrennt und dann schnell verklingt, ein leises Brummen am Gaumen und der Zunge zurücklässt, während die ganz sanfte Trockenheit und handfeste Bittere edel den Mundraum belegen, ohne wirklich Spucke abzusaugen. Ein langer, blumigfruchtiger Nachklang belohnt die Zeit, die wir uns mit dem Danis 1988 gelassen haben.

Ideal, archetypisch, trinkig. Ich wüsste keinen einzigen Kritikpunkt an diesem Armagnac. Irre gut, perfekt gemacht.


Offenlegung: Ich danke Grape of the Arts für die kosten- und bedingungslose Zusendung des Samples dieses Armagnacs.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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