Neulich hatte ich bei der Besprechung des Sierra Nevada Pale Ales gesagt, dass die kalifornische Brauerei ganz oben steht bei mir, was die Menge an auf meinem Blog vorgestellten Bieren steht. Direkt danach kommt aber dann schon eine deutsche Brauerei von der Ostsee, die die Verfolgung der Amis aufgenommen hat und sie vielleicht bald überholen könnte. Nach dem Rumble IPA habe ich nun zwei weitere geräuschvolle India Pale Ales von dort hier im Angebot, das Rügener Insel-Brauerei Roar IPA und das Tweet IPA. Geben wir ihnen einfach direkt die Chance, diesen Beliebtheitswettbewerb für sich entscheiden zu können!
Starten wir einfach mal mit der Flasche 05724 von 20000 aus der Limited Edition No.4, dem Rügener Insel-Brauerei Tweet IPA. Die Zahlen rattere ich einfach mal runter: 6,0% Alkoholgehalt, 30 IBU, und schließlich Flaschenreifung, wie bei der Insel-Brauerei üblich. Sowohl Gerstenmalz als auch Weizen- und Hafermalz werden verwendet, Citra, El Dorado, Mosaic, Sultana und Mandarina Bavaria dienen als Hopfensorten für dieses India Pale Ale im New England-Stil. Diesem Stil entsprechend volltrüb ist es, mit Eidotterfarbe, man sieht etwas Licht durchscheinen, doch insgesamt sieht es aus wie ein Eigelb im Glas, mit schöner eischalenfarbenem, sehr feinblasigen Schaum.
Wie es einem IPA geziemt, riecht man beim Schnuppern hauptsächlich griffigen Hopfen, das geht von milder Aprikose über zu zestiger Orange und dann zu Grapefruitschale, mit deutlicher Ätherik, ohne zwickig zu werden. Eine gewisse Erdigkeit, die wieder etwas an schon ältere Eier erinnert, ruft die Optik wieder in Erinnerung. Die Kombination ist angenehm, hell, aber ohne zu kopflastig zu werden.
Das Gefühl ist dann auch im Mund vorhanden, zunächst ist da haufenweise Aprikose, Mandarine und Orange, aber eher der Saft als die Schale. Weich, rund, erst im Abgang kommt etwas prickelnde Bittere auf, die die Zunge dann kühlt. Das fette, cremige Mundgefühl passt richtig schön dazu, das kaut sich gut. Am Ende bleibt ein klares Gefühl, die hellen Früchte klingen lange nach.
Ein mildes, feines IPA, das sich wirklich gemütlich trinkt und nicht anstrengt. Mir gefällt besonders die gelungene Balance aus Süße und Frische!
Gehen wir damit direkt über zum Rügener Insel-Brauerei Roar IPA. Meine Flasche hat die Nummer 15622 aus 20000 der Limited Edition No. 2. 7,3% Alkoholgehalt finden wir hier, ebenso wie beim Vorgänger 30 Bittereinheiten, und auch Gersten-, Weizen- und Hafermalz. Das Bier ist stark trüb, in Safranton gehalten, mit passender Eierschalenfarbe des gemischtblasigen Schaums, der sich für ein IPA gut hält. Sehr starkes Mousseux sieht man, die von den einzelnen Bröckchen Hefe aufsteigen, die beim Eingießen mit ins Glas gespült werden.
Die Nase ist eine interessante Mischung aus erdigen Tönen und fruchtigen Noten – da spielt Champignon mit Grapefruit, Ei mit Aprikose und Sahne mit Pfirsich. Sehr angenehm zu schnuppern, weil es nie kratzt oder eckig wirkt, sondern rund und weich.
Auch im Antrunk merkt man das, liebliche Süße aus Frucht und Floralität beginnt da, die erdigen Noten kommen schnell dazu, besonders die Champignons. Direkt spürt man die Frische und die Karbonisierung, das räumt den Gaumen frei und hinterlässt ein klares Gefühl, insbesondere, wenn man es etwas gekühlt trinkt. Das Mundgefühl ist weich, ohne zu schmeichelnd zu werden, die 30 IBU kommen im Verlauf erkennbar auf, und gegen Ende ist das herbbitter mit einem fast mentholischen Eindruck.
Ein gefühlt leichtes, aber nicht untypisches IPA, das mit der Bittere und den Hopfenfrüchten gekonnt spielt, ohne sich je anzubiedern. Die schöne herbe Frische macht es auch zu einem idealen Essensbegleiter, denn es drängt sich nicht durch übermäßige Aromatik in den Vordergrund, sondern unterstützt.
Ach, ich verstehe es nicht, wenn man in manchen Onlineforen liest, dass Leute die Biere der Rügener Inselbrauerei nicht mögen. Das ist sicherlich mit der kreativste Brauer, der sich nie ausruht und immer neue Sorten auf den Markt bringt, und ich hatte selbst ehrlich noch keins, das mir nicht geschmeckt hätte. Roar und Tweet reihen sich in diese positiven Erfahrungen beide ohne Mühe ein.