Ich mag Fruchtbiere. Das belgische Kriek ist das beste Beispiel dafür, dass so etwas sehr gut funktionieren kann, und die Abwechslung zum klassischen Getreidebier tut der eigenen Erfahrungs- und Sensorikwelt durchaus gut. Nicht, dass im DjuDju Beer kein Getreide vorkommen würde, es ist schon grundsätzlich erstmal basiert auf Gerstenmalz – doch im Brauprozess kommen Früchte zum Einsatz, hier Mango, Ananas, Banane, Passionsfrucht und Palmherzen. Rund 30% des Biers sind tatsächlich der Frucht geschuldet, das ist für mich schon ein ordentlicher Anteil, so dass man es doch abtrennen muss von rein von natürlichen, naturidentischen oder künstlichen Aromastoffen gesteuerten Biermischgetränken. Gebraut wird es in Belgien (die brauen auch alles, die Belgier!) für New Allied African Breweries, Ghana; es ist also ein afrikanisch-europäisches Gemeinschaftsprojekt – so hoffe ich zumindest, denn es ist schwer, hinter dem Priester-Voodoo-Kalebassen-Marketinggeschwafel etwas über den tatsächlich afrikanischen Anteil an dem Bier herauszufinden, außer, dass die Idee daher stammt. Bleiben wir mal optimistisch, dass hier nicht einfach mit Exotik gepunktet werden soll. Die attraktiv gestalteten Flaschen schlagen mit je rund 2,50€ zu Buche, und wir machen jetzt eine nach der anderen auf.
Das erste in der Reihe ist das DjuDju Mango Beer. Auf dem Etikett liest man als Zutaten Mango und Aromen, ich hoffe mehr auf ersteres. Zucker und Stevia werden eingesetzt, also ist der Purist hier wahrscheinlich schon raus – doch das wäre schade, man verpasst was. Kristallklar und nur mit einem dünnen Schaumkranz versehen steht das Bier im Glas. Es wirkt Safrangelb, mit leichter Blässe, man sieht Mousseux aufsteigen.
Der Geruch ist schonmal sehr angenehm, die Mischung aus Mangofrucht und Bieraromen ist wirklich sehr gelungen. Man ahnt schon, dass es nicht nur künstliche Aromen sind, die hier arbeiten, die süßlich-tropische Note ist klar präsent, kombiniert mit klassischen Getreideaspekten eines Hellen.
Im Mund fühle ich ähnliches – ja, da ist eine etwas künstliche Süße, die vom Zucker und vom Stevia stammt, aber trotzdem kommt mir das ganze gut komponiert vor. Die Frucht ist sowohl von der Aromatik als auch von der leichten Säure her klar definiert, das Bier zeigt sich durch milde Herbe und frische Rezenz. Der Abgang ist kurz und unspektakulär. Klar ist das kein Genussbier für den Conoisseur, sondern ein Erfrischungsgetränk für den Sommer oder zum Essen, aber den Zweck erfüllt es wirklich gut. Wer einen schönen, ungewöhnlichen Ersatz für ein Radler (3,6% Alkoholgehalt bieten sich dafür auch an) sucht, ist hier genau richtig. Keine Kunst, aber unterhaltsam und easy.
Das erste, was mir beim DjuDju Pineapple Beer begegnet, wenn ich die Flasche öffne, ist nicht die Farbe – die ist goldgelb, leicht blässlich, deutlich trüb – sondern der Ananasduft. Das riecht wirklich sehr angenehm, und beim Einschenken verströmt sich der Geruch übers Glas hinaus. Dabei bildet sich auch etwas Schaum, der aber bald auf eine dünne Flaumschicht zusammenfällt.
Wie gesagt, der Geruch ist sehr ananassig, mit weiteren Eindrücken von tropischer Frucht, etwas Litschi, etwas Mango, insgesamt wie ein Fruchtkorb, der schon seine besten Zeiten hinter sich hat und das Obst darin etwas anfängt, weich zu werden. Gar nicht schlimm, so mag ich mein Obst eigentlich am liebsten.
Im Mund sind ähnliche Erinnerungen am Gaumen vorhanden, allerdings aufgefrischt durch die für Ananas typische Fruchtsäure und eine schöne Rezenz. Da man das Bier kalt trinken sollte, kommt dies dem Erfrischungsfaktor auch entgegen. Die Frucht wirkt schon leicht esterig, erinnert entfernt etwas an Starkaroma-Baijiu und weiße Gummibärchen. Weiche Textur dazu, was will man mehr, da der Abgang auch mittellang, lange fruchtig und frisch bleibt.
Gefällt mir sehr gut, erneut nicht als klassisches Bier, sondern als Fruchtbier mit Ananas. Wirklich gut gemacht, es wirkt nicht wie ein aromatisiertes Bier, sondern die Frucht ist natürlich und aromatisch in den Brauprozess eingebunden, das schmeckt man auch heraus, finde ich.
Die nächste Frucht ist die Banane, die sich im DjuDju Banana Beer findet. Blassgold, leicht trüb, sehr viel weniger Schaumentwicklung als bei den bisherigen Varianten des Fruchtbiers, und nur minimale Perlage – so dass nach einer Minute überhaupt kein Schaum mehr da ist.
Die Frucht ist dafür sehr klar erriechbar, eine natürliche Note sehr reifer, wohl schon fast matschig-brauner Bananen, mit Konnotationen von Bananenbrot und Obstkuchen mit Streusel und Sahne. Erneut dominiert diese Frucht das gesamte Geruchsbild.
Geschmacklich fühle ich mich tatsächlich, als ob ich in eine schon arg kompostabile Banane beiße, bei der die Vergärung schon eingesetzt hat und ein gewisser Alkoholgehalt dabei entstanden ist. Bananenaroma, ja, aber mit vergorenen und veresterten Seitentönen und einer irgendwie dazu passenden zitronigen Säure. Plastik und Lavendel klingen da noch mit, das wirkt insgesamt unrund und unsauber. Erst spät kommen Malz und Hopfen noch durch, mit einem Touch Nelke, nur im Abgang merkt man, dass man ein Bier vor sich hat.
Wer hier auf ein süßes Bananensmoothie oder ein Bananenweizen gehofft hat, wird erstaunt sein – das ist immer noch frisch und fruchtig, deutlich zitronig, nur im Ansatz süß, aber irgendwie fühle ich mich dabei, als ob beim Brauen was schiefgegangen ist. Aber wahrscheinlich soll das so sein.
Eine Einschränkung, die ich neulich selbst erst durch die Quizshow „Wer weiß denn sowas“ erlernt habe, gebe ich beim DjuDju Passionfruit Beer direkt wieder: Es ist laut Zutatenliste mit Maracuja gebraut, nicht mit Passionsfrucht, die Maracuja ist eine geschmacklich sehr ähnliche, aber optisch etwas unansehlichere Schwester der Passionsfrucht. Nun, diesen Lapsus machen viele Hersteller (weil die Maracuja billiger ist, natürlich!). Ich sehe eine minimal opalisierende Flüssigkeit im Glas, unabhängig davon, die mit ein wenig Schaum ausgestattet ist.
Geruchlich, ja, da ist dieser archetypische Tropenfruchtgeruch, wie wir ihn seit Kindheit aus diversen Säften kennen. Maracuja, etwas Orange, etwas säuerliche Grapefruit, darunter milde Getreidenoten. Ich mag das, auch wenn es sehr eindimensional ist. Der Geschmack ist dafür etwas vielschichtiger, andere Obstsorten kommen gefühlt dazu (auch wenn sie nicht enthalten sind), noch harte Aprikosen, Nektarinen, ein bisschen Weinbergpfirsich. Die Säure ist hier richtig knackig, gebremst durch eine cremige Textur und zugrundeliegende Fruchtsüße – das ist schon sehr süffig, Getreide kommt spät erst zum Vorschein, im mildbitteren, durchaus langen und leicht astringierenden Abgang.
Sehr angenehm zu trinken, voller tropischer Fruchtgeschmäcker, total unkompliziert aber nicht langweilig – das unterhält so richtig, für die kurze Zeit, die man es trinkt, mit richtig hohem Erfrischungsfaktor.
Zu guter letzt schauen wir uns noch das DjuDju Premium Palm Lager, hergestellt mit Palmherzen und Mais, an. Optisch ist es typisch für ein Lagerbier – helles Ocker, leuchtend und kristallklar, mit einem feinen Schaumflaum aus Blasen verschiedener Größe. Leichte Perlage.
In der Nase wirkt es neutral, eine minimale Malzig- und Getreidigkeit ist das einzige, was auf Bier hindeutet. Ich versuche wirklich mit viel Mühe, etwas zu erschnüffeln, aber da ist einfach nichts. An sich auch nicht ungewöhnlich für ein Lagerbier.
Das Bier beginnt eigentlich erst am Gaumen, sich zu öffnen – geschmacklich hat man ein kräftig herbes, getreidiges, recht trockenes Lager vor sich, mit schöner zitroniger Säure und einem ordentlichen Texturvolumen. Frisch und helltönig, 5,2% Alkoholgehalt machen es zum stärksten des Quintetts, und aromatisch ist es das mit Abstand konventionellste. Ich kenne diverse leichte Lager dieser Art, oft aus Asien, die auch Mais einsetzen, und ein vergleichbares Geschmacksbild bieten. Der Abgang ist sehr kurz, frisch und sauber. Nun, das braucht man nicht unbedingt kennen, es ist aber auch keineswegs schlecht – aromatisch uninteressant, aber von der Frische überzeugend.
Kennengelernt habe ich das DjuDju-Bier im African House in Frankfurt, als ich am Vorabend der Spirituosen-, Wein- und Bierwettbewerbs Frankfurt International Trophy im April 2022 allein durch Bockenheim streifte und die Kulinarik der hessischen Weltstadt ausnutzen wollte; und ich kann das kleine, rustikale und irgendwie authentisch wirkende Restaurant mit oastafrikanischen Spezialitäten vom Horn von Afrika jedem empfehlen.



Neben der Exotik, dass kein Besteck auf dem Tisch zur Verfügung steht und man mit den Fingern isst – naja, eigentlich sind die dünnen afrikanischen Fladenbrote, für mich gefühlt schon eher als Pfannkuchen zu bezeichnen, das Besteck und man nimmt sich mit ihnen die oft sehr soßigen Gerichte auf – wurde mir das DjuDju-Bier in einer Kalebasse serviert. Das hat schon Stil, ich wollte mir eine davon beim Hersteller kaufen, doch die sind ausverkauft. Vielleicht komme ich irgendwann mal dran, denn ich bin mir sicher, dass ich das DjuDju-Bier, wenn die 12 Flaschen, die ich zunächst mal bestellt hatte, leer sind, wird nachgekauft, für den unkomplizierten, leichten aber doch aromatischen Durst zwischendurch. Ein wunderbares Partygetränk übrigens!