Bier am Freitag – Brauerei Zwönitz Probierpaket

Brauerei Zwönitz Probierpaket Titel

Nachdem ich vor einigen Monaten sehr viel Gefallen am Brauerei Zwönitz Rum Bock gefunden hatte, wollte ich mir natürlich auch noch anschauen, was die sächsischen Brauer aus dem Erzgebirge sonst so zustande bringen. Ein Probierpaket mit verschiedenen Bierstilen, die dort gebraut werden, fand also schnell seinen Weg zu mir. Fünf Flaschen gehörten dazu, die mir einen groben Überblick über das Portfolio der Brauerei Zwönitz geben sollen: Das Feiromd Bier, der Ziegenbock, das Schwarzbier, das Pilsner und das Natur Radler. Ohne viel Rumgerede gehen wir die einfach mal im Detail durch.

Brauerei Zwönitz Probierpaket


Zwönitzer Feieromd Bier

Beginnen wir mit dem Zwönitzer Feieromd Bier, wo mich schon der im Dialekt gehaltene Name sehr anspricht – lokale Produkte, lokale Präsentation, das gefällt mir. Auch der optische Eindruck im Glas ist attraktiv, wird dem Untertitel „Rotblondes“ voll gerecht, mit einem Hennarot, das im Gegenlicht wunderbar kristallklar leuchtet. Der Schaum, zunächst üppig, setzt sich etwas auf einen feinen Flaum mit einzelnen Großblasen ab. Unaufgeregt die Nase – leicht malzig, erkennbar getreidig, etwas metallisch, wirkt im Ganzen schön rund und fein. Auch im Mund setzt sich das fort, weich und mild, mit einer wirksamen, unpappigen Süße, die von leichter Säure eingefangen wird und in vorsichtiger Bittere endet. Malzig, feinherb, voluminös und von der Struktur sehr rund und gelungen, ohne große aromatische Highlights, aber toller Rezenz und mit 4,9% wirklich ein Feierabend-Bier – es erinnert mich an ein Altbier. Man merkt, mir gefällt das Feieromd schon wirklich, in seinem klaren Aufbau von Anfang bis Ende, keine Sperenzchen, ein sauberes, schönes, ehrliches Bier.


Zwönitzer Schwarzbier

Wie man von einem Bier dieses Stils erwartet, präsentiert sich das Zwönitzer Schwarzbier (4,9% Alkoholgehalt) schwarzbraun mit rubinroten Reflexen beim Gegenlicht. Schaum bildet sich in schöner Cremafarbe und -struktur. bleibt ein paar Minuten erhalten. Die Nase wirkt einerseits frisch, andererseits dann aber malzig, mit dezenten Röstaromen und einem Anflug von Rauch, insgesamt aber eher zurückhaltend. Die frische Seite taucht im Mund als erstes auf, schöne Säure setzt sich gegen das Malz durch, ergibt ein Bild, das sich deutlich vom optischen Eindruck absetzt. Das attraktive Mundgefühl des Antrunks kippt etwas im Verlauf hin zum Trocken-Bitteren, und verliert dabei deutlich an Volumen, wirkt dann fast wässrig. Der Abgang ist dann sehr kurz, metallisch, nach wenigen Sekunden bleibt nichts übrig. Das ist ein schönes Erfrischungsbier, zum Essen beispielsweise, alleinstehend bleibt es für mich zu einfach und wenig aromatisch.


Zwönitzer Ziegenbock

Der Zwönitzer Ziegenbock hat schonmal eine Farbe, die mir gefällt – schwarzrot, mit nur leichter Transparenz, ich schätze mehr durch die dunkle Farbe als durch echte Trübe. Schaum ist zunächst üppig, sackt in sich dann stiltypisch zusammen. Eine schön malzige Nase mit leichtem Rostton setzt das Bild fort. Etwas röstig, etwas würzig, eine Idee von Speck, aber nur eine Idee. Es beginnt beim Antrunk und setzt sich über die gesamte Verkostung fort – ein herrlich cremiges, fettes, flauschiges Mundgefühl mit einer sanften und dabei doch vollen Textur. Das ist wirklich begeisternd! Die Aromatik ist trotz der Farbe hell, frisch und leicht, mit milden Zitrusanklängen, die sich mit dem dunklen Malz, dem Karamell und den Eindrücken von Ahornsirup und einer Walnuss-Pflaumen-Mischung wunderbar kombiniert. 7,5% Alkoholgehalt sind einem Bock angemessen. Der Abgang ist kurz, süßlich, mildherb und schmeichlerisch. Ein wirklich höchstattraktives Bier!


Zwönitzer Pilsner

Das Zwönitzer Pilsner ist kristallklar im Glas, mit kräftigdunklem Gold. Schaum suche ich vergebens, das bisschen, was zu Beginn da ist, ist direkt praktisch komplett verschwunden. Mousseux ist erkennbar, aber eher vorsichtig. Eine Mischung aus Bitterhopfen und Malz begrüßt die Nase, eine deutliche Hefenote liegt darüber. Etwas metallisch, aber das war es dann schon. Im Mund finde ich ein recht typisches Pils, feinherb, nicht zu bitter, mit einer gewissen Klarheit, was die Aromatik angeht. 4,9% Alkoholgehalt verhalten sich unauffällig. Im Verlauf wird es schnell sehr stumpf und metallisch, die Rezenz ist eher mittel, dies hauptsächlich durch eine kräftige Säure. Im Abgang mittellang, leicht blumig und schnell vom Gaumen verschwunden, etwas Bittere verbleibt. Ein eher mäßig spannendes, wenig begeisterndes Pils ohne jedes Highlight, wobei ich sagen muss, dass ich eh kein großer Freund dieses Bierstils bin.


Zwönitzer Natur Radler

Das eben besprochene Pils findet dann hälftig auch seinen Weg in das Zwönitzer Natur Radler, das zur anderen Hälfte aus einer vielzutatigen Zitronenlimonade besteht – 2,4% Alkoholgehalt bleiben dadurch übrig. Die Limo sorgt wohl für etwas Trübung und Aufhellung im Vergleich zum Pils. Ein sehr grobblasiger, knisternder Schaum zerplatzt schnell auf eine dünne Schicht. Sowohl geruchlich als auch geschmacklich dominiert klar die Limonade, da ist viel Zitrone, schöne Bittere, ein insgesamt frisch und sauerbitter wirkendes Radler – sowas schätze ich, denn die meisten Fertigradler aus Flasche und Dose sind mir viel zu süß, da ist das Zwönitzer eine echte Wohltat. Im Abgang erkennt man noch schön ein hopfiges Bier. Ein wirklich gelungenes Radler, das allerdings für meinen Geschmack doch noch etwas mehr vom Pils erhalten könnte.


Man sieht, das Paket hat mich zwiegespalten, aber von einem Brauer zu verlangen, dass jedes Bier, das er macht, meinem persönlichen Geschmack entspricht, ist natürlich viel zu viel verlangt. Mir bleibt im Gedächtnis, dass der Ziegenbock, das Feiromd Bier und natürlich der früher schon besprochene Rumbock richtig gute Biere sind, die mir viel Freude gemacht haben, und die ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.