Man weiß als regelmäßiger Leser meines Blogs ja inzwischen, dass ich nicht so viel von blumigen Stories halte, die viele Spirituosen- und Bierhersteller für ihre Produkte erfinden. Beim Paix Dieu Triple geht mir darum schon wieder das Messer im Sack auf, wenn ich lese, dass die Brasserie Caulier ihr Bier „bei Vollmond gebraut“ hat. Das ist zwar keine erfundene Geschichte, aber auch so ein esoterisches Gimmick, das bei mir höchstens müdes Lächeln erzeugt – vor allem, weil sonst kaum handfestere Information auf der 750ml-Braunglasflasche mit Sektkorken und Drahtkorb zu finden ist, obwohl hier wirklich genug Platz dafür wäre. Nun, solange das flaschengegärte zisterziensische Abteibier geschmacklich überzeugen kann, will ich darüber hinwegsehen und statt dessen lieber die Erinnerung hervorholen, wie ich dieses Bier zum ersten Mal probiert hatte – der peruanische Piscokönig Johnny Schuler, neben dem ich in einer Kneipe in Brüssel saß, hatte mich darauf eingeladen, und das ist natürlich ein wunderbares Erlebnis gewesen, bei einem Bier mit Johnny über die Herausforderungen des Brennens der extrem hochregulierten peruanischen Nationalspirituose zu diskutieren. Nun aber zum Bier!
Opalisierend, golden, eidottergelb – im eigenen Herstellerglas aus der Sektflasche eingegossen muss man darauf achten, nicht die niedrigere Kante zu überfüllen. Der Schaum ist zunächst fingerbreit, geht aber schnell auf eine dünne, sehr feinblasige Creme zurück. Bei Gegenlicht sieht man das Mousseux – ein optisch sehr ansprechendes Bier!
Die Nase erinnert mich zunächst an Erdbeermarmelade, leichte Anflüge von süßer, fruchtiger Mango, darunter eine milde Hopfenfrische kombiniert mit ebenso fruchtiger Säure, ein bisschen wie ein Prosecco vielleicht. Da hat man direkt alles! Das Malz kommt zum Schluss auch noch zum Vorschein, doch die Fruchtigkeit dominiert, ohne dabei in Extreme abzugleiten, hier ist alles gut ineinander verwoben und integriert.



Eine nahezu ideale Textur erwartet einen dann im Mund, das ist nicht klebrig-fett, aber auch nicht wässrig-dünn, man hat genau ein wunderbares Maß gefunden, um den Gaumen einerseits auszukleiden, dabei aber nicht zu überwältigen und zu sehr zu beschäftigen mit dem Abbau der Bierschicht. Ebenso schön ist die Balance zwischen der die Nase noch beherrschenden Süße und einer nun eher bestimmenden rezenten, frischen Säure – beides spielt toll miteinander. Die Aromen, die die Nase erschnuppert hatte, finden sich auch auf der Zunge wieder, schöne, milde, runde Frucht, fast schon ins Kaugummiartige gehend, leichte Hopfenbittere und -aromen, ein Anflug von ganz unerwarteter Holzigkeit gegen Ende. Der Abgang ist kurz, frisch, feinherb und mildtrocken, mit blütigen Eindrücken von Jasmin, ein minimales Kribbeln bleibt auf Zunge und Gaumen, vielleicht den üppigen 10% Alkoholgehalt geschuldet, ohne je störend zu werden.
Ein wirklich wunderbares Bier, rund in jedem Aspekt, handwerklich perfekt gemacht und ausbalanciert. Ein Belgier zum Verlieben, egal ob bei Voll- oder Neumond gebraut!
Nachtrag 30.01.2023: Ich habe von meinem geschätzten Freund Dimi aus Belgien nun auch eine kleine Bügelflasche dieses Biers bekommen. Inhaltlich natürlich gleich, aber hübsch gemacht, und darum dachte ich, das ergänzt den Artikel um ein kleines Detail.
Ein Kommentar zu “Bier am Freitag – Paix Dieu Triple”