Wow, ein ausladender Titel! Ich bin mir eigentlich relativ sicher, dass Pax Bräu The 2,5% Chambers of Drunken Monkey Style King-Fu den längsten Namen hat, den ich für Bier hier auf meinem Blog je gesehen habe. Die Illustration eines Pavian-Affenkönigs mit Gerstenährenschwanz und Hopfendoldenstab – das finde ich sehr unterhaltsam, und es war auch eigentlich der Auslöser dafür, mir dieses Bier zu kaufen, ich als großer Fan des Affenkönigs Sun Wukong aus dem chinesischen Klassiker „Reise in den Westen“ musste da zuschlagen. Zu diesem Thema am Ende mehr, erstmal jetzt zum Produkt selbst.
Pax Bräu aus der Rhön ist bekannt dafür, sich beim Brauen richtig gehen zu lassen und Grenzen zu überschreiten. Im bierkonservativen Bayern muss man dann Vorsichtsmaßnahmen treffen, wenn man so kreativ ist – „Kein Bier!“ steht auf dem Etikett, stattdessen „Brauspezialität“, das ist tatsächlich auch nötig, um nicht in Konflikt mit dem sehr eng gefassten bayerischen Biergesetz zu kommen. Warum? Die Zutatenliste offenbart es: Orangenschale und Koriander (das lässt erstmal an Witbier denken), Habanero-Chili, Ingwer, Szechuanpfeffer und Zitronengras, da ist viel Aromenpotenzial verbraut. Schauen wir uns das Bier die Brauspezialität im Glas an!
Auch optisch erinnert es an ein belgisches Blanche oder ein Witbier, ein blasses Pastellgold mit deutlicher Trübung (das Bier ist unfiltriert, unstabilisiert, unpasteurisiert) passt rein vom Eindruck her nicht zur manischen Urgewalt eines Affenkönigs – der Schaum steht nur kurz auf dem Bier, fällt schnell zusammen und bildet dann nur sehr dünne Inselchen. Leichte Perlage ist sichtbar. Die Nase ist dann eine ganz andere Kategorie: Da riecht man die verwendeten Zutaten, als erstes fällt mir eine grüngemüsige Paprikanote auf, die alles andere dominiert; aufgefrischt durch leichten Ingwergeruch, frisch geschnitten, und dann kommt erst die Hopfenfrucht mit Anflügen von Aprikose und Pfirsich und ordentlich Honig. Eine ungewohnte Nase, aber man entdeckt eben die Zutaten, das finde ich sehr apart.
Bereits der Antrunk ist sehr trocken und herb, man spürt direkt, dass ein nur sehr leichter Körper vorhanden ist (bei 2,4% Alkoholgehalt kein Wunder!); trotzdem hat man eine gewisse Cremigkeit in der Textur, recht überraschend, weil scheinbar nicht in Einklang bringbar, doch hier geht es. Honig, Paprika und Bitterhopfen sind als Aromen im Vordergrund, im Verlauf kommen Ingwer und die ganz milde Pikanz und der besondere Geschmack des Szechuanspfeffers hervor. Scharf wird das Bier nie, die Habanero-Chilis geben mehr Geschmack und Frische als Hitze, und das ist gar nicht unangenehm. Der Nachklang ist lang, sehr bitter und trocken, voller Pfeffer- und etwas Kartongeschmack, mit einem sehr rezenten, wirksamen Gaumennachhall der gesammelten Eindrücke. Ein wirklich interessantes Bier, mit vielen Aromen, da gibt es viel zu entdecken und macht mir persönlich viel Spaß – zum martialischen Etikett und der Persönlichkeit des Affenkönigs aus dem Roman passt es allerdings überhaupt nicht, es fehlt einfach schon sehr an Körper und Volumen.



Wer nicht weiß, wovon ich rede, dem lege ich Eva Lüdi Kongs Neuübersetzung des Buchs (ISBN 978-3-15-011224-3) sehr ans Herz – es ist die erste vollständige Übersetzung des Xiyouji ins Deutsche. Bisher musste sich der Abenteuerfreund mit entweder gekürzten oder sogar nachgedichteten Versionen zufrieden geben, solange man nicht eine der sehr empfehlenswerten englischen Übersetzungen von W.J.F. Jenner oder Anthony C. Yu zu lesen imstande war. Es kostet sicherlich etwas Überwindung, einen kiloschweren Text aus lange vergangenen Jahrhunderten anzufangen; wer aber ein Faible für unterhaltsame, verrückte, komische und so gar nicht altmodische Abenteuerliteratur mit Anspruch hat, sollte sich das mal überlegen. In meinem Leben möchte ich diesen Text keinesfalls mehr missen!