Wir Bierfreunde gruppieren Biere gerne nach Bierstil. Früher war das auch kein Problem, heute wird das immer schwieriger – kreative Brauer sprengen gern Grenzen. Und das ist auch gut so, denn, so will ich betonen: Zuerst ist das Bier da, dann die recht willkürliche Einteilung in Bierstile. Letztere sollte immer deskriptiv sein, nicht proskriptiv, wer sind wir schon, einem Bier vorzuschreiben, dass es als einzigen Mangel die fehlende Passgenauigkeit auf einen von einem Bürokraten vorgeschriebenen Stil hat. Wir sind ja gottseidank nicht bei den Hundezüchtern, man sieht ja, was das dort für tragische Ergebnisse hat. Mit diesem Gedankengang gieße ich mir das Saartans Saison ein, wieder einmal persönlich überreicht vom Brauer selbst. Einfach, weil es das Bier aktuell nicht käuflich zu erwerben gibt. Vielleicht ändert sich das mal.
Ich sehe nun naturtrübes Ocker, das erst bei Gegenlicht die Perlage erkennen lässt, die den stabilen, attraktiv gemischtblasigen Schaum über eine lange Zeit am Leben erhält. Winzige Hefeflöckchen liegen am Boden des Glases, die als Mousseuxpunkt dafür dienen. Sehr fruchtig wirkt die Nase, das ist für mich geruchlich erstmal gefühlt ein Pale Ale. Hopfig in Richtung Zitrus- und Tropenfrucht, ohne dabei stechend oder überdefiniert zu werden. Honigmelone, Aprikose, Orange.
Auch im Mund setzt sich das fort – hier emanzipiert sich das Bier aber vom Pale Ale, das Mundgefühl ist klar trockener und herber, mit viel Nelkenwürze fast schon pikant. Eine schöne Textur bietet sich trotzdem, mit einem Zwischenspiel zwischen Süße und Säure, wobei letztere am Ende gewinnt. Die Rezenz ist wunderbar, der Alkoholgehalt über dem, was ich für ein Saisonbier normal erwarte. Da könnte man, wenn man wollte, vielleicht noch etwas an der Rundheit und Freundlichkeit feilen, aber vielleicht will man das Bier genau so – wild und ungezähmt. Münchner Malz, Weizenmalz und Pilsner Malz werden hier verarbeitet, und der Universalhopfen Nelson Sauvin. French Saison kommt als Hefe zum Einsatz.
Das Saartans Saison ist im Fazit ein fettes Bier, wie geschaffen für den Biergarten, ein interessanter Zwitter zwischen Pale Ale und Hefeweizen für mich, mit Wucht und frecher saarländischer Schnauze. Geradzu perfekt funktioniert es als Beilage zu einem deftigen Essen, denn hier ist es gleichberechtigter Partner und nicht nur Durstlöscher. Ich mag es eben genau dafür.
Offenlegung: Ich danke Patrick Patton für die kosten- wie bedingungslose Bereitstellung einer Flasche dieses Biers.