Curre, curre, o caddu ispanu, | curre, curre, a tottu fua,
como ch’isolta in sa giua | tenes sa brìglia in sa manu.
Pèsalas reas umpare | sas orijas che bandelas,
e in sas ruzas carrelas | faghe sos ferros sonare!
Dieses hübsche Gedicht von Giorgio Pinna, verfasst in der auf Sardinien beheimateten logudoresischen Sprache, findet sich auf dem Etikett des A Tottu Fua Birra Pale Ale. Das gesamte Design bezieht sich auf das Vollblutrennpferd, das poetisch an uns vorbeirennt, darüberhinaus optisch festgehalten im dynamischen Bild. Die Brauerei Luppolo & Birra hat ihr obergäriges Bier also ganz dieser unglaublichen, energiegeladenen und faszinierenden Wundermaschine der Natur gewidmet (seit der Lektüre von Seabiscuit bin ich ein Pferdefan) – kann das Bier selbst mit soviel Vorschuss auch ins Ziel laufen?
Im Glas sieht man herrliches Sonnenblumengelb und eine starke Naturtrübe, durch die man mit etwas Mühe bei Gegenlicht eine kräftige Perlage erkennen kann. Der Schaum verhält sich palealetypisch, hat sehr hübsche großblasige Inseln auf der ansonsten feinblasigen Oberfläche, die einige Minuten nach Eingießen immer noch da ist. Die Nase – feinfruchtig, dezente Orangenschale, nur ein Hauch von Grapefruit, etwas Aprikosenmarmelade. Das gefällt mir, wirkt nicht so aggressiv wie manch andere Craftbierales.
Die Weiche, die man im initialen Antrunk spürt, geht schnell über in eine mildsaure Bittere, aber auch hier, nicht wirklich mit der Faust ins Gesicht, eher ein sanfter Klapser. Die Karbonisierung fühlt sich an, als hätte man etwas Aufgeschäumtes im Mund – das ist ein seltsames Mundgefühl, nicht unangenehm, aber mit sehr hohem Aufstoßpotenzial. Getreidige Süße kommt zur Hopfenfrucht dazu. Mit 4,5% hat man für ein Pale Ale einen eher niedrigen Alkoholgehalt gewählt. Der Abgang ist blütig, voller Hopfeneindrücke, auch hier aber doch leider etwas stark bestimmt vom Effekt der Karbonisierung.
Ein wirklich ausgesprochen süffiges Pale Ale mit einem eigenen Twist auf den Stil. Ein bisschen weniger Gas, und es wäre perfekt; aber auch so macht das Lust auf mehr. Zum Glück habe ich noch ein weiteres Bier dieser Brauerei von einem netten Leser meines Blogs geschenkt bekommen, der mir mit seinem Paket eine ganz neue Bierregion eröffnet hat – nochmals vielen Dank dafür, Uwe!