Glühbier am Freitag – BrewDog Glühgut

BrewDog Glühgut Titel

Ich mag keine Weihnachtsmärkte. Ich versuche, das vorweihnachtliche KKK, wo es nur geht, zu vermeiden: Kitsch, Kinakruscht und Komasaufen, ich konnte nie verstehen, warum soviele verrückt danach sind. Ich bin also sogar gar nicht böse, dass mir das bemühte Entweichen dieses Jahr abgenommen wird. Entsprechend habe ich auch keine besondere Beziehung zu Glühwein, zumindest nicht zu der anspruchslosen, pappigen Zuckerbrühe, die auf diesen Veranstaltungen üblicherweise ausgeschenkt wird. Um so erfreuter bin ich, wenn sich jemand diesem Thema auf höherem Niveau annimmt – und das mit Bier als Basis! Das BrewDog Glühgut wird nun versuchen, meine grundliegende Abneigung zu überwinden. Ich habe zwei Dosen, und darum versuche ich mal was Ungewöhnliches – ich trinke eine davon kalt, wie man Bier halt trinkt, und die andere aufgewärmt, wie ich das von belgischem Glühbier kenne. Mal schauen, was dabei rauskommt.

BrewDog Glühgut

Beginnen wir mit der kühlen Variante. Das Glühgut ist optisch sehr an Glühwein angelehnt, mit rubinroter Farbe, kristallklar, mit dem weißen, sehr feinblasigen Schaum als einem schönen Kontrast. Die Nase ist von den eingesetzten Gewürzen gesteuert, Nelken und Zimt geben ein wirklich deutliches Aroma ab und überdecken alles, was an Bieraromen da sein könnte. Vielleicht eine leichte Hefigkeit ist noch da.

Im Mund merkt man dann aber deutlich, dass es ein Bier ist. Eine herbe Malzigkeit, milder Bitterhopfen sind erkennbar. Auch hier drängeln schnell die Gewürze nach vorn, aber bei weitem nicht so dominant wie in der Nase. Die weiteren Zutaten ergänzen das Bild: Holunderbeerensaft und Orangenschale für schöne, süßsauerbittere Fruchtigkeit mit fast schon zitroniger Frische. Lactose ist als Zutat erwähnt, vielleicht, um die Süße etwas zu unterstützen. Frisch und trotz aller Weihnachtsbäckereierei helltönig und rezent – find ich richtig gut. Ein kurzer Abgang, aromatisch am Ende dann recht neutral bleibt der Eindruck eines trotz all der Zutaten sehr sauber und klar gebrauten Biers. Für mich eine absolute geniale Alternative zum pappsüßen Weineinerlei, das man sonst zu dieser Jahreszeit so trinkt, und mit 5,2% Alkoholgehalt auch nicht zu wumpsig.

Nun, die warme Variante. Und mit „warm“ meine ich nicht Zimmertemperatur, sondern tatsächlich warm. Ich stellte dazu einfach die geöffnete Dose auf eine auf mittlere Stufe vorgeheizte Herdplatte, und ließ sie dort, bis der Schaum deutlich herauskam und die Dose wirklich heiß war. Dann schnell umfüllen in ein vorgewärmtes Glas!

BrewDog Glühbier warm

Nun, die Idee war verrückt, und das Ergebnis ist doch deutlich unterschiedlich zu einem klassischen belgischen Glühbier. Der initiale Antrunk ist voller Gewürze und auch einer gewissen rotweinigen Note, doch schnell will das Bier mit seiner Bitterkeit und Trockenheit nach vorn (hier fehlt dann der Kirschsaft und Zucker der belgischen Variante deutlich), und das wirkt nicht ganz so toll mit erhöhter Temperatur. Die Karbonisierung kommt dem Warmtrinken auch nicht wirklich entgegen. Ich kippe am Ende etwas Zucker dazu, und schon wird es genehmer in dieser Form und dann durchaus unterhaltsam; mit noch etwas Pimpen könnte das vielleicht sogar sehr interessant werden. Letztlich ist es dann halt aber doch zum eher alkoholgetriebenen Aufwärmen gestaltet, und darum kreide ich das dem Glühgut natürlich auch nicht an – immerhin hat es mich zu einem Bierexperiment verleitet!

Kurz zum Fazit – lasst die Wärme weg, trinkt dieses tolle Glühbier kalt im warmen Zimmer. Ich finde, dass sich BrewDog hier echt was Schönes hat einfallen lassen, und es dann auch kongenial umgesetzt hat. Klare Empfehlung für alle Bierfreunde!

Offenlegung: Ich danke BrewDog für die kosten- und bedingungslose Zusendung zweier Dosen dieses Würzbiers.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.