Die Verwendung von Ex-Wein-Fässern zur Reifung ist bei verschiedenen Spirituosen Tradition. Vor einiger Zeit hatte Richard Seale, Inhaber der Foursquare Rum Distillery auf Barbados, Fotos veröffentlicht, auf denen eine Menge an leeren Weinfässern zu sehen war, die er für seinen Rum einsetzt. Dazu hatte er die interessante Information geschrieben, dass zumindest auf Barbados Weinfässer eigentlich über Jahrhunderte die traditionelle Methode zur Reifung von Rum waren; erst seit ca. 1950 wurde auch dort auf die inzwischen allgegenwärtigen Ex-Bourbon-Fässer umgestellt. Geschichte wiederholt sich: Heutzutage kommen die etwas in Vergessenheit geratenen Weinfässer wieder in Mode; Rum erinnert sich wieder an sie, für Whisky, der ja immer auf der Suche nach Möglichkeiten des neuartigen Fassfinishes ist, kommen sie ins Blickfeld.
Doch nicht nur für Finishes, auch für die Hauptreifung ist so ein Fass natürlich bestens geeignet. Gerade in Australien, das sich durchaus auf eine sehr lebendige Weinkultur berufen kann, bietet sich die Wiederverwendung eines solchen benutzten Holzgefäßes besonders an. Ein Beispiel dafür ist der Starward Two-Fold Australian Whisky. Für diesen „Double Grain Whisky“, also einem Blend aus separat gereiften Destillaten aus Weizen und Gerstenmalz, durften sich Barriques und Hogsheads, die vorher australische Weine der Rebsorten Shiraz, Cabernet Sauvignon und Pinot Noir beherbergten, eine neue dreijährige Beschäftigung aneignen. Soviele Brände aus Australien kennt man hierzulande ja nicht, also ist es doppelt spannend, diesen Whisky auszuprobieren.
Ungefärbt, und nicht kühlfiltriert, das sind Worte, die ich gern in Zusammenhang mit Spirituosen höre. Ich bin mir sicher, kaum jemand würde es merken, wenn alle Whiskys auf der Welt plötzlich nicht mehr gefärbt und kaltfiltriert würden. Um so mehr freue ich mich über den hellen flüssigen Bernstein, den ich da im Glas habe. Die Weinfässer geben genug Tönung ab, um alle Ideen über Färbung eh ad absurdum zu führen. Leicht ölig schwenkt sich der Two-Fold, mit schnell ablaufenden, dicken Beinchen an der Glaswand. Während ich das tue, beginnt sich schon der Geruch ums Glas herum zu verströmen. Honig rieche ich da, Ahornsirup, Vanille, wirklich leicht rotweinige Traubennoten, insgesamt etwas an Bourbon erinnernd. Orange, vielleicht Mandarine. Süßlich, karamellig. Ein gewisses Zwicken in der Nase ist jedoch auch präsent.
Auch süßkaramellig ist der Antrunk, wie ein Sahnebonbon beginnt der Australier. Da sind gewisse Komponenten, die mich an einen Highland Scotch denken lassen, ein Anflug von dieser Medizinalität, die ich dort immer schmecke. Schnell wird das aber von weichen, milden Wein- und Fruchtnoten eingeholt. Im Verlauf ensteht langsam aber sicher Würze, die sich über Pfeffrigkeit zu echtem Feuer am Ende entwickelt. In diesem Zusammenhang: 40% Alkoholgehalt sind heute für Kennerprodukte einfach nicht mehr zeitgemäß, da würde ich gern sehen, wenn ordentlich was draufgelegt wird, obwohl die vorhandene Trinkstärke dem Whisky nicht wirklich schadet. Da geht es mehr ums Prinzip. Der Abgang schließlich hat blumige Jasminnoten, Vanille und dunkle Frucht hängen damit zusammen noch eine schöne Weile am Gaumen und hinterlassen insgesamt ein schönes Mundgefühl mit leichtem Kribbeln auf der Zungenspitze und Adstringenz am Gaumen.
Was ist das Fazit? Erstens, der Starward Two-Fold ist noch ein Beweis dafür, dass Reifungsalter eben nicht immer alles ist. Auch ein vergleichsweise junger Spund kann sehr viel Aromatik aufweisen, und genug Komplexität haben, um mich zu erfreuen. Dann finde ich, dass man die namensgebende Zweiteilung der Getreidesorten schmeckt – dieser Whisky beginnt wie ein Highland Scotch und endet wie ein Ire. Das allein ist für mich schon unterhaltsam genug, um eine klare Empfehlung aussprechen zu können, für Fans beider Kategorien, und sowieso für die, die gern experimentieren.
Der Highland Fling, den ich für diesen Whisky als Cocktailrezept ausgesucht habe, hat mir echt Schwierigkeiten gemacht. Kein Foto, das ich von ihm machte, hat mir am nächsten Tag noch gefallen. Also musste ich ihn an 4 Tagen jeden Abend neu mixen, fotografieren und dann trinken. Durch diese Prozedur ist er mir sehr ans Herz gewachsen, und zu einem meiner neuen Lieblingsdrinks geworden – ein abgewandelter Manhattan, würde ich sagen. Mit dem Two-Fold ein unaufdringlicher, stiller, aber extrem süffiger Drink. Den gibts bei mir in der Zusammenstellung nun noch öfter, bis die Flasche leer ist.
Highland Fling
2 oz Whisky
1 oz roter Wermut
1 Spritzer Orange Bitters
Auf Eis rühren. Mit grüner Olive servieren.
[Rezept nach unbekannt]
Die Flasche an sich ist unauffällig, das Etikett dagegen hat mich eine ganze Weile beschäftigt – man denkt zunächst, das ist eine Sternenkarte im Hintergrund (passend natürlich zum Namen „Starward“), doch es könnte auch eine Landkarte der Gegend um Melbourne sein, wo der Whisky herkommt. Es ist zu schwer zu erkennen und zu stilisiert, vielleicht findet sich jemand, der mich diesbezüglich aufklärt. Auf dem Rücketikett findet sich noch ein nettes Gimmick – ein Code, mit dem man seine Flasche registrieren kann. Leider ist der entsprechende Teil der Website des Herstellers noch nicht online, das Anmelden meiner Flasche wird daher nachgeholt.
Australien macht sich auf, auch den europäischen Markt mit seinen Spirituosen endgültig zu erreichen. Erhältlich in Deutschland sind inzwischen außergewöhnlich schöne Rumsorten von dort (ich werde bald ein paar davon besprechen), und, wie man sieht, auch Whisky. Nach diesen sehr positiven Erfahrungen freue ich mich auf hoffentlich bald auftauchende weitere Neuigkeiten von down under!
Offenlegung: Ich danke Kirsch Import für die kosten- und bedingungslose Zusendung einer Flasche dieses Whiskys.
Ein Kommentar zu “Sterne des Südens – Starward Two-Fold Australian Whisky”
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