Karibische Gesetze – The Rum Factory Double Cask Collection Cognac Cask

The Rum Factory Double Cask Collection Cognac Cask Titel

Das Problem von Rum ist, dass er keine Regeln hat, nicht so wie Whisky. Diesen Satz hört man hin und wieder, und mancher mag denken, ja, das verstehe ich, man sieht ja all die seltsamen Praktiken der Rumherstellung. Auch wenn der Satz erstmal plausibel klingt, so stimmt er natürlich nicht. Es gibt keine globalen Regeln für Rum, das ist wahr – aber die gibt es für „Whisky“ auch nicht. Scotch hat Regeln in Schottland. Bourbon hat Regeln in den USA. Und ebenso hat Rum in den Ländern, in denen er hergestellt wird, Regeln. Die bekanntesten sind wahrscheinlich der Verbot von Zusätzen auf Barbados und Jamaica, der CARICOM-Standard oder die Alterungsregeln für kubanischen Rum. Im Gegensatz zu den schottischen oder amerikanischen Regeln werden diese jedoch bei uns nicht im Zuge der Rechtshilfe mit durchgesetzt – wahrscheinlich ist es das, was die Sprecher des obigen Satzes in Wahrheit sagen wollen.

Doch auch Länder, wo man sonst eher nicht damit rechnet, haben dedizierte Rumgesetze – zum Beispiel die Dominikanische Republik, aus der das Destillat des heute hier vorgestellten The Rum Factory Double Cask Collection Cognac Cask stammt. In der EU und den USA muss bei einem Blend der jüngste Bestandteil angegeben werden. In der Dominikanischen Republik ist das anders, dort gilt scheinbar (meine Quelle muss noch verifiziert werden), dass bei einem Blend nur über die Hälfte des verwendeten Destillats mindestens das Alter haben muss, das auf dem Etikett angegeben ist – der Rest muss wenigstens durchschnittlich das Alter haben. Eine gewisse Aufweichung, die wahrscheinlich der dort oft eingesetzten Pseudosolera-Methodik Rechnung tragen soll. Grundsätzlich ist solchen schwummrigen Altersangaben natürlich zu misstrauen. Entsprechend ist das Alter auf diesem Rum hier zu lesen: „12 Jahre Solera“ in den Tropen. Spannend wird es nun, wie es weitergeht mit diesem Rum. The Rum Factory importiert ihn, und lässt in dann in der Tschechischen Republik noch 8 Monate in einem Ex-Cognac-Fass finishen. 2784 Flaschen erhält man am Ende im ersten Batch. Meine ist nun offen und ich probiere ihn.

The Rum Factory Double Cask Collection Cognac Cask

Helles Bernstein sehen wir schon in der Flasche, im Glas wirkt der Rum noch heller und glitzernder. Er bewegt sich schwerer, als die helle Farbe zunächst vermuten lassen mag. Dabei hinterlässt er einen dicken Film an der Glaswand, in dem dicke Tropfen schnell ablaufen.

Die Nase ist eher zurückhaltend, Eindrücke von Toffee, milder Tropenfrucht wie Ananas und etwas Orange werden durch eine leicht würzige Süßholzspitze aufgehellt. Man muss etwas tiefer schnuppern als bei manch anderem Rum, aber die Belohnung ist es wert, die Aromen gehen gut zusammen, bilden ein wirklich hübsches Bouquet, nicht aufdringlich, aber ansprechend.

Ähnlich geht es auch im Mund weiter. Der Rum baut sich in einem tollen Bogen auf – zunächst ist da der zurückhaltende, süße Antrunk, der sich an die Geruchseindrücke anpasst. Milde Orange, etwas Toffee, geröstete Mandeln, Zuckerwatte und Wintergrünöl. Leichte Floralität. Je länger man ihn im Mund behält, um so würziger wird er, dazu kommt eine präsente, aber nie unangenehme Schärfe, die voller Pfeffer und Chili ist. 45% Alkoholgehalt sind ideal gewählt. Der Eindruck bleibt helltönig, doch Breite und Tiefe sind dennoch vorhanden. Bilder von jungem Cognac kommen auf.

The Rum Factory Double Cask Collection Cognac Cask Glas

Der Abgang ist beinahe spektakulär – eine lang anhaltende Chili-Schärfe, die ich wirklich großartig finde, lässt den Rum dann doch mit dunklen Fruchttönen, sehr viel Holz und Vanille ausklingen. Dezente Trockenheit entsteht. Der Nachhall ist dafür recht kurz, nun wieder balanciert süßlich, und mit Eisenton, der in etwas Fruchtkaugummi übergeht.

Mir gefällt The Rum Factory Double Cask Collection Cognac Cask außerordentlich gut. Er hat eine perfekte Balance, und ist dennoch in seinem Spannungsaufbau toll konstruiert. Eine selbst durchgeführte Zusatzmessung hat um die 10g/L ergeben – ja, man merkt etwas die Süßung, doch sie ist gelungen, nicht die natürlichen Aromen überwältigend. Das ist ingesamt sehr süffig und gefährlich einfach zu trinken. Der Charakteristik des Cognac Cask entsprechend darf er ruhig als gleichberechtigter Partner in einem Drink eingesetzt werden. Er gibt Rezepten wie dem Le Cannonier etwas Punch und Würze.

Le Canonnier N°2 Cocktail


Le Canonnier
1 oz gereifter Rum
1 oz süßer Wermut
1 oz Grand Marnier Cordon Rouge
Auf Eis shaken. Auf crushed ice servieren.

[Rezept nach Ulric Nijs]


Ich gebe zu, meine Meinung bisher zu Rums aus der Dominikanischen Republik war eher mäßig, ich hatte eigentlich nur Produkte, die übermäßig oder schlecht gesüßt waren, flach und inspiriationslos hergestellt. Das ändert sich nun mit dem The Rum Factory Double Cask Collection Cognac Cask – ich lasse mich davon überzeugen, dass das Land doch Rum kann, wenn es will. Es tut sehr gut, seine eigenen Vorurteile über Bord werfen zu können. Die Auswahl des Basisrums ist den Jungs und Mädels von The Rum Factory perfekt gelungen, und ich meine auch, dass die Cognacfassnachreifung sehr positive Effekte auf den Endgeschmack hat. Jedem, der ähnlich wie ich den Domreprum eher müde angelächelt hat, rate ich, das Experiment zu machen und diesen Rum hier auszuprobieren.

Offenlegung: Ich danke The Rum Factory für die kosten- und bedingungslose Zusendung einer Flasche dieses Rums.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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