Es ist nun Mitte April, oder, um dem Datum einen Twist zu geben, der zum hier besprochenen Thema passt: Beinahe Mai. Mai, das ist für den geneigten Bierfreund Maibock-Zeit. Um etwas Vorbereitung für die neue Bockbiersaison zu haben, grabe ich hier einen verschlampten Artikel des letzten Jahres aus, und stelle hier ein tolles regionales Bier aus Saarbrücken vor – das Bruch Maibock 2019.
Leicht opalisierend, was die strahlend sonnengoldene Farbe zum Tragen bringt. Es ist praktisch keine Perlage erkennbar, dennoch entsteht ein schöner, feiner, gemischtblasiger Schaum, der sich nach dem Eingießen auch noch einige Minuten erhält. Der Geruch hält sich, für ein nicht speziell nachgehopftes Bier nicht ungewöhnlich, in Grenzen – ein Metallton dominiert zunächst, im Untergrund findet sich sonst nur ein heller Bitterhopfenton.
So zurückhaltend der Geruch war, so voll ist der Geschmack: auch hier beginnt der Bruch Maibock 2019 mit einem Eisenton, wird ergänzt durch ein sehr elegant komponiertes Malz-Hopfen-Bild mit leichten exotischen Frucht- und Fruchtkaugumminoten. Nichts sticht wirklich hervor, allerdings muss ich das Mundgefühl explizit loben – sehr breit, voll und fett liegt das Bier im Mund. Wirksame Süße spielt toll gegen die Würze und die vorhandene Säure. Letztere sorgt für eine wunderbare Rezenz, in Kombination mit der Breite eine richtig gute Kombo. 6,8% sind typisch für ein Bockbier und kümmern sich um den Wumms.
Der Abgang ist mittellang, süßlich, sehr blumig, mit etwas Fruchtcharakter. Insgesamt hinterlässt das Bier eine sehr befriedigendes Gefühl im Mund, die Schwere und Süße wird durch Rezenz und Bittere ausgeglichen. Kurz – für mich das Bier des ersten Halbjahres 2019.
Die Brauerei hatte ein Fest veranstaltet, an dem auch eine Führung durch die Brauerei stattfand, an der ich gerne teilnahm, und oben sieht man ein paar Eindrücke der vergleichsweise übersichtlichen, aber insgesamt sehr charmanten Bruch-Örtlichkeiten in Saarbrücken. Ich hatte mir an diesem Fest auch direkt einen ganzen Kasten des dort frisch gezapft erhältlichen Maibocks gekauft und von der Brauerei bis in den Kofferraum geschleppt. Auch wenn das Flaschenbier tatsächlich nicht zu 100% mit dem Fassbier mithalten kann, freute ich mich über lange Zeit immer wieder, ein Stubbi davon zu öffnen, und musste mich zwingen, es nicht für schlechte Zeiten aufzubewahren – derartiges Bier wird letztlich doch nicht besser über die Zeit
Wie man oben sieht, konnte ich im April 2020 dann aber Nachschub besorgen. Der Maibock ’20 hat den gleichen Alkoholgehalt, ist in der gleichen Flasche abgefüllt – man merkt äußerlich keinen Unterschied. Das Bier selbst wurde leicht verändert, ist laut eigener Aussage „noch süffiger“ – kann ich bestätigen. Ich bestätige darüber hinaus für den neuen Jahrgang alles, was ich über den letztjährigen sagte, und freue mich, dieses wirklich tolle Bier nun endlich weitergenießen zu können.