Kurz und bündig – Botucal Distiller Collection N°1, N°2 und N°3

Botucal Distillery Collection Titel

Botucal, oder auch Diplomático, wie man diesen Rum aus Venezuela sonst überall in der Welt kennt, war einst der König der Rums. Er stürzte dann doch recht tief, zumindest im Ansehen von Kennern, als die Nachsüßungsvorwürfe bewiesen und Allgemeingut in der Rumwelt wurden. Heutzutage haben es Zuckerbomben immer schwerer, in Rumkreisen ernst genommen zu werden (auch wenn sie sie natürlich immer noch vorzüglich verkaufen!) – da muss gegengesteuert werden. Die Botucal Distiller Collection ist vielleicht ein Ansatz, sich durch limitierte Spezialabfüllungen wieder etwas Respekt in der Community zu erarbeiten. Gelingt es? Ich habe es mit je einem 5cl-Samples der beiden Abfüllungen dieser Serie herauszufinden versucht.

Fangen wir an mit dem Botucal Distiller Collection N°1 Single Batch Kettle Rum. Dieser Rum ist hergestellt aus „Sugar Cane Honey“, dem Marketingbegriff für Zuckerrohrsaftsirup. Er wird in einem Dampfkessel destilliert (dies ist eine Art Brennblase, bei der der Schwanenhals durch eine Kolonne ersetzt wird – man destilliert also diskontinuierlich, aber auf einen hohen Zielalkoholgehalt hin).

Botucal Distiller Collection N°1 Single Batch Kettle Rum

Farblich sehen wir ein Kupfer, entstanden zum einen aus wohl rund 4 Jahren im Ex-Bourbon-/Ex-Scotch-Fass aus amerikanischer Eiche und zum anderen aus Zuckerkulör (lobenswert, dass dies deklariert ist). Sehr beweglich im Glas, schöner Beinteppich. Der Geruch ist sehr alkoholisch und lösungsmittelig, auch nach einer Viertelstunde Offenstehzeit. Er kommt mir helltönig vor, nach Getreide und milder Zitrone; und süßlich, nach Vanille. Wirklich nicht besonders attraktiv, erinnert mich an einen Korn; es ist der typische Geruch eines leichten Kolonnenrums.

Geschmacklich nähern wir uns initial schon eher dem, was ich mir unter gutem Rum vorstelle. Man muss zwar zunächst über die eher mäßig eingebundenen 47% hinwegkommen, dann findet man eine schöne Würze, eine feine, wirksame Trockenheit und milde Gewürzaromen. Ein gutes Feuer brennt aber weiter. Der Abgang ist dann extrem kurz, extrem belanglos, ohne jedes Aroma, dafür mit andauerndem Zungenbrennen.

Ehrlich gesagt – das ist trotz einiger interessanter Ansätze mit das langweiligste, was ich seit langem im Glas hatte. Man wundert sich nicht, dass so ein Destillat in einen Blend überführt und stark gesüßt werden muss, um verkaufbar zu sein. Schauen wir mal, ob der zweite Vertreter es besser macht! Botucal Distiller Collection N° 2 Single Barbet Column Rum wird in einem Barbet-Brennapperat destilliert, das ist eine doppelte Kupferkolonne.

Botucal Distiller Collection N° 2 Single Barbet Column Rum

Destilliert im März 2013, wird er also auch wohl um die 4 Jahre gereift sein, auch hier in amerikanischer Eiche. Die Farbe ist ein kräftiges, strahlendes Kupfer. Optisch unterscheiden die beiden Rums sich kaum. Ich rieche dann Vanille, Shortbread, Apfel, und ordentlich Lack – nett, aber eher gedämpft. Da ist nicht wirklich viel, das mich zum weiteren Schnuppern reizen würde. Oberflächlich und leicht.

Im Mund ist der Botucal Distiller Collection N° 2 dann fülliger und mit mehr Charakter. Eine schöne, kräftige Süße: im Antrunk ist diese zwar schon, danach aber nicht mehr ganz unnatürlich wirkend. Vanille, Zimt und Toffee. Im Verlauf kommt eine pfeffrige Note auf, noch mehr Gewürztöne. Der Abgang ist aber sehr kurz, arm, schmal und nur nach Eisen schmeckend. Dieses hält dann etwas länger vor. Insgesamt ein weiteres Beispiel für den Stil eines modernen Column-Still-Rums (auch dieses Destillat wird auf 95% Zielalkoholgehalt hin produziert), etwas anders und sicherlich interessanter als sein sehr enttäuschender Namensbruder, aber im Endeffekt kaum spannender – es fehlt einfach massiv an Tiefe und Komplexität.

Botucal Distiller Collection N°3

Nachtrag 06.07.2020: Inzwischen hat sich auch Botucal Distiller Collection N°3 zu mir gesellen können. Hier nun meine Eindrücke zu diesem Pot-Still-Destillat, das zu ca. 80% den allseits bekannten Reserva Exclusiva ausmacht. Die Nase des No. 3 ist sehr floral, fast schon (positiv) spülmittelig, erkennbar karamellig und weißschokoladig. Aprikose,
Banane. Sehr ansprechend, der Alkoholanteil ist erkennbar, aber nicht wirklich störend, bei 47% gut eingebunden.

Im Mund beginnt der No. 3 süß und weich, erinnert mich eigentlich mehr an Weinbrand als an Rum. Auch hier sehr blumig und traubenfruchtig, leichte dunkle Fruchttöne, vanillige Fassnoten. Mild, im Verlauf ganz vorsichtig weißpfeffrig. Auch der Abgang ist vollblumig, warm und mittellang. Jasmin hängt lange nach, gefolgt von einem Eisenton.

Ein schönes Destillat, das ohne jede Mühe auch völlig ohne Zuckerung bestehen könnte, im Gegenteil, erst hier zeigt sich für mich, dass der ganze Zucker im Reserva
Exclusiva das Produkt schlechter macht, und nicht besser.

Laut eigenen Aussagen sind alle 3 Abfüllungen, im Gegensatz zum zuckrigen Flaggschiff der Firma, ungesüßt. Nachdem ich die drei Rums probiert habe, glaube ich dieser Aussage – da ist keine künstliche Süße in der Aromatik.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

2 Kommentare zu „Kurz und bündig – Botucal Distiller Collection N°1, N°2 und N°3

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