Gerne leite ich meine Baijiu-Artikel in meiner Reihe „Mit einem Krug Wein zwischen den Blumen“, die nun schon in die erstaunliche elfte Runde geht, mit ein paar Hintergrunddetails über den gerade besprochenen Klaren ein. Manchmal ist die Recherche dafür einfach, es reicht, den Namen in Kurzzeichen in eine Suchmaschine einzugeben, um entsprechende Treffer zu erhalten, die dann nur noch übersetzt werden müssen; manchmal ist sie mühselig, weil man erst verstehen muss, was einem da überhaupt präsentiert wird. Für den Mawoshan Tujiu (麻窝山土酒) muss ich nach vielen Versuchen einfach, zum ersten Mal in dieser Reihe, komplett aufgeben – ich kann einfach keine Informationen über ihn im Internet finden. Es gibt keine Firmenseite, chinesische Shops bieten ihn nicht an, selbst die Bildersuche liefert (außer meinen Bildern, die weit vorn landen) nur einen Treffer, der dann aber ins Nirvana führt.
Entsprechend halte ich die Informationen nicht zurück, sondern präsentiere in einem Absatz alles, was ausfindlich zu machen war: Der Mawoshan Tujiu ist ein Leichtaroma-Baijiu, eine Gruppe, die auch oft „Fenjiu“ genannt wird. Sie ist eigentlich hauptsächlich in Nordchina beheimatet, doch der namensgebende Mawoshan ist ein Berg innerhalb der Wumengshan-Gebirgskette, die die südlichwestlichen Provinzen Yunnan und Guizhou verbindet, und dort liegt auch die Destillerie.
Die Zeit gereifter, brauner Baijius ist zwar so langsam gekommen, aber der klassische Baijiu ist eben immer noch klar und ohne Farbe. Auch hier ist das so. Die Konsistenz ist nur minimal schwergängig, mit schön ablaufender Beinbildung am Glas.
Hat man sich einmal mit der Basisaromatik von Baijiu arrangiert, kommt einem ein Leichtaroma-Baijiu sehr angenehm vor. Der Mawoshan Tujiu legt säuerlich vor, mit Anklängen von weißem Wermut, mildem Weinessig, etwas Sojasauce, Ananas, Hefe und Getreide. Eine dezente Röstnote macht ihn würzig. Etwas Lack ist erkennbar.
Im Antrunk ist er süß, bildet hier die typischen Fermentaromen aus. Vergorener Pfirsich, Ananas, aber nicht extrem. Im Verlauf erinnert er mich an weißen Rum, mild, aber kräftig. Leichte Betäubung der Zungenfläche setzt ein. Er wird trocken und herb, behält aber einen gewissen Wermutcharakter, den ich schon gerochen habe.
Erst im Abgang könnte man die enthaltenen 53% Alkohol erkennen, selbst hier ist er aber zurückhaltend. Insgesamt ist der Abgang mittellang, im Vergleich zu anderen Baijius fast kurz. Die salzigen Würzekomponenten drängen nun nach vorn, etwas rauchiges meine ich nun zu schmecken – Zigarettenasche vielleicht. Trocken und adstringierend klingt ein wirklich recht angenehmes Geschmacksbild aus.
Das Fazit? Der Mawoshan Tujiu ist ein schöner Baijiu, gut als Einsteigerprodukt geeignet, mit ausdrucksstarker aber gleichzeitig zurückhaltender Aromatik – sehr gut für den westlichen Gaumen geeignet.
Ich empfinde Leichtaroma-Baijiu als sehr spannende, ungewöhnliche und dabei nicht übermäßig ausbrechende Cocktailzutat. Die Szene für Baijiu-Cocktails ist im Westen trotzdem sehr klein; man kennt sich untereinander. Entsprechend widmet man sich in so einer verschworenen Gemeinschaft gegenseitig auch mal einen Drink – The Yellow Emperor wurde von Ulric Nijs für Derek Sandhaus, den wir ja bereits von meiner Rezension des ultimativen Baijiu-Buches kennen, geschaffen. Man sieht erneut, dass Frucht ein gut funktionierender Gegenpart für Baijiu ist – die Verwendung einer frischen Passionsfrucht statt entsprechendem Sirup gibt dem ganzen eine schöne Komplexität.
The Yellow Emperor
1½ oz Leichtaroma-Baijiu (z.B. Mawoshan Fenjiu)
Eine halbe Maracuja
¾ oz Zitronensaft
½ oz Kirschlikör (z.B. Cherry Heering)
¼ oz Zuckersirup
Auf Eis shaken.
[Rezept adaptiert nach Ulric Nijs]
Gleich zwei Medaillenaufkleber des Concours Mondial de Bruxelles zieren die Flasche – 2016 erhielt der Mawoshan eine Gold- und 2015 eine Silbermedaille. Daneben ist die Porzellanflasche natürlich wieder, wie so oft bei Baijiu, eine Augenweide. Die sehr schwungvolle Form, das strahlend weiße Porzellan, die goldenen Applikationen (leider aus recht billigem Plastik hergestellt) – das macht was her in der Heimbar.
Offenlegung: Auch diese Flasche habe ich durch die Organisatoren von Spirits Selection by Concours Mondial de Bruxelles kostenlos erhalten. Vielen Dank erneut für die großartige Zusammenarbeit.
2 Kommentare zu „Mit einem Krug Wein zwischen den Blumen, Teil 11 – Mawoshan Tujiu (麻窝山土酒)“