Das Ganze ist mehr als die Summe der Teile – Hine Rare VSOP Cognac

Hine Rare VSOP Cognac Titel

Für eine lange Zeit hatten Blends, also die Vermischung unterschiedlicher Destillate zu einem Endprodukt, einen eher mäßigen Ruf bei Spirituosenfreunden. Ich führe das auf die Gewohnheiten des Branchenführers, des schottischen Whiskys, zurück – Single Malt war für viele immer das Maß der Dinge, ein Blended Malt (also eine Mischung verschiedener Single Malts, früher Vatted Malt genannt) oder gar ein Blended Whisky (mit Anteil von Destillaten aus ungemälztem Getreide) war ein gefühlter Qualitätsabstieg.

Nun stimmte das natürlich selbst zu Zeiten nicht, als es nicht, wie heute, ganz herausragend gute und leicht erhältliche Blends gab. Und bei anderen Spirituosengattungen, wie dem Cognac, war es eigentlich immer schon Tradition, nicht ein Einzeldestillat in die Flasche zu füllen, sondern einen Maître de chai seine schwierige Arbeit tun zu lassen, ein einmaliges, oft sehr wiedererkennbares Geschmacksprofil zu erzeugen, durch die Vermählung oder Marriage (oh, wie poetisch wir Schnapsliebhaber sind!) verschiedener gereifter Destillate. Eine Arbeit, vor der ich höchsten Respekt habe.

Beim Hine Rare VSOP haben wir entsprechend dieser Tradition einen Blend aus 25 eaux-de-vie vor uns, knapp mehr als die Hälfte der Traubenernte dafür kommt aus der Grande Champagne, der Rest aus der Petite Champagne – entsprechend findet man die Auszeichnung Fine Champagne auch auf dem Etikett, die nur für derart hergestellte Cognacs verwendet werden darf. Da der Cognac ein VSOP-Siegel trägt, muss selbst das jüngste dieser Lebenswässer mindestens 4 Jahre in einem Eichenfass gelagert worden sein.

Hine Rare VSOP Cognac Flasche

Na, wer sich nicht schon beim Betrachten der Flasche von der Farbe bezaubern lässt, dem kann ich nicht mehr helfen. Doch ach! Wie so oft gilt, dass man sich da leicht täuschen lässt. Cognac erlaubt diverse Aromenzusätze und Farbstoff. Wie meist üblich wird davon nichts auf dem Etikett erwähnt, doch da erlaubt muss man davon ausgehen, dass diese tolle Farbe dem Wundermittel E150a zuzuschreiben ist. Er liegt allerdings schön schwer im Glas, mit öliger Konsistenz und kupfernen Lichtreflexen.

Der Geruch überzeugt schon, bevor ich die Nase ins Glas halte, denn er verströmt schnell und üppig. Traubensaft, Rosinen, Papaya, leicht nussig, Vanille. Kein Ansatz von Ethanol oder Schwefel.

Im Antrunk ist der Hine Rare VSOP ölig, weich und superflauschig im Mund, den lässt man gern im Mundraum hin und her fließen. Kräftig und voluminös, dabei ohne jede Aggressivität, dicht und rund. Sehr süß, aber ohne Oberflächlichkeit, die Süße wirkt natürlich entstanden aus Rosinen, Feigen und Orangen. Insgesamt dennoch eine eher niedrige Komplexität.

Hine Rare VSOP Cognac Glas

Im Abgang ist er extrem lang, warm, nur wenig adstringierend, dafür leicht anästhesierend (40% Alkoholgehalt weist dieser Cognac auf), und ein mildes, dezentes pfeffriges Kribbeln sorgt dafür, dass er nicht langweilig wird. Rosinenaromen fliegen noch sehr lang im sauberen, klaren Nachhall mit. Leichte Dill- und Kümmelnoten beenden den Abgang.

Wer bei Cognacs nach spannenden, herausfordernden Eindrücken sucht, ist beim Hine Rare VSOP falsch. Hier wird nicht experimentiert, er ist vielmehr ein Idealtyp von weicher, schwerer Spirituose, die man schlürfen und ohne jedwede Störung im Geschmacksbild genießen kann. Die mangelnde Komplexität macht er durch seine perfekte Rundung locker wieder wett.

Zu dem nun folgenden Cocktail habe ich eine enge emotionale Beziehung. Die Bar, die mir den größten Teil dessen, was ich heute über Cocktails weiß, beigebracht hat, das ¿Qué Tal? in Saarbrücken, gibt es leider nicht mehr. Kurz vor Schließung entschlossen sich die Betreiber aber, jede Woche einen neuen Cocktail auf einer Sonderkarte anzubieten. Exotische, aufwändige und eher rar zu findende Mixturen waren da im Angebot. Darunter der Mata Hari – wer ihn einmal trinkt, verfällt ihm. Ein passender Name also für einen Cocktail. Und der Hine Rare macht sich ganz hervorragend in ihm.

Mata Hari


Mata Hari
1¼ oz Cognac (z.B. Hine Rare VSOP)
1 oz Süßer, roter Wermut (kurz mit Kardamom, Nelken, Zimt und Schwarztee infundiert)
¾ oz Zitronensaft
½ oz Zuckersirup
½ oz Granatapfelsirup
Auf Eis shaken und mit Rosenblüte servieren.
[Rezept adaptiert nach Dushan Zaric & Jason Kosmas]


Die Flasche ist ein wirklicher Blickfang, ich kann meine Augen kaum abwenden – richtig schweres, dickes Glas, schöner Schliff und Form, und mit nur wenig Etikett versehen. Selbst dieses ist dann nur sparsam bedruckt und sorgt damit dann mit dem Holzstöpsel mit dem Firmenlogo, einem liegenden Hirsch, der einen Echtkorken verbirgt, für ein insgesamt sehr wertigen Eindruck. Der Karton, in dem die Flasche geliefert wird, ist in dunklem Bronzeton ähnlich zurückhaltend gestaltet.

Hine Rare VSOP Cognac Karton und DetailsDamit kann man wirklich beeindrucken, wenn man ein Geschenk für einen Spirituosenfreund sucht – und auch bei Leuten, die sonst nicht viel Schnaps trinken, wird dieser Cognac ganz sicher nicht lange herumstehen.

Offenlegung: Ich danke baroleo.de für die Kooperation bei diesem Artikel und für die Zusendung einer Flasche dieses Cognacs.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

3 Kommentare zu „Das Ganze ist mehr als die Summe der Teile – Hine Rare VSOP Cognac

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