Pfefferminz ist ein beliebtes Aroma in Kaugummis, Zahnpasta, Brusteinreibemitteln bei Erkältung und Mundwasser. Es erfrischt den Atem, belebt und befreit. Liegt es daran, dass wir dieses Minzgefühl so sehr mit Hygiene identifizieren, dass viele den Geschmack von Minze im Essen und Trinken dann nicht mehr ganz so schätzen? Dass ein unglaublich leckeres Gericht wie Wildschwein in Minzsoße zu einem running gag in einem Comic degradiert ist?
Pfefferminzlikör gibt es dennoch in verschiedenen Ausprägungen. Vom giftgrün gefärbten und transparenten Crème de Menthe bis hin zum dunkelbraunen italienischen Amaro, der neben anderen Zutaten auch einen guten Minzbums aufweisen kann: dem Cousin des als Digestif sehr beliebten Fernet Branca, dem Branca Menta.
Farblich sehen wir ein tiefes Rostbraun im Glas, mit rötlichen Reflexen. Die hohe Viskosität lässt beim Schwenken keine „Beine“, sondern mehr eine schlierige Fläche zurück. Zunächst ist der typische Kräutergeruch eines italienischen Amaro im Vordergrund. Orange und Nelken bestimmen das Geruchsbild. Nur ein Hauch von Pfefferminz, mehr ein erfrischendes Gefühl als ein echter Geruchseindruck, ist vorhanden.
Im Mund dann ganz anders. Die mentholige Minze lässt einen erstmal überrascht nach Luft holen. Ganz klar dominiert sie alles andere, und drängt die anderen Kräuter des Amaro in den Hintergrund. Auch die leichte Schärfe, die man von Minze erwartet, fehlt nicht. Eine äußerst starke Süße ist der zweite Haupteindruck, klebrig, dicht, der Branca Menta ist mir pur getrunken dann auch fast schon etwas zu süß. Die Bitterkeit, die ein Amaro schon im Namen trägt (amaro ist das italienische Wort für bitter), und die auch deutlich vorhanden ist, wird durch diese Süße ausgeglichen.
Am Ende bleibt nach ein paar Schlucken ein erfrischtes Mundgefühl fast wie nach dem Zähneputzen zurück, das doch sehr lange anhält, zusammen mit der Bitterkeit, die durch den ganzen Zucker im Likör leider aber dann ebenso lang am Gaumen klebt. Genau diese interessante geschmackliche Aufspannung von frisch-hell nach süß-dunkel macht den Branca Menta jedoch so spannend.
Die Eigenschaften des Branca Menta sind verblüffend, und ähnlich faszinierend wirken sie dann auch in einem Cocktail. Man muss vorsichtig dosieren, denn schnell reißt der Minzamaro alles an sich – bereits eine Viertelunze, wie beim Tiger Balm #2, sorgt dafür, dass eine tiefe, dunkle Minzigkeit den Drink durchdringt und ihn in Kombination mit der Fruchtigkeit der Maracuja wirklich unwiderstehlich macht.
Tiger Balm #2
1½ oz ungereifter Rum (z.B. Brugal Titanium)
¾ oz Limettensaft
¾ oz Maracuja-Sirup
¼ oz Branca Menta
Auf Eis shaken.
[Rezept nach unbekannt]
Ich empfehle Branca Menta als einen Digestif nach dem Essen. Der überraschende, kühlende Erfrischungseffekt ist es wert. Aber auch die Superkräfte dieses Amaros in Cocktails, die durch kaum etwas anderes zu reproduzieren sind, machen ihn für die Heimbar unverzichtbar. Letztlich wird die 700ml-Flasche, zu erwerben für rund 12€, aber auch ewig halten (mehr als ein winziges Gläschen davon kann man kaum am Stück trinken), daher ist der Kauf auch als langfristige Investition in minzsüße Spitzenqualität zu sehen.
3 Kommentare zu „Nur noch ein Minztröpfchen… Branca Menta“