Die Farbe ist sehr blond, fast klar; der Geruch fruchtig und süß, mit Honignoten, und ganz typischen Wermutgewürzen. Der Geschmack ist trotz der Süße dann sehr trocken, es staubt fast im Mund, dabei Anklänge von Kräutern und Gemüse, deutlich säuerlich, und hinterlässt dann aber ein warmes Gefühl am Gaumen – viel Speichelfluss folgt, um die Trockenheit auszugleichen. Im Vergleich zum Hauptkonkurrenten, Martini Extra Dry, hat der Noilly Prat etwas mehr Körper und Volumen, ist meiner Meinung nach aber nicht so exorbitant viel besser, wie manche Gourmet-Seiten ihn machen – ich hatte eine Geschmacksexplosion erwartet. Das ist aber schon allein aufgrund der Wunschstruktur eines Wermuts, der immer eher zurückhaltend, leicht und fein sein sollte, und sich nicht mit Aromen in den Vordergrund drängen darf, auch gar nicht möglich.
T.S. Eliot benannte seine Katze nach diesem Getränk – wahrscheinlich nach einigen Gläsern des Wermuts, dessen Stil man wahlweise als französisch, trocken oder weiß bezeichnen kann. Besonders in Cocktailrezepten werden diese Begriffe gern wild durcheinander verwendet, in Abgrenzung zum italienischen, süßen, roten Stil.
Cocktailzutat ist dann wohl neben Kochzutat das Haupteinsatzgebiet eines Wermuts, denn pur kann man ihn zwar trinken, doch finde ich den Wermutgeschmack allein etwas langweilig. Dass es dann trotzdem nicht viel braucht, um diesen Wermut auch in einem Cocktail glänzen zu lassen, zeigt der leichte, extra-trockene, fruchtige Bamboo Cocktail.
Bamboo Cocktail
1½ oz Noilly Prat
1½ oz Fino Sherry (z.B. von Sandeman)
2 Spritzer Pfirsichbitter
Eine wirklich edle Flasche im Retro-Stil präsentiert den Wermut in einer passenden Form und lässt ihn herrlich grün strahlen.
Stellen Sie ihn kühl, am besten im Kühlschrank und versiegelt durch ein Weinpumpen-Vakuum, denn Wermut verdirbt relativ schnell für eine Spirituose; nach ein paar Monaten verliert ein geöffneter Wermut einen Großteil seiner Aromen (mein Martini Extra Dry sammelte dann sogar Schimmel). Daher, wenn Sie ihn nur eher selten brauchen, kaufen Sie lieber eine Dreiviertelliterflasche oder noch kleiner, und lassen die ebenfalls erhältliche Literflasche im Regal.
Ein Kommentar zu “T.C. Eliot hatte Geschmack – Noilly Prat Vermouth”