Ich hielt das Licorne Black, das schwarze Einhorn, das ich in Saarbrücker Kneipen immer eigentlich ganz gern getrunken habe, für ein belgisches Bier, bis ich eine Flasche davon erwarb und feststellte: es kommt aus dem Elsass. Das soll dem Genuss natürlich keinen Abbruch tun, auch wenn die Franzosen nicht gerade berühmt für ihre Bierkultur sind.
Insgesamt hat man einen dunklen Eindruck – die Flasche ist dunkelbraun, das Etikett großteils schwarz, das Bier selbst tiefbraun, geht fast ins rötliche. Man könnte an ein Stout denken, doch die Konsistenz des Schaums ist grobperliger, das Bier selbst erkennbar kohlensäurehaltiger und, wenn man ein bisschen Licht hinters Glas legt, klar durchsichtiger.
Sowohl geruchlich als auch geschmacklich ist das Licorne Black dann auch ganz eindeutig kein Stout, sondern ein Schwarzbier. Sehr süß und leicht fruchtig, eine minimale Säure, etwas, aber nur etwas malzig, und erinnert eher an ein Vollbier als an das angloamerikanische Urgewächs. Es trinkt sich erfrischend, wenn auch eher etwas zu leicht und körperlos – ruckzuck fließt es durch Mund und Rachen, man merkt später kaum, dass was da war. Für manche ist das vielleicht ein Qualitätskriterium: Wer auf leichte, fast schon dünne Biere steht, wird hier zufriedengestellt, und das, obwohl sowohl Zucker als auch Aromastoffe beigesetzt sind, und das Bier üppige 6% Alkoholgehalt hat.
Irgendwie schmeckt es mir frischgezapft im Schnokeloch in Saarbrücken besser als aus der Flasche. Wahrscheinlich werde ich meinen Konsum dieses elsässischen Biers in Zukunft auch auf Kneipenbesuche beschränken. Wenn überhaupt.
Auf Pilstemperatur gezapft mag das stimmen mit der etwas körperlosen Struktur. Gib ihm etwa 12 Grad Celsius und das Bier hat Körper, wie es sein sollte.
Wer ein solches Bier aus der Zapfanlage serviert, sollte die Kühltemperatur in der Zapfung im Auge halten. Oft läuft daneben aus dem Hahn kaltes 7-8 Grad Celsius Pils.
Oft sind es Kleinigkeiten, die die wahre Natur einer Sache zum Vorschein bringen.
Bitte keine Kritik schreiben, dass der Schottische Islay Single Malt, Single Cask, 40 Jahre alt mit viel Eis serviert sehr schwach und ohne Komplexität rüberkommt.
Anbei zur Orientierung die gängigsten Trinktemperaturen verschiedener Biere.
Licorne Black würde ich von der Art der Geschmacksentfaltung etwa bei Porter, Stout oder Strong Ale sehen. Wer das ignoriert bekommt – zumindest geschmacklich – fürs Geld immer nur ein „halbes“ Bier.Zum Wohl!
Biersorte
Passende Trinktemperatur
Alkoholfreies 4-6°C
Alt 7-9°C
Ales allgemein 8-12°C
Belgisches Tripel 8-10°C
Belgisches Dubbel 11°C
Belgische Starkbiere 12-14°C
Bock 9°C
Doppelbock 9°C
Dunkles 8-9°C
Eisbock 9-11°C
Export 7°C
Festbier 7°C
Märzen 7-9°C
Kellerbier/Zwickelbier 7°C
Kristallweizen 7°C
Leichtbier 5-6°C
Hefeweizen dunkel 8-9°C
Hefeweizen 7-9°C
Kölsch 7°C
Lager/Helles 5-7°C
Schwarzbier 6-8°C
Pils 7-8°C
Geuze 4-6°C
Porter 12-13°C
Rauchbier 11°C
Stout 12-13°C
Strong Ale 12-13°C
IPA 8-10°C
Red Ale 10-12°C
Weizenbock 9°C
Pale Ale 7-9°C
Barley Wine 10-13°C
Danke für den Kommentar und die schöne Liste mit Trinktemperaturen. Bei einem gezuckerten, aromatisierten, gefärbten Industriebier wie dem Licorne mache ich mir aber die Mühe nicht – das hebe ich mir für hochwertige Biere auf, wo es sich auch lohnt.
Da muss ich Dir wiederum voll zustimmen und klarstellen, ein Bier mit Chemie – Ammoniak und dergleichen – geht bei mir gar nicht, weswegen ich sicherlich kein ausgewiesener Licorne Black Fan bin oder werden möchte.
Meine Verkostungsempfehlung hinsichtlich der Serviertemperatur richtete sich sozusagen an die Licorne Fans, die es trotzdem mögen.
Andererseits denke ich, wenn’s z.B. zu später Stunde nichts anderes mehr an Trinkbarem gibt, „frisst der Teufel bekanntlich auch mal Fliegen“.
Aber soweit ist es bei unserem alltäglichen Bierangebot – Gott sei Dank – noch nicht.