Bier am Freitag – Szent András Magyar Vándor, Monarchista und Laza Morál

Szent András Magyar Vándor, Monarchista und Laza Morál Titel

Vom letzten Ungarntrip habe ich natürlich ein paar Flaschen Pálinka mitgebracht, das stand außer Frage. Ich habe dort auch immer gern Bier getrunken, das klassische Dreher Gold, Soproni und Arany Aszok waren schon früher immer gern gesehene Essensbegleiter in Budapest. Doch nun fand ich auf den Speisekarten, den Kneipen und in den Supermärkten plötzlich soviele andere Biersorten, die mir trotz meiner vielen Aufenthalte dort völlig unbekannt waren, und so wurden diese ausgiebig probiert und mitgenommen. Stellvertretend dafür stelle ich heute drei Sorten der 30 Jahre alten, 2014 modernisierten Brauerei Szent András Sörfőzde vor: Szent András Magyar Vándor, Monarchista und Laza Morál.

Szent András Magyar Vándor, Monarchista und Laza Morál

Die erste der Flaschen, die wir nun öffnen, ist das Szent András Magyar Vándor, übersetzt „ungarischer Wanderer“, was wahrscheinlich auf den Hybridstil aus Lager und Ale hinweisen soll. Diverse Hopfensorten (Citra, Cascade, Aurora und Mittelfrüh) und Pilsner und Münchner Malz werden sowohl unter- als auch obergärig fermentiert. 5,6% Alkoholgehalt und 35 IBU sprechen eine deutliche Sprache.

Szent András Magyar Vándor

Klar, aber nicht kristalldurchsichtig, leicht opalisierend, mit heller Kupferfarbe. Leichte Perlage sieht man dazu, die die schmale Schaumschicht füttert, bestehend aus feinsten Bläschen. Die Nase geht mehr ins Ale als ins Lager, klar hopfendominiert, dabei aber mit erkennbarer Getreidigkeit. Fruchtmarmelade, Apfelkompott, reife Pflaumen – das ergänzt sich insgesamt zu einer sehr schwerfruchtigen, süßen Angelegenheit mit viel Charme, unkompliziert, nicht kratzig, sehr gefällig. Direkt setzt sich das im Mund fort, auch hier bleibt initial schöne Süßfrucht vorhanden, ordentliche Ale-Cremigkeit belegt den Gaumen, ein bisschen Hopfenbittere gleicht das alles aus. Im Verlauf drängt der Lagercharakter das Ale dann immer stärker nach hinten, Malzigkeit kommt stärker voran, Getreide und Bittere erzeugen eine leichtere, hellere Textur und ein frischeres Geschmacksbild. Der Abgang ist dann ausschließlich Lager, klar, sauber, leicht floral.

Sehr schön gemacht, gerade diese Hybridstellung ist klar sensorisch nachvollziehbar: das Beste aus zwei Welten. Aber zügig und kühl trinken, sonst wird es am Ende etwas schal.


Ein „Imperial Pilsner“ hatte ich, ehrlich gesagt, noch gar nie zuvor im Glas, umso gespannter bin ich dementsprechend auf das Szent András Monarchista, der imperiale Zusatz bezieht sich sicher auf den hohen Alkoholgehalt von 7% und die für ein Pils üppigen 30 IBU. Eine schöne, namensgebende Austrohungarische-Monarchie-Malzkombi hat man sich da ausgesucht, Pilsner, Wiener, Münchner, dazu noch Karamellmalz. Mit Spalter Select, Aurora und Magnum spart man auch nicht bei den Hopfensorten.

Szent András Monarchista

Der Schaum ist nach dem Eingießen sehr beeindruckend dick, und besteht nur aus feinsten Bläschen, richtig fluffig ist das. Nach ein paar Minuten ist noch ein fingerdicker Rest übrig, der weiterhin cremig das opalisierende Kupfer bedeckt. Bedeutend unauffälliger als dieser knallige optische Eindruck ist der Geruch, da muss man schon etwas Fantasie aufbringen, um wirklich aussagekräftiges zu finden. Etwas getreidiges Malz, etwas Bitterhopfen, nun, bei einem Pils suche ich in der Regel auch nicht oft nach einer expressiven Nase. Die Textur dagegen weiß genauso zu überzeugen wie der Anblick, das ist cremig, dicht, voll und schwer, fast schon kauig. Die Süßsauerbalance ist perfekt, ein Tick Salz ist da, zusammen mit den schweren Getreidenoten. Dabei sind keine unerwarteten Aspekte vorhanden, das trinkt sich klar und sauber, wie man es von einem Pils erwartet, die 30 IBU sind wunderbar eingebunden, wie auch der Alkoholgehalt. Der Abgang ist klar, kurz und knackig, mit leichter Astringenz endet das Bier zügig.

Das ist wirklich großartig, ein Bier, bei dem ich mir dringend noch ein paar Flaschen organisieren muss. Toll gemacht, stilistisch sicher, und mit viel Kraft und Verve. Eine der Entdeckungen, was ungarisches Bier angeht!


Zu guter letzt lassen wir jegliche Zwänge sausen und wenden uns dem Szent András Laza Morál zu. „Lockere Moral“ nennen die Brauer dieses leicht eingebraute Session IPA mit 4,6% Alkoholgehalt, auf Basis von Pale- und Münchner-Malzen sowie Citra- und Simcoe-Hopfen.

Szent András Laza Morál

Optisch spricht es mit einem leuchten, nur leicht trüben Kupferton zu uns, über die erkennbare Perlage speist sich dünner Schaum. Natürlich dominieren in der Nase sofort die zitruszestigen Hopfennoten, initial durchaus kantig und zwickend, erst aufs zweite Schnuppern hin mit fruchtmarmeladigen Seiten. Grapefruitzeste und Traubengelee ringen etwas miteinander, Litschi und Mango liefern Subtext. Die Textur weiß im Antrunk schonmal zu überzeugen, voll und cremig, aber ohne richtig kauig zu werden, mit guter Karbonisierung für die Auflockerung. Dann schlagen aber direkt die Hopfen zu, und zwar richtig prickelnd und im Verlauf sogar kräftig anästhesierend und kalt, da fehlt mir etwas die Basis, auf die soetwas besser aufbauen könnte, sowohl vom Alkoholgehalt als auch vom Malz – die Säure in diesem Bier ist zu stark geworden. 35 IBU spürt man sehr deutlich. Gegen Ende erwartet einen eine unerwartete Kaffeepulvernote, so einen Twist finde ich dann wiederum sehr spannend.

Session IPAs sind nicht so richtig mein Ding, glaube ich, für kräftige Bittere braucht man einfach kräftigen Körper, sonst kratzt es, und beim Laza Morál ist das dann sogar einigermaßen gelöst worden. Dennoch nichts, was ich öfters brauche, zu sauer, zu hopfenfrech für den leichten Körper für meinen Geschmack.


Ich erinnere mich an meine früheren Besuche in Ungarn, und vor beispielsweise 10 Jahren war Craftbier dort überhaupt kein Thema. Es ist schön zu sehen, dass sich auch dort viel bewegt, wie schon zu Beginn gesagt, in verschiedenen Läden habe ich Dutzende von lokalen Marken gesehen, sowohl von Neugründungen als auch von traditionellen Brauereien. Ungarn als Bierland muss man als Fan heute durchaus auf die Landkarte nehmen!

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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