Armagnac am Freitag – Jean-Luc Pasquet Cognac Grande Champagne Lot 84 for The Bottle Shop

Jean-Luc Pasquet Cognac Grande Champagne Lot 84 for The Bottle Shop Titel

Es gibt ja die Kenner, die einzelne Spirituosen so gut kennen, dass sie unterschiedliche Jahrgänge untereinander vergleichen – da bekommt man dann hin und wieder Aussagen wie „du hast Jahrgang 54 probiert? Jahrgang 55 ist aber so viel besser!“ Ich bin nicht der Typ, der sich so allzu gern äußert, das klingt manchmal etwas patronisierend, ich versuche, jede Spirituose für sich zu betrachten statt im Kontrast zu anderen. Stefan Glück von der Old Fashioned Bar in Heilbronn hat mich nun dazu gebracht, einen solchen Vergleich zumindest indirekt zu machen, indem er mir ein Sample des Jean-Luc Pasquet Cognac Grande Champagne Lot 84 for The Bottle Shop zukommen ließ. Vor einer Weile hatte ich ja bereits den Jean-Luc Pasquet Lot 79 und auch den Pasquet Lot 68-72 besprochen – dennoch will ich auch hier keine Kontrastreview machen, sondern die Heilbronner Abfüllung für sich sprechen lassen. Abgefüllt ist sie als Single Cask in Fassstärke mit 53,4% und limitiert auf 258 Flaschen.

Jean-Luc Pasquet Cognac Grande Champagne Lot 84 for The Bottle Shop

Kupfer, Terracotta, so in diesem Bereich schätze ich die Farbe dieses Cognacs ein. Eine strahlende, kräftige, lebendige Farbe, mit vielen orangenen und teils sogar weißen Lichtreflexen, die auch beim Schwenken für ein paar Sekundenbruchteile an der Glaswand haften bleibt. Durch die Viskosität läuft alles dann nur langsam von dort ab.

Man bekommt Lust, die Nase ins Glas zu halten, und wird dort dann nicht enttäuscht: sehr viel Frucht erwartet einen da, so in der Mitte zwischen noch recht frischen Rosinen und überreifen Trauben frisch vom Rebstock. Passend zur Farbe ist auch im Duft viel Lebendigkeit und Jugendlichkeit drin, hellklingend und leicht, aber ohne jede Frechheit oder Kante, die bei jüngeren Bränden dann oft auch mitschwingt. Gleichzeitig ist aber trotz der 39 Jahre keine Überalterung erkennbar, die Fässer haben viel Vanille, Honig und süße Zuckerwatte mitgegeben, aber keine harten Tannine oder Holzigkeit.

Am Gaumen spürt man dann, nachdem die initiale Freundlichkeitsoffensive leicht abgeklungen ist, das Alter doch – hier ist Trockenheit und Holzeinfluss klarer. Das fällt deutlicher auf, weil zu Beginn eine fruchtige Süße den Antrunk definiert, mit Ideen von Aprikosen und Birne. Der Wechsel ist dabei rund und nicht abrupt, ein bisschen Feuer blitzt dabei auf, das aber fast so schnell, wie es kommt, wieder abklingt und Platz für eine klare Aromatik macht. Im Abgang wird der Cognac gewürzig, Kardamom, Sternanis, Zimt – das geht fast in die Weihnachtsbäckerei über, bleibt dabei aber sehr frisch, mit Anklängen von Anis und Süßholz, die diese beinahe minzige Frische sogar noch betonen. Danach klingt er ganz langsam mit Impressionen von Zuckerrohr und mildbitterem Malz aus.

Dieser 84er Jean-Luc Pasquet trinkt sich sehr erwachsen, dabei unkompliziert – hier gehen Komplexität und Trinkigkeit sehr fein ineinander über. Kein Schmeichler, kein Prügler, einfach ein toll gemachter Cognac mit viel Charme für den Genießer, der zu schätzen weiß, wie schwierig es ist, diesen schmalen Grat ohne Taumeln beschreiten zu können.

Offenlegung: Ich danke The Bottle Shop für die kosten- und bedingungslose Zusendung dieses Samples.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..