Bier am Freitag – Fuller’s Imperial Stout Limited Edition

Fuller’s Imperial Stout Limited Edition Titel

„Best before end 2023“ steht auf dem Etikett des Fuller’s Imperial Stout Limited Edition, das schon seit Urzeiten bei mir auf dem Regal stand, und das ich deswegen beinahe vergessen hätte. Zum Glück habe ich neulich eine Art Inventur dieser Biere, die ich lange lagere, gemacht und es noch rechtzeitig entdeckt. Fuller sagt, dass man 10 Jahre Haltbarkeit plant, also gehört meine Flasche zu denen, die 2013 gebraut und abgefüllt wurden, und da eine Flaschenreifung vorgesehen ist, ist der Zeitpunkt nun wohl ideal, das Bier einfach aufzumachen. 10,7% Alkoholgehalt sind schon ordentlich, aber nicht ungewöhnlich für ein Imperial Stout, dass Centennial als Hopfen genutzt wird, auch nicht, aber eine Aromatisierung mit Rosenblüten dagegen schon! Ich bin gespannt, wie sich sowas äußert.

Fuller's Imperial Stout Limited Edition Glas

Farblich ist das ein tiefstdunkles Ebenholz, mit leicht rubinroten Reflexen an den Rändern. Keinerlei Durchsicht ist möglich, das ist eine völlig blickdichte Wand, auf die man da schaut, selbst bei Gegenlicht. Ganz kurz entsteht eine Schaumfläche beim Eingießen, die ist wenige Sekunden später völlig verschwunden und lässt nur einen dünnen Faden cremafarbigen Schaum an der Glaswand zurück. Dreht man das Glas, bilden sich kleine Schaumfleckchen am Glas, mit einer braunen Unterlage.

Die Nase ist intensiv, sehr rostig-metallisch zunächst, was dann schnell von dichten Röstnoten eingeholt wird. Leicht speckig, deutlich rauchig, wie eine Räucherkammer, die eine Weile zum Lüften aufstand. Kohle, verbranntes Karamell, Rauchfleisch – die Richtung, in die das geht, wird wohl klar. Dabei findet sich eine leichte Orangenzestigkeit, die das etwas aufhellt, und eine gewisse Frische dazugibt.

Die Textur ist fett, schwer, dramatisch dicht, ohne pappig zu werden. Die tiefe, dunkle Süße kombiniert sich mit schwarzröstigen Aromen. Im Verlauf entsteht die harte Bittere, die für den Stil typisch ist, baut sich auf, nimmt ab da nicht mehr ab, bis sie erst im Abgang die Zunge langsam loslässt. Feigen und Pflaumen, fast schon Melasse, eine dunkle Fruchtnote kommt dazu, und auch auf der Zunge nimmt man ätherische Zestenastringenz wahr. Raddicchio mit Balsamicodressing assoziiere ich, deutliche Salzigkeit, kräftige Säure, sogar etwas Sojasaucenumami. Der Abgang ist lang, weiterhin von Bittere und Süße geprägt, Kohle und Rosenblüte (zuguterletzt!) konkurrieren hier um die letzten Noten des Nachhalls.

Ein charaktervolles, schweres, vielgestaltiges Bier, dabei aber nicht wild oder ausufernd, sondern immer noch britisch kontrolliert, seine Wucht ist etwas gezähmt und im Rahmen gehalten, vielleicht durch die lange Lagerung. Wunderbar gemacht, nichts für Zwischendurch, sondern für den langen, kontemplativen Genuss am Sonntagmittag: so etwas trinkt man eher wie eine Flasche Wein als ein Bier aus dem Kasten. Bierkunst!

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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