Bier am Freitag – La Goudale Bière Blonde à la Ancienne und La G de Goudale Bière Grand Cru Rhum Finish

La Goudale Bière Blonde à la Ancienne und La G de Goudale Rhum Finish Titel

Im Hochmittelalter waren England und Frankreich eng verbunden. Normannische Invasoren, das angevinische Reich der Plantagenets, der Hundertjährige Krieg, die Beziehung war nicht immer ganz freundlich geartet und mündete dann in eine lange Rivalität, die bis heute andauert, zum Glück nur noch auf der humoristischen und nicht mehr der kriegsführenden Ebene. Sprachlich hat sich das so geäußert, dass Englisch extrem viele Lehnwörter und -konstrukte aus dem Französischen übernommen hat, das wiederum sich aus seiner fränkisch-germanischen Wurzel bediente. So erklärt sich der Name des Biers, das ich heute vorstelle – im 14. Jahrhundert war es üblich, gutes Bier als „Goudale“ oder „Goudalle“ (die Verwandschaft zum modernen „good ale“ ist unverkennbar!) zu bezeichnen; und „le goudalier“ war der Bierhändler. Die Brasserie Goudale in Arques nahe des Ärmelkanals bezieht sich darauf, wenn es seine Brauprodukte La Goudale Bière Blonde à la Ancienne und La G de Goudale Bière Grand Cru Rhum Finish tauft.

La Goudale Bière Blonde à la Ancienne und La G de Goudale Rhum Finish

Flandrischer Hopfen und obergärig arbeitende Hefe sowie 7,2% Alkoholgehalt sind die Eckdaten des La Goudale Bière Blonde à la Ancienne. „Blond“ passt, auch wenn es schon ein leichtes Dunkelblond ist. Kristallklar, man sieht ganz leicht Perlage aufsteigen. Der Schaum ist zunächst sehr dick, bleibt dann aber auch lange erhalten und steht schön auch einige Minuten nach dem Einschenken als Blume auf dem Bier. Die Nase ist dezent, eine Mischung aus Blumigkeit und Hopfenfrucht, beides aber zart. Darunter findet man etwas Gerstenwürze, insgesamt drängt sich hier nichts auf, aber es stößt mich auch keineswegs ab – das gefällt in seiner zurückhaltenden, aber wirksamen Art schon.

La Goudale Bière Blonde à la Ancienne

Im Mund fällt dann erstmal die fettcremige Textur auf, zusammen mit einer sauberen Grundsüße liegt das Bier sehr flauschig am Gaumen. Mittlere Rezenz wirkt dagegen, nicht superfrisch, aber doch mit leisem Kitzeln und mildherber Kante im Verlauf, so dass das Bier nicht zu bequem und gemütlich wird. Schöne Hopfenaromen, eher blumig als tropenfruchtig, gehen mit den Getreidetönen zusammen und bilden ein attraktives Gesamtbild.

Der Abgang ist mittellang, die Floralität kommt dann immer stärker zum Vorschein, die Karbonisierung sorgt für Aufstoßpotenzial, und es bleibt ein sehr angenehmes Gefühl von süßer Frische zurück. Sehr hübsch gemacht, handwerklich ohne Mängel, mit einem klaren Stil. Die Franzosen können also doch Bier!


Da ist man direkt aufgeschlossen, wenn ein Brauer mit derartigem Vorschuss auch ein Bier mit einer ungewöhnlichen Veredlung anbietet. La G de Goudale Bière Grand Cru Rhum Finish hat eine lange Zutatenliste, die dem RHG-Fanatiker die Tränen in die Augen treibt, mir aber aufgrund der obigen Erfahrung eher Freudenspannung verursacht: Gerste, Hopfen, Weizen, Reis, Zucker, Glucosesirup, Eichenholzchips, Koriander und Orangenschale. 25% der erwähnten Holzchips sind für 30 Tage in Martinique-Rum eingelegt.

La G de Goudale Rhum Finish

Kristallklar, mit einer Bernsteinfärbung, die fast ins Hennarot übergeht. Man sieht sehr hübsch die Perlage, der Schaum ist sehr attraktiv gemischtblasig, vom feinsten Schäumchen zur großen Blubber, beides in der Blume vereint. Optisch sehr ansprechend. Die Nase ist dafür recht zurückhaltend, man riecht etwas Malz, etwas Gerste, ein Anflug von Bitterhopfenaromen. Der Rum scheint nur minimalst im Geruch durch, wenn ich es nicht wüsste, würde ich nicht darauf tippen. Eher schon riecht man etwas Holz, etwas Rauch, aber beides auch nur sehr dezent.

Im Mund kommen plötzlich viele Aromen auf, die man so gar nicht erwartet hätte. Erstmal wirkt es sehr süß, ein bisschen pappig fast schon, dann taucht der Rum ganz vorsichtig auf. Sehr viel deutlicher drängt sich dann aber der Koriander auf, sehr viel mehr, als zum Beispiel in einem typischen Witbier, und die Bittere und freche Frucht von Orangenschale. Gegen Ende wird das Bier dann doch etwas trockener, herber, mit Gewürznoten in Richtung Nelke, bleibt aber vom Grundcharakter eigentlich süß. Die Textur ist cremig, die Rezenz eher mäßig, die 7,9% Alkoholgehalt fallen nicht auf. Interessant, sehr ungewöhnlich, und gar nicht schlecht durch diese ungewöhnliche Kräuter-Rum-Würze. Manchem wird es zu süß sein, für mich und für hin und wieder wird das sicherlich seinen Platz in meinem Kühlschrank finden.


Zwei Biere, sehr unterschiedlich, beide haben mir auf ihre eigene Art sehr gefallen. Nach vielen Reinfällen, was französisches Bier angeht, hier nun zwei Volltreffer, die mich darin bestätigen, dass meine Suche in Frankreich nicht umsonst ist.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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