Eine wilde Geschichte hat sich da im Saarland um eine Brauerei entwickelt. Zuerst gab es da einen Gastrokritiker, der sich (zu Recht, meines Erachtens) über den Namen eines der Biere beschwerte, und dann in einen Rechtsstreit diesbezüglich verwickelt wurde, weil er sich dabei selbst im Ton vergriff. Danach wurde ein Bier gebraut, das im billigsten Kleinkinder-Revanchismus den Kritiker selbst karikierte. Und zu guter letzt schließt die Brauerei ohne Ankündigung, lässt Vertragspartner auf Gutscheinen und ähnlichem sitzen. Was soll man dazu sagen. Ich hatte die Biere des B(r)auhof Saar vor ein paar Jahren schon probiert, und wieder mal verschlafen, den Artikel hier zum rechten Zeitpunkt zu veröffentlichen – nun legen die Umstände fest, dass wir hier über ein missglücktes Experiment reden, im Nachhinein. Und ich nehme vorweg, dass völlig unabhängig von der sehr unglücklichen Kommunikationsart der Brauerei wir auch nicht viel vermissen werden in Zukunft, was Bier aus dem Saarland angeht.

Trinken wir uns einfach durch einen Großteil des Sortiments, das es damals gab. Our Hell’s ist ein helles Lagerbier, untergärig gebraut und 6 Wochen gereift, mit 4,8% Alkoholgehalt und 30 BUs. Spalter Select & Saazer dienen als Hopfenbeigaben.

Sehr attraktiv opalisierend, leuchtendes Gelbgold. Natutrüb mit feinen Partikeln, die sich quer zur Perlage bewegen. Gemischtblasiger, kurzlebiger Schaum. Malzig und hefig im Geruch, aber zurückhaltend. Leichte Frucht, aber auch das dezent. Insgesamt riecht man nicht wirklich viel, insbesondere, bei der empfohlenen Trinktemperatur von 7°C. Sehr cremig und dicht im Antrunk, das ist fast schon wie aufgeschäumt. Aromatisch bleibt es ähnlich wie die Nase angekündigt hat, eher arm. Rezent ist es auch nicht besonders, wirkt eher schon schal beim ersten Schluck, ein wackliges Süße-Säure-Verhältnis sorgt darüberhinaus für Kopfschütteln meinerseits. Der Abgang weist eine bittere Säure auf, mit betäubendem Effekt wie Grapefruitschale. Abgesehen davon ist er eher kurz.
Ein sehr unrundes, unausgereiftes Bier, das mich ganz und gar nicht vom Hocker haut. Ich weiß nicht, wo es hin will – es dient kaum als Erfrischer, als Genussbier schon gar nicht.
Grundsätzlich mag ich Experimente mit natürlichen Zutaten sehr, darum bin ich so etwas wie dem Wheat Pale Ale Hot Pepper sehr aufgeschlossen. Kampot-Pfeffer als Zutat klingt gut! Ansonsten haben wir 5,3% Alkoholgehalt, eine obergärige Brauart, und Gold Frankfurt 2918 sowie Mandarina Bavaria als Hopfen, die für 35 BUs sorgen.

Naturtrüb, ohne Schwebepartikel. Mittlere Perlage, dünner Schaum. Blasse, strohgoldene Farbe. Sehr hefig im Geruch, brotig, vielleicht eine feine Fruchtnote in Richtung Zitrus. Sehr dick und voll im Antrunk, da ist der Mund voll. Schöne Süß-Säure-Balance. Aromatisch spannend – das ist nicht besonders hopfig, mehr hefig, teigig, mit einem Hauch von Pikanz. Eine leichte Süßholzaromatik wertet das Erlebnis auf. Trocken und hell, mir fehlt etwas der Körper. Der Abgang ist minzig, kühl, kurz, mit einem schwer definierbaren Zusatzaroma – das könnte der Pfeffer sein.
Das ist interessant, aber auch bei diesem Bier ist die Säure am Ende zu stark und betäubt die Zungenspitze. Jedenfalls eines der Brauhof-Biere, die ich mir merke.
Die dritte Flasche ist das Hops Thing Citra Ale. Kurz vorab wieder die Fakten: Obergärig, 5,1% Alkoholgehalt, Single Hops Citra, 35 BU.

Wie bei scheinbar allen Brauhof-Bieren muss man die gesamte Flasche einschenken, hier ist besonders viel Satz am Boden, der für die starke Trübung sorgt – inklusive größerer Brocken Satz. Blickdicht, dabei eine schöne Eigelbfarbe, mit sehr feinem, dichten Schaum. Geruchlich kommt der Citra-Hopfen sehr schön durch. Da ist viel bittere Zitrus, Grapefruitschale, Limettenschale. Etwas Malzwürze bietet schönen Untergrund. Sehr voluminös und breit im Mund, fast schon milchig, mit viel Power direkt beim Antrunk. Flauschig wie eine Wolldecke. Sehr gelungene Süß-Sauer-Balance, mit feiner Rezenz ohne überdreht zu wirken. Tolle Bittere, trifft genau den Punkt. Der Abgang ist lang, zitrusfruchtig und leicht adstringierend. Viel Hopfen klingt nach.
Von allen Brauhof-Bieren ist das mit Abstand das Beste, ein wirklich sehr schönes, perfekt komponiertes Ale. Davon habe ich mir mehr geholt.
Dass in der Brauerei gern mit Zutaten gespielt wird, sieht man auch am Blood Honey Ale, das mit Blütenhonig obergärig gebraut wird. 5,2%, Caramalze, und Huell Melon-Hopfen.

Rostbraun, sieht aus wie Cola-Mix, beinahe blickdicht trüb. Feiner Schaum, der nur eine dünne Krone bildet. Große Schwebeteile sind erkennbar. Deutlich ist der Honig in der Nase erkennbar, das ist auch der einzige Geruchseindruck, der mir bei der empfohlenen Trinktemperatur von 7°C einfällt. Nein, das stimmt nicht, da sind Röstmalznoten und etwas Hefe. Schon beim Antrunk schwappt eine starke Süßewelle über mich. Da ist wirklich sehr viel Honigaroma, das erinnert schon an Met. Der Vergleich zu Colamix ist gar nicht weit hergeholt, da sind auch im Geschmack viele Colaaromen. Sehr weiches Mundgefühl. Ein Hauch von Bittere entsteht im Abgang, daneben etwas Trockenheit, was in Kombination mit der superstarken Süße des Beginns zu einem Gefühl der Pappigkeit kombiniert. Der Nachhall ist mittellang mit viel Honig, der sich sogar auf die Lippen legt.
Ich mag Honig, und man schmeckt ihn hier auch wirklich extrem deutlich; allerdings geht das zu Lasten des Biers. Ich erkenne keinerlei Bieraromen mehr – das könnte genausogut Honigcola sein. Das kann man mögen, ich lege mich hier nicht fest, ob ich es gut oder schlecht finde: Als Honiggetränk finde ich es sehr gelungen, als Bier eher nicht. Schwierig!
Das Your Dark ist wieder etwas klassischer gedacht, ein untergäriges Kellerbier mit 4,9% Alkoholgehalt; Perle und Spalter Select kommen als Hopfen mit Caramalzen zum Einsatz und erreichen 30 BUs.

Dunkel, mit einem Hang zum Rötlichen. Fast komplett klar, nur eine minimale Trübung, wenn man beginnt einzugießen; für die kellerbiertypische Trübung muss man die ganze Flasche eingießen, dann bekommt man auch viele erkennbare Schwebepartikel. Leichte Schaumbildung, schnell abgebaut. Ich rieche zunächst mal Essig, grüner Apfel, etwas leicht buttriges im Hintergrund. Grundsätzlich also lauter typische Fehler in Bier. Ich bin da nicht dogmatisch, wenn ein „Fehler“ interessant wirkt, sehe ich das nicht negativ. Dennoch bin ich gespannt, was da im Mund passiert. Auch dort wirkt das Bier aber unrund. Birnenmost schmecke ich da, Quitte, etwas Essig. Insgesamt ist das Bier zwar weich im Mundgefühl, aber doch recht sauer, mit entsprechenden Effekten auf der Zunge. Mir als Fan von Sauerbier ist es dann aber zu ungewollt sauer, nicht, als ob das so wirklich geplant wäre – es ist keine Milchsäure, sondern Essigsäure. Etwas Malzigkeit scheint durch. Der Abgang ist sehr sauer und bitter, und sehr kurz. Die schöne Rezenz rettet das Bier – aromatisch kann es nicht überzeugen.
Zu guter letzt kommen wir zum Stein des Anstoßes – ein Bier Black Bitch zu nennen ist natürlich wirklich grenzwertig, und selbst wenn man es mit gutem Willen als humorvolle Beschreibung eines wilden Schwarzbiers hinnehmen könnte, muss man sich halt fragen lassen, ob sowas wirklich sein muss. Das Ale hat 4,8% Alkoholgehalt, wird mit Weizenröstmalzen und dem Aromahopfen Perle gebraut.

Schwarz ist es eigentlich nicht, aber tiefbraun. Beinahe blickdicht, leichte stumpfe, braunrote Reflexe. Nur minimale Schaumbildung. Gekochtes Gemüse, Blumenkohl, Spargel, Hefe, etwas Malz. Süß und superweich, mit Aromen von Cola und Malz. Trinkt sich tatsächlich wie ein reines Malzbier, es fehlt jede Andeutung der 4,8% Alkoholgehalt. Aber auch jedes Bieraroma – hier ist ein supersüßes Malzbier, das komplett ohne Bittere oder Säure auskommen will. Eine Bitch ist das nicht, mehr eine gemütliche Tante. Im Abgang noch viel süßer, richtig pappig und matschig, ohne jede Definition. Im Nachhall klingt etwas Getreide nach.
Ein Bier zum Vergessen, wäre da nicht die Geschichte um den Namen. Es ist wirklich verrückt, denn ohne diese dreckige Story außenrum hätte ich mich niemals ein zweites Mal an dieses Bier gewagt, und es auch komplett vergessen.
Oh weh, das Gesamtbild zeigt sich schon dramatisch. Letztlich, so leid es mir als echtem Lokalpatrioten tut: Man sieht an diesen Bieren, dass nicht alles, was sich als Craftbier selbst auszeichnet, auch wirklich gutes Bier sein muss. Fast alle hier probierten Biere empfinde ich eher in die Richtung Spaßmischgetränke orientiert, nicht als ernsthaftes Bier (ich klinge hier wirklich wie ein älterer Herr, der am Stammtisch über ungewöhnliches Bier herzieht). Schön aufgemacht waren sie, die Biere, mit Papierwicklung und Plastikanhänger – aber am Ende bleibt trotzdem der eher mäßige Eindruck aus mittlerer Qualität und großem, unnötigem und hässlichem Getöse abseits des Brauens. Andersrum wäre es mir lieber gewesen.