Traubengeschichten – Grape of the Art De Belair 1993 Bas Armagnac

Grape of the Art Titel

Baco hat als Rebsorte für den Einsatz in Armagnac eine bewegte Geschichte hinter sich. Als sich viele der traditionellen Weinstöcke der Region Armagnac (insbesondere Folle Blanche) als sehr anfällig für Schwarzfäule herausstellten, und auch das Pfropfen mit amerikanischen Rebsorten, die nach der Phylloxerakrise importiert wurden, für sie nicht leicht war, wurde Baco als Alternative schnell sehr beliebt, bis zu dem Punkt, an dem ein Großteil der Armagnacs diese Hybridsorte zumindest in Anteilen enthielten. Mitte der Neunziger des letzten Jahrhunderts fiel sie dann in Ungnade, wurde und wird weitflächig aus den Weinbergen entfernt und durch Ugni Blanc und die wiedererstarkte Folle Blanche ersetzt. Der Grape of the Art De Belair 1993 Bas Armagnac besteht rein aus Baco, daher ist das auch für mich ein interessanter Quervergleich mit anderen Armagnacs, die auf Rebsortenmischungen oder andere Sorten setzen. Im November 1993 wurde gebrannt, im November 2021 abgefüllt, 120 Flaschen in Cask strength mit 52,2% ergab das.

Grape of the Art De Belair 1993 Armagnac

Farblich ist da gebranntes Siena, ein Braun mit leicht rötlichen Reflexen, dem Lagerungsalter von 27 Jahren durchaus angemessen; das Fass mit der Nummer 8L hat im trockenen Keller ganze Arbeit geleistet.

Die Eindrücke der Nase sind, passend zur Jahreszeit, in der ich diese Sätze schreibe, sehr angemessen: Rotbackige Äpfel sehe ich da vor meinem inneren Geruchsauge, vielleicht sogar Bratapfel, mit Muskatnuss und Zimt gewürzt; Malz ist da, aber auch sehr viel Steinfrucht, Pfirsich und Pflaumen vor allem. Und, da kommt der Apfel wieder durch, mehr als nur eine Erinnerung an Calvados.

Am Gaumen setzt sich das fort, die freche Frische aus Kümmel und Apfel erzeugt eine wirksame Bittere, aber ohne eine harte Kante. Leichte Teerigkeit deutet auf die Produktion in der typischen Armagnac-Brennweise hin, da ist man noch sehr rustikal unterwegs. Sehr angenehm wirkt der De Belair in der Struktur: ideal ausbalancierte Süße und Säure, mit ganz mildem, aber vorhandenem weißen Pfeffer, der das weiche Mundgefühl vom Einfachen ins Erwachsene dreht. Der Abgang ist dann eher kurz, bleibt aber elegant, der Kümmel kommt nochmal kurz hoch und gibt dann hopfigen Jasmin im Nachhall Platz, mit feiner Wärme.

Ein toller Armagnac, rund und edel, bei dem trotz des Alters viele Fruchteindrücke erhalten bleiben, und das Holz diese wunderbar ergänzt.

Offenlegung: Ich danke Grape of the Arts für die kosten- und bedingungslose Zusendung dieses Samples.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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