Die Gemeinde Fucking in Oberösterreich hatte genug davon, dass Touristen nur deswegen dorthin kamen, um sich mit dem Ortsschild fotografieren oder jene sogar mitgehen zu lassen. Seit Anfang 2021 heißt der Ort offiziell Fugging, und die Gagsammler müssen sich andere Locations suchen, um ihren Durst nach spätpubertären, semiwitzigen Selfies zu stillen. Ich empfehle dazu den oberbayerischen Ort Titting, damit kann man sicher auch viel Spaß haben. Und wenn man schon dort ist, kann man das lokale Bier probieren: das nach dem bayerischen Reinheitsgebot und mit Zutaten aus kontrolliert heimischem Anbau in Flaschengärungsweise hergestellte Gutmann Hefeweizen.
Ich kenne kaum ein Hefeweizen, das einen derart prägnanten Hefesatz aufweist, wie dieses Bier. Hier kann man deutlichst sehen, warum man ein Hefeweizen einschenkt, wie man es eben tut – das Bier ist fast klar, bis man das letzte Viertel etwas aufschwenkt und dann nachgießt. Man kann der Hefe dabei zuschauen, wie sie das Bier eintrübt, während sie nach unten sinkt. Sehr interessant. Der Schaum ist gemischtblasig und kurzlebig, die Farbe nach der Trübung ein beinahe blickdichtes Safran.
Ganz stark bananig und hefig ist das Bier im Geruch, mit feiner Würze und einem Hauch von brauner Soße, ansonsten eher zurückhaltend. Eine runde Cremigkeit beginnt schon im Antrunk, mit milder Süße und schöner bananig-zitroniger Fruchtigkeit. Sehr breit und voll im Mund, dezent würzig, eine leichte Salzigkeit baut sich auf. Sehr frisch, leicht säuerlich und rezent, dadurch sowohl hocherfrischend als auch leicht. Der Abgang ist dann doch sehr säuerlich, immer noch frisch, für ein Hefeweizen vergleichsweise lang und mit einer Zitronennote. Etwas astringierend, trocken und feinherb. Dies alles schließt einen sehr spannenden und komplexen Geschmacksbogen, ohne je schwierig zu werden, 5,2% Alkoholgehalt tun ihren Teil dazu.
Ein wirklich tolles Bier, definitiv in den Top 3 meiner Hefeweizenfavoriten, mit Tendenz nach ganz oben. Im Sommer unerreichbar. Ich rate jedem Hefebierfreund, jetzt noch schnell zuzuschlagen, bevor der Herstellungsort sich auch nach Tidding umbenennen und der Preis des Bieres wegen der dadurch nötigen Umetikettierung steigen wird!