Neulich habe ich es im Fernsehen gesehen – es kam eine Werbung für das alternative globale Positionierungssystem What3Words. Die Idee dahinter ist, dass man jeden Ort auf der Welt durch eine Kombination von 3 Wörtern beschreiben kann, die sich leichter merken lassen als die unhandlichen Zahlenkolonnen des GPS-Systems. „///Fear.Movie.Lions“ ist dabei die Wortkombination für die Stone-Brauerei in Richmond in den USA, und das ist auch die Inspiration für das Stone ///Fear.Movie.Lions Hazy Double IPA. Abgefüllt in einer Dose mit 473ml, die als witziges Detail eine nette Darstellung des Stone-Maskottchens, des Gargoyles, in der Metalllasche eingeschnitten hat.
Nach dem Eingießen sieht man ein sattes Safrangelb im Glas. Naturtrüb weil ungefiltert, darauf legen die Brauer großen Wert. Auch ohne Gegenlicht sieht man Milliarden von winzigsten Bläschen allerorten rasend schnell nach oben steigen, eine richtig wilde Jagd zur Oberfläche, was hier veranstaltet wird. Der Schaum ist mittel- bis großblasig, für ein Ale ausdauernd und dick.
Von Stone Brewing erwarte ich selten ein zurückhaltendes, dezentes Bier, und schon die Nase kündigt an, dass wir das auch hier nicht zu befürchten haben. Eine freche Mischung aus Tropenfrucht und Hopfenbittere schlägt von Anfang an zu, ohne Rücksicht zu nehmen – man meint, schon eine leichte Betäubung der Riechzellen abzubekommen. Grüne Ananas kombiniert sich hier mit dem Geruch eines schon eine Weile arbeitenden Komposthaufens, da sind neben der Frucht auch viele erdige, grasige und fast schon pferdestallartige Noten.
Auch im Mund ist so eine Dunkeltönigkeit, die mich bei einem DIPA überrascht, fast schon malzig wie ein belgisches Dubbel wirkt das. Erdigkeit, schwere Süße, so beginnt das FML, geht dann immer mehr in die kantige Grapefruitbittere über, und schließlich kommt noch limettige Säure dazu – ein gar nicht unspannender Geschmacksbogen. 8,5% Alkoholgehalt spürt man nach wenigen Schlucken schon, nicht nur im Effekt, auch in der bombig fetten Textur, das wirkt stellenweise wie die aufgeschäumte Milch auf einem Cappuccino.
Der Abgang ist dafür kurz, ein bisschen eckig, was aber durch die durchgängige Süße aufgefangen wird – erst ganz zum Schluss wird das Zäpfchen hinten im Rachen gekitzelt, eine fette bitterlastige Adstringenz setzt ein, und die Stone-Charakteristika kommen dann voll durch.
Eine Bombe, vor allem von der unglaublichen, zum darauf Herumkauen anregenden Textur her, um so besser, dass sich aromatisch nicht auch noch alles gleichzeitig nach vorne drängelt. Ein Bier, wie ich es von Stone kenne, für die Freunde des Angriffs auf alle Rezeptoren – wer ein zartes Bier zum Gaumenklären sucht, oder zur Erfrischung, bitte woanders suchen: das hier ist eine Faust ins Gesicht.